Oststeinbek. Nach Abendblatt-Bericht fordern Bürger die Gemeindevertreter auf, Wettbewerb zuzulassen. Bebauungsplan soll jetzt geändert werden.

Große Erleichterung bei den Geschäftsführern des geplanten neuen Fitnessstudios im Oststeinbeker Ostkreuz-Center: Nach dem Abendblatt-Bericht hatten sich viele Bürger bei den Politikern für das neue Angebot stark gemacht. Trotz anfänglicher Bedenken haben die Oststeinbeker Gemeindevertreter jetzt einstimmig den Weg für die notwendige Änderung des Bebauungsplans geebnet. Sie wollen über das Projekt im Bauausschuss am 8. Mai weiter beraten. Damit besteht für das Zwei-Millionen-Euro-Projekt der beiden Jungunternehmer aus Buxtehude wieder Hoffnung. „Wir freuen uns unheimlich über die Zustimmung der Politiker“, sagt Geschäftsführer Felix Seeliger (35).

Wie berichtet, wollen Seeliger und sein Kompagnon Jan-Oliver Wulf (33) Anfang Juli über den Geschäften auf 3200 Quadratmetern ein Fitnessstudio mit breitem Sportangebot, Saunalandschaft und Solarium eröffnen. Und zwar zu Mitgliedsbeiträgen, die bei unter 20 Euro im Monat starten. Rund 300 Mitglieder haben sie schon geworben, 200 davon kommen aus Oststeinbek. Die beiden Jungunternehmer streben auf Sicht die 10.000-Mitglieder-Marke an. Sie wollen 35 Arbeitsplätze schaffen und langfristig Gewerbesteuern im sechsstelligen Bereich an die Gemeinde zahlen. Sie hatten jedoch übersehen, dass im Einkaufszentrum laut gültigem Bebauungsplan (B-Plan) ein solches Geschäft nicht zulässig ist.

Für eine Verwirklichung des Projekts müsste der Bebauungsplan geändert werden

Die Gemeinde hatte die beiden Unternehmer, die seit 2011 ein Fitnessstudio in Wilhelmshaven betreiben, darüber informiert, dass eine Änderung des B-Plans notwendig ist. Bürgermeister Jürgen Hettwer: „Die maximale Verkaufsfläche von 14800 Quadratmetern für das Gebäude ist im Untergeschoss schon ausgeschöpft. Wir müssen im Bebauungsplan zudem eine textliche Änderung machen, dass dort auch Sport zugelassen ist.“ Es wäre die 11. Änderung des B-Plans für das Gewerbegebiet. Zuletzt hatten die Politiker die Pläne für die Ansiedlung eines Tierfutterhandels im Erdgeschoss geändert. Die Kosten für die Planänderung betragen „unter 10.000 Euro“, schätzt Hettwer.

Die Oststeinbekerin Erika Kurzai (65) wünscht sich ein Fitness-Studio, das auch für
Die Oststeinbekerin Erika Kurzai (65) wünscht sich ein Fitness-Studio, das auch für "Otto-Normalverbraucher" bezahlbar ist. © Barbara Moszczynski | Barbara Moszczynski

Bei den Politikern hatte es zunächst nach einer Ablehnung des Projektes ausgesehen. CDU und Oststeinbeker Wählergemeinschaft (OWG) äußerten sich besorgt über die Konkurrenz für das seit zehn Jahren bestehende Fitnessstudio Medi-Terrain. Es zahlt für seine Räume Miete an die Gemeinde und ist eine 100-prozentige Tochter des Oststeinbeker Sportvereins (OSV). Dort beginnen die Monatsbeiträge für OSV-Mitglieder bei 49 Euro für den Premium-Tarif mit Wellness-, Fitness- und Kursangeboten. Nicht-Mitglieder müssen sogar 62 Euro pro Monat bezahlen.

Politiker hatten zunächst deutlich ihre Bedenken formuliert

Die SPD befürchtete eine starke Zunahme des Verkehrs durch die Neuansiedlung. Laut Bürgermeister Hettwer sollen im neuen Fitnessstudio in der Spitze zwischen 17 und 19 Uhr künftig 200 Personen trainieren. Er sagt: „Es mag sein, dass beide Betreiber nebeneinander bestehen können. Auf die Dauer muss man das sehen.“

Seeliger und Wulf starteten eine Vorstellungsinitiative bei den Fraktionen und erfuhren für ihr Angebot vor allem von den Bürgern viel Unterstützung. Auch jetzt in der Gemeindevertretersitzung machten sich mehrere Einwohner stark für eine kostengünstige Alternative zum bestehenden Fitnesssangebot. So meinte etwa die Oststeinbekerin Erika Kurzai (65): „Dieses Studio ist auch für Otto-Normalverbraucher zu bezahlen.“

Nun soll der Bauausschuss das weitere Vorgehen beraten

Die Politik ruderte deshalb am Montagabend zurück. „Die Firma bringt uns in eine ungünstige Drucksituation“, bekannte Hans-Joachim Vorbeck (CDU). Seine Fraktion sei nun der Meinung, dass sie den Wettbewerber zulassen sollte „damit mehr Menschen sich ein Fitnessstudio leisten können.“ Das Thema solle deshalb in den politischen Beratungen vorgezogen und schnell zu einem Abschluss gebracht werden. SPD-Fraktionschef Christian Höft sagte: „Konkurrenz belebt das Geschäft, wir können nicht um jeden Preis ein Fitnessstudio verhindern. Es könnte das Thema Sport in Oststeinbek auch beleben.“ Er stellte den Antrag, im Bauausschuss weiter über das Projekt zu beraten. Auch der Bauausschuss-Vorsitzende Rudi Hametner (OWG) meinte, die Gemeinde sollte nicht in einen möglichen Wettbewerb vor Ort eingreifen. Schließlich stünde die Obergeschoss-Fläche schon seit mehr als acht Monaten leer. Jürgen Verwiebe (FDP) betonte: „Eine so große Fläche sollte auf jeden Fall vermarktet werden.“

Die Verwaltung will bei der nächsten Bauausschusssitzung die Möglichkeiten zur Planänderung aufzeigen. „Wir werden die Fakten gegenüberstellen“, sagt der Bürgermeister. Die Kosten für die B-Plan-Änderung müssten voraussichtlich die Unternehmer tragen. „Das ist ein Riesenprojekt, daran soll es nicht scheitern“, sagt Felix Seeliger.