Glinde. Experten prognostizieren für Sönke-Nissen-Schule 32 Prozent weniger Jungen und Mädchen bis 2022. Lehrer müssten dann versetzt werden.
Es sieht nicht gut aus für die Sönke-Nissen-Gemeinschaftsschule in Glinde, sollte sie eigenständig bleiben. Das geht aus dem neuen Schulentwicklungsplan für den Süden Stormarns hervor. Laut der Prognose sinkt die Schülerzahl an der Bildungseinrichtung in den kommenden fünf Jahren um satte 32 Prozent von jetzt angenommenen 509 Jungen und Mädchen auf 344. Tritt dieser Fall ein, müssten zum Beispiel Lehrer versetzt werden. „Und die Stadt zahlt für leerstehende Räume. Auch darum ist die Schulfusion richtig“, sagt Bürgermeister Rainhard Zug.
Jene mit der Gemeinschaftsschule Wiesenfeld zum Sommer 2018 hatten die Politiker beschlossen. Ob es dazu kommt, ist jedoch fraglich. Die Wiesenfelder Elterninitiative „Interessengemeinschaft – Schulvielfalt in Glinde“ möchte die Zusammenlegung verhindern und hatte ein Bürgerbegehren initiiert. Am 24. September kommt es zum Bürgerentscheid.
Schlimmster Fall: Die Schule wird geschlossen
Die Parteien sprechen von einem ungerechten Zweiklassensystem an Glindes Gemeinschaftsschulen, wollen es abschaffen. Denn das Abitur ist nur in Wiesenfeld möglich. Die stark nachgefragte Schule musste in der Vergangenheit auch Glinder Viertklässler ablehnen. Ein Großteil von ihnen landeten auf der Sönke-Nissen-Schule, die keine Oberstufe hat und deswegen weniger beliebt ist. Mit einer Fusion wäre dieses Problem behoben. Die Fusionsgegner befürchten ob der Größe unter anderem eine anonyme Lehranstalt. Inzwischen gibt es in der Stadt zwei Interessengruppen mit gegensätzlichen Zielen, beide werben an Ständen auf dem Marktplatz um Unterstützung.
Petra Grüner, Stadtvertreterin der Grünen, sagt über den neuen Schulentwicklungsplan: „Die sinkenden Zahlen für die Sönke-Nissen-Schule untermauern unsere Argumente. Dadurch wird auch das Angebot schlechter, die Schule verliert an Attraktivität.“ Im schlimmsten Fall kann das Bildungsministerium in Kiel sogar eine Schule schließen, nämlich wenn die geforderte Schülerzahl über einen längeren Zeitraum unterschritten wird. Für Gemeinschaftsschulen liegt diese laut Glinder Verwaltung bei 240. „Soweit wird es aber nicht kommen“, sagt Bürgermeister Zug. Platzt die Zusammenlegung, werde man mit gezielten Maßnahmen dem Trend entgegenwirken und zum Beispiel am Konzept arbeiten und die Vernetzung mit Betrieben vorantreiben. Die Wiesenfelder Elterninitiative schlägt eine Oberstufenkooperation vor. „Dadurch würde die Schülerzahl an der Sönke-Nissen-Schule steigen“, sagte sie dem Abendblatt.
Untersuchung klammert Abkehr vom Turbo-Abi aus
Zug hatte sich einen späteren Fusionstermin gewünscht, um im Schulzentrum am Oher Weg noch Umbauten wie eine neue Mensa verwirklichen zu können. Dort soll die Wiesenfelder Schule hinziehen und ihre neuen Räume am Holstenkamp mit dem Gymnasium tauschen, das sich jetzt noch mit der Sönke-Nissen-Schule unter einem Dach befindet. Die Stadt Glinde hatte den Standort Holstenkamp über mehrere Jahre für elf Millionen Euro ausgebaut – zugeschnitten auf das Konzept der Wiesenfelder Schule.
Diese legt in den kommenden fünf Jahren bei der Schülerzahl laut Prognose von 741 auf 789 zu. Allerdings berücksichtigt die Untersuchung nicht die Pläne der neuen Landesregierung mit der Rückkehr zu 13 Schuljahren an Gymnasien. Experten erwarten durch die Abkehr vom Turbo-Abi rückläufige Anmeldungen an Gemeinschaftsschulen.
Den Schulentwicklungsplan haben Reinbek, Glinde, Barsbüttel, Oststeinbek und Wentorf vom Unternehmen biregio für 20.000 Euro erstellen lassen. Er umfasst die Schuljahre 2017/18 bis 2022/2023. Das Dokument ist derzeit für Interessierte auf der Internetseite der Stadt Reinbek einsehbar.