Ahrensburg. Nach dem Abendblatt-Bericht über Zustände am Ahrensburger Einkaufszentrum sehen die Vorsitzenden aller Fraktionen Handlungsbedarf.

Prügel für den couragierten Centermanager, Drohungen gegen Kunden und den Kioskbetreiber, verängstigte und von Lärm und Unrat genervte Anlieger der Klaus-Groth-Straße mitten im Zentrum der Stadt – der Abendblatt-Bericht über die unhaltbaren Zustände am und im Ahrensburger Einkaufszentrum CCA ruft nun auch die Kommunalpolitik auf den Plan. „Ich bin entsetzt über das, was das Abendblatt diesbezüglich aufgedeckt hat“, sagt zum Beispiel FDP-Fraktionschef Thomas Bellizzi. „Die Entwicklung am CCA ist erschreckend, besonders die offenbar zunehmende Verrohung von Teilen der Gesellschaft.“

Bürgermeister Michael Sarach und sein Fachbereichsleiter für Ordnungsangelegenheiten müssten sich dringend mit der Polizei zusammensetzen, um die Situation zu entschärfen, sagt Thomas Bellizzi. Was war geschehen? Unter der Überschrift „Ahrensburg: CCA-Manager fordert Sicherheitspersonal“ berichtete das Abendblatt am 21. August darüber, dass sich die seit Jahren vorherrschende Lage im Zentrum der Stadt zuspitzt. So beklagen Anwohner, dass sich auf dem Vorplatz des CCA an der Klaus-Groth-Straße und rund um den Penny-Markt häufig Jugendliche versammeln. Sie grölen oft, einige lassen wiederholt die Motoren ihrer Autos in den Abendstunden aufheulen. Viele betrinken sich, hinterlassen Plastikmüll, Scherben und Zigarettenkippen.

CDU und Grüne wollen mehr Personal beim Ordnungsamt

CCA-Manager Erich Lawrenz berichtet von Belästigungen seiner Kunden und Ladendiebstählen durch Jugendliche. Beim Versuch, für Ordnung zu sorgen, wurde er schon körperlich angegriffen. Er will Sicherheitspersonal im CCA-Eingangsbereich postieren lassen. Die Polizei verzeichnet regelmäßige Einsätze, vor allem wegen Ruhestörungen. So am vergangenen Donnerstag kurz vor 23 Uhr. „Wir hatten den CCA-Vorplatz schon immer im Fokus, derzeit achten wir noch mehr auf die Lage dort“, sagt Marco Hecht-Hinz, Dienstgruppenleiter der Ahrensburger Polizei. Unter anderem würden Platzverweise verhängt.

Die Frage, ob die Stadt Jugendlichen zu wenig Freizeitangebote unterbreite, kontert Stadtverordneter Bellizzi mit den Worten: „Auf keinen Fall. Die, die sich dort versammeln, haben überhaupt kein Interesse an den zahlreichen Angeboten der Stadt.“ Um die Situation zu verbessern, sehe er allerdings vor allem die Polizei in der Pflicht, die qua Gesetz für Sicherheit und Ordnung auch immer dann zuständig sei, wenn die städtische Ordnungsbehörde nicht in der Lage sei, selbst tätig zu werden. Zum Beispiel, weil sich die Geschehnisse außerhalb der Dienstzeiten der städtischen Mitarbeiter abspielen. Zur Frage eines möglichen städtischen Ordnungsdienstes, den Bürgermeister Sarach grundsätzlich gutheißt, der aber mehr Personal erfordere, sagt der FDP-Mann: „Das ist auch mit dem vorhandenen Personal zu leisten. Zum Beispiel, indem wir den Politessen mehr Befugnisse zum Einschreiten erteilen.“ Außerhalb von deren Dienstzeit müsse eine Vereinbarung mit der Polizei getroffen werden, da diese zuständig sei.

Betroffen über die Übergriffe in jüngerer Vergangenheit

CDU-Fraktionsvorsitzender Detlef Levenhagen: „Ein städtischer Ordnungsdienst ist grundsätzlich eine gute Sache“
CDU-Fraktionsvorsitzender Detlef Levenhagen: „Ein städtischer Ordnungsdienst ist grundsätzlich eine gute Sache“ © HA | Christian Thiesen

Auch CDU-Fraktionschef Detlef Levenhagen zeigt sich betroffen über die Tatsache, dass es in jüngerer Vergangenheit zu Übergriffen kam. „Wenn Menschen dort nicht ungehindert ihres Weges gehen können, ist das Nötigung. Wenn der Centermanager geschlagen wurde, ist das Körperverletzung. Beides sind Straftaten. Das geht gar nicht.“

Zu einem städtischen Ordnungsdienst sagt der CDU-Politiker: „Das ist grundsätzlich eine gute Sache. Ich werde gleich nach der Sommerpause die Mehrheitsmeinung in meiner Partei abfragen. Ich könnte mir vorstellen, dass wir dafür eine neue und auf ein bis zwei Jahre befristete Stelle im Rathaus schaffen.“ Das und ein privater Sicherheitsdienst, den der Centermanager bei den neuen CCA-Eigentümern bereits beantragt hat, seien Wege, der Probleme Herr zu werden. „Denn“, so Levenhagen, „dass die jungen Leute dort immer wieder an Alkohol gelangen, ist nur schwer unter Kontrolle zu bekommen.“

Politiker halten Prävention für wichtig

Auch die Fraktionsvorsitzenden der anderen Parteien wollen die Zustände am CCA nach der Sommerpause zum Thema machen. „Damit sollte sich der Sozialausschuss beschäftigen und überlegen, welche Möglichkeiten der Ansprache der Jugendlichen es gibt“, sagt Hartmut Möller von der SPD. Wichtig sei es, schon vorbeugend tätig zu werden, um die schlimmen Auswüchse des Jugendtreffs am CCA einzudämmen. „Es besteht sonst die Gefahr, dass sich die Szene nur an einen anderen Ort in Ahrensburg verlagert und es dann dort Probleme gibt.“

Die Befürchtung, dass der Jugendtreff durch Gegenmaßnahmen bloß zu einer anderen Stelle verdrängt wird, sieht auch Hinrich Schmick (WAB). Auch er hält daher Prävention für wichtig. „Die Stadt muss mit Jugend- und Sozialarbeitern die Jugendlichen betreuen.“ Für einen städtischen Ordnungsdienst sei die Wählergemeinschaft dennoch aufgeschlossen. „Wir sollten diesen durch das Umschichten von Personen und Aufgaben schaffen. Wenn er zusätzliches Geld kostet, werden wir nicht nein sagen, schließlich ist der Platz am CCA ein wichtiger Platz in Ahrensburg.“

Politische Mehrheit für den Ordnungsdiesnt scheint möglich

Grünen-Fraktionsvorsitzende Monja Löwer: „Der Bereich Ordnungsamt muss in Ahrensburg generell einmal angegangen werden“
Grünen-Fraktionsvorsitzende Monja Löwer: „Der Bereich Ordnungsamt muss in Ahrensburg generell einmal angegangen werden“ © HA | HA

Monja Löwer (Grüne) will das Thema CCA in ihrer Fraktion ansprechen. Sie spricht sich für mehr Personal für einen städtischen Ordnungsdienst aus. „Der Bereich Ordnungsamt muss in Ahrensburg generell einmal angegangen werden. Das Amt sollte auch an anderen Stellen außerhalb der herkömmlichen Dienstzeiten tätig werden“, sagt die Stadtverordnete. Bedarf gebe es etwa auch sonnabends beim Wochenmarkt. Für das CCA sei ein gemeinsames Konzept von Stadt und Polizei wichtig.

Die Äußerungen der Ahrensburger Kommunalpolitiker lassen den Schluss zu, dass eine politische Mehrheit für einen städtischen Ordnungsdienst im Außeneinsatz möglich erscheint. Fraglich bleibt, ob und wie viel Personal ihm die Stadtverordneten bewilligen.

Centermanager Erich Lawrenz will es derweil nicht bei seinem Vorstoß für privates Sicherheitspersonal belassen. Mehrfach sei er auf den Abendblatt-Bericht angesprochen worden: „Die Leute haben sich alle erleichtert geäußert, dass die Probleme so klar benannt wurden.“ Nun plant er eine Zusammenkunft der 16 Geschäftsinhaber im CCA für Mitte September. Der zunehmende Ärger werde das beherrschende Thema sein.

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