Reinfeld/Kiel. Die Autobahn 1 bei Reinfeld wird zur Teststrecke für Lastwagen mit Elektroantrieb. Der Versuch kostet rund 14 Millionen Euro.
Über die Autobahn 1 bei Reinfeld sollen von Ende 2018 an Lastwagen mit Elektroantrieb rollen. Mit Bundesmitteln entsteht dort auf einem knapp sechs Kilometer langen Abschnitt eine von zwei bundesweit geplanten Teststrecken. Schleswig-Holsteins Landesregierung sowie Partner aus Wirtschaft, Wissenschaft und Kommunen haben am Donnerstag eine entsprechende Vereinbarung unterzeichnet. „Der E-Highway bietet die Möglichkeit, einen ökonomisch wie ökologisch nachhaltigen Güterverkehr auf den Weg zu bringen“, sagte Wirtschaftsminister Bernd Buchholz (FDP) aus Ahrensburg bei der Unterzeichnung in Kiel.
Die Kosten für den Feldversuch zwischen Reinfeld und Lübeck betragen rund 14 Millionen Euro. Der zweite Testabschnitt ist auf der A 5 zwischen Darmstadt und dem Frankfurter Flughafen geplant. „Die Hoffnung ist, dass dies künftig zur Basisinfrastruktur einer deutschen Autobahn wird“, sagte Umweltminister Robert Habeck (Grüne).
Masten mit zweipoligen Oberleitungen werden im Abstand von 65 Metern aufgestellt
Das Projekt sieht die Nutzung von Hybrid-Lkw vor, die auf den Testabschnitten in beide Richtungen auf Knopfdruck auf den Elektroantrieb umschalten und automatisch den Stromabnehmer ausklappen. Dafür werden entlang der Strecke im Abstand von 65 Metern Masten mit zweipoligen Oberleitungen aufgestellt. An der Fahrbahn selbst muss dafür nichts verändert werden. Lkw ohne Stromabnehmer können problemlos darunter fahren.
An dem Projekt beteiligt ist auch Schiffbauingenieur Jan Bachmann von der Fachhochschule Kiel. „Wir halten Oberleitungen für den sinnvollsten Ansatz“, sagte er. Möglich sei damit eine Geschwindigkeit von bis zu 100 Kilometer pro Stunde. „Für Lkw reicht das allemal.“ Geplant ist auch eine Isolation der Leitungen zum Schutz von Vögeln. Wissenschaftler wollen durch den Feldversuch wichtige Erkenntnisse zur Elektromobilität im Straßengüterverkehr gewinnen.
Umweltminister Habeck spricht von einem „sehr verheißungsvollen“ System
Wirtschaftsminister Bernd Buchholz sprach von einem „innovativen Projekt“. Nach seiner Ansicht „werden 70 Prozent des Güterverkehrs im Zweifel auf der Straße bleiben“. Umweltminister Habeck sieht das ähnlich und spricht von einem „sehr verheißungsvollen“ System. „Die Vorstellung, dass irgendwann keine Lkw mehr auf den Autobahnen fahren werden, ist sehr unwahrscheinlich.“ Deshalb sei es nötig, andere Möglichkeiten auszuloten, den Verkehr sauberer zu machen. „Gerade als Land, das viel erneuerbaren Strom produziert, sind wir gefragt, mit Pilotprojekten in der Elektromobilität voranzugehen.“
Bis Ende November 2018 sollen die Bauarbeiten beendet sein. Die Spedition Bode aus Reinfeld wird die Strecke dann nach derzeitigem Stand mit vier oder fünf Elektro-Lkw über mehrere Jahre befahren. Deren Lastwagen werden ihren Strom aus der Leitung ziehen. Möglich wird es auch sein, Batterien während der Fahrt aufzuladen.