Oststeinbek. Oststeinbeker Politiker zögern, dem Projekt die Freigabe zu erteilen. Ursprünglich war Eröffnung im vergangenen Juli geplant.

Stell’ dir vor, du mietest eine Wohnung und darfst nicht einziehen. So ergeht es derzeit Felix Seeliger (36) und Jan-Oliver Wulf (34). Die beiden Jungunternehmer betreiben ein Fitnessstudio in Wilhelmshaven und wollen in Oststeinbek expandieren. Dort haben sie schon seit Monaten eine 3200 Quadratmeter große Fläche im ersten Stock des Ostkreuz-Centers im Gewerbegebiet gemietet. Wann Mitglieder in den Räumen Gewichte stemmen können, ist jedoch völlig unklar.

Ursprünglich war die Eröffnung im vergangenen Juli geplant. Jetzt soll es im vierten Quartal dieses Jahres geschehen. Doch das Projekt könnte sich weiter verzögern. Grund ist die Verkehrssituation an der Kreuzung Willinghusener Weg/Möllner Landstraße, über die Kunden das Einkaufszentrum erreichen. Dass die beiden Fitnessexperten in Oststeinbek noch kein Geld verdienen, daran sind sie nicht ganz unschuldig.

Entscheidungsträger fürchteten Konkurrenz

Aber der Reihe nach: Nachdem der Mietvertrag unterschrieben ist, machen die beiden Geschäftsführer im Winter vor dem Ostkreuz-Center kräftig Werbung und generieren Kunden. Dann teilt ihnen die Gemeinde mit, dass im Bebauungsplan ein Sondergebiet mit großflächigem Einzelhandel festgelegt und ihr Vorhaben unter diesen Voraussetzungen nicht zu verwirklichen ist. Seeliger und Wulf sagen, sie hätten sich auf die Aussagen ihres Vermieters verlassen. Das sei ein Fehler gewesen. Die Jungunternehmer benötigen nun die Hilfe der Politik für eine B-Planänderung.

Doch die Entscheidungsträger sträuben sich (das Abendblatt berichtete), fürchten Konkurrenz für das bestehende Fitnessstudio Medi-Terrain, das eine Tochter des Oststeinbeker Sportvereins und Mieter der Kommune ist. Daraufhin schreiben Bürger an Politik und Verwaltung, es fehle an bezahlbaren Fitnessangeboten. Die Parteien fassen schließlich den Aufstellungsbeschluss für einen Bebauungsplan. Voraussetzung für weitere Beschlüsse ist jedoch ein problemloser Verkehr über den Willinghusener Weg.

Gemeindevertretung soll am 9. Oktober entscheiden

Deswegen stellte Verkehrsplaner Michael Hinz nun die Ergebnisse seiner Untersuchung im Bau- und Umweltausschuss vor. Er sagte: „Der Verkehr wird durch das Fitnessstudio nicht zum Zusammenbrechen kommen, aber es sind teilweise Verhältnisse wie in der Großstadt.“ In Spitzenzeiten prognostiziert er 120 Fahrzeuge mehr pro Stunde am Knotenpunkt, die in beiden Richtungen unterwegs sind. Baut Oststeinbek in dem Bereich noch Seniorenwohnungen und erweitert das Gewerbegebiet mit Anbindung an den Willinghusener Weg, steigt die Zahl der Fahrzeuge weiter. Um längere Wartezeiten an den Ampeln mit Blick auf diese Projekte zu vermeiden, empfiehlt Hinz, „dort langfristig etwas zu machen“.

Daraufhin tritt das Gremium auf die Bremse, sieht mit den Stimmen von CDU und SPD vom Entwurfs- und Auslegungsbeschluss ab. Die Fraktionen wollen intern über das Thema sprechen. Die Entscheidung liegt ohnehin bei der Gemeindevertretung. Sie tagt am 9. Oktober. Sollte auch dort noch Beratungsbedarf angemeldet werden, sind Bebauungsplan und Fitnessstudio-Eröffnung für 2017 vom Tisch.

Unternehmer bieten Fraktionen Gespräche an

CDU-Fraktionschef Hans-Joachim Vorbeck: „Es ist nicht einfach zu entscheiden, und es gibt berechtigte Sorgen.“ Er hätte gerne zuerst Seniorenwohnungen und Gewerbe entwickelt. Seeliger, der mit seinem Partner zwei Millionen Euro in den Standort investieren will, sagt: „Ich sehe kein Problem beim Verkehr durch uns.“ Ein Rückzug aus Oststeinbek sei für ihn kein Thema. Er biete den Fraktionen Gespräche an.