Grosshansdorf. Sanierung beginnt im September mit der Neugestaltung des Sitzungssaals. Gemeindevertretung tagt anderthalb Jahre im Kiekut-Center.
Große Mobilität und viel Flexibilität sind in den kommenden zwei Jahren im Großhansdorfer Rathaus gefragt. Also Eigenschaften, die nicht wesentlich dem Berufsbild von Verwaltungsmitarbeitern zugeordnet werden. Doch im Rathaus am Barkholt 64 herrscht demnächst der Ausnahmezustand. Und niemand sollte sich dann darüber wundern, wenn Sachbearbeiter nicht mehr am altvertrauten Ort sitzen, manche ab und zu in Kitteln unterwegs sind und Umzugskisten packen oder herumtragen.
Ins Rathaus kommt notwendigerweise viel Bewegung, weil im September endlich die dringende, seit vier Jahren diskutierte Sanierung beginnt. Nach der Sitzung des Bauausschusses am 5. September wird der Sitzungssaal in der ersten Etage des Rathauses gesperrt und umgebaut. Es ist der Auftakt einer eng verzahnten mehrstufigen Bauplanung, die logistisch aufwendig ist, weil der Verwaltungsbetrieb unter erschwerten Bedingungen weitergehen muss.
Bis Sommer oder Herbst 2019 Sanierungsarbeiten
Ende Oktober sollen Kämmerei und Gemeindekasse ihr Domizil im eingeschossigen Anbau zwischen Rathaus und Waldreitersaal aufgeben und in den dann umgebauten ehemaligen Sitzungssaal umziehen. Anfang 2018 wird der von der Kämmerei geräumte Flachbau abgerissen, um Platz für einen zweigeschossigen Kubus zu machen. Das barrierefreie neue Gebäude (mit direkter Anbindung ans Rathaus und an den Waldreitersaal), das vermutlich 2018 fertiggestellt wird, bekommt einen Sitzungssaal im Erdgeschoss und Büros in der ersten Etage.
Die zum Teil zeitgleichen Arbeiten im Rathaus starten im April 2018. Bis zum Sommer oder Herbst 2019 wird das Gebäude aus den 60er-Jahren aufwendig saniert und modernisiert, vor allem sicherheitstechnisch und energetisch. Es werden neue Elektroleitungen und EDV-Verkabelungen gelegt, die komplette Heizungsanlage wird erneuert, neue Fenster werden eingesetzt und kritische Stellen im Inneren des Gebäudes so isoliert, dass es nicht wie zurzeit kostspielige Wärmeverluste gibt.
Dienstags werden alle Ämter geschlossen sein
All das ist gewissermaßen eine Operation am offenen Herzen. Um den Betrieb trotz der Einschränkungen nicht zu gefährden, müssen einige Mitarbeiter zeitweilig umziehen – entweder in die ehemalige Reha-Stätte, wo zurzeit schon das Flüchtlingsamt arbeitet, oder in ein früheres Wohnhaus direkt neben dem Rathaus, das die Gemeinde vorsorglich gekauft und unter Einsatz des Bauhofes geringfügig umgebaut hat. Das Gros der Verwaltung, darunter der Bürgermeister, wird auch während des Umbaus weiter im Rathaus arbeiten. „Das mag einige Umstände mit sich bringen. aber wir wollten vermeiden, die Verwaltung in einem Containerdorf vor dem Rathaus anzusiedeln – auch wegen der hohen Kosten.“
Das organisierte Durcheinander hat auch Folgen für die Bürger, denn der Service muss trotz aller Rochaden eingeschränkt werden. Dienstags werden in der Bauphase alle Ämter geschlossen sein, und es kann in einzelnen Bauphasen punktuell zu weiteren Einschränkungen kommen.
Neues Rathaus soll nicht mehr als 2,35 Millionen Euro kosten
Auch die Politik muss sich in der Übergangsphase umstellen, bis sie 2019 ihren neuen Sitzungssaal im Kubus beziehen kann. Für die Gemeindevertretung und die Ausschüsse wurde ein schon längere Zeit leerstehendes Geschäft im Kiekut-Center, direkt neben dem Eingang zum U-Bahnhof, gemietet. Der eher spartanische Raum wird mit Mobiliar aus dem Rathaus ausgestattet.
Als Extra-Investitionen, sagt Bürgermeister Voß, seien nicht mehr als ein preiswerter Teppichboden („wegen der Akustik“) und eventuell noch Vorhänge geplant („damit die Außengäste des Restaurants Grappolo nicht von Live-Sitzungen gestört werden“).
Entscheidungsprozess verzögerte sich erheblich
Platzbedarf und Sanierungsstau im Rathaus waren in der politischen Diskussion über die Modernisierung fraktionsübergreifend unstrittig. Dennoch verzögerte sich der Entscheidungsprozess, weil die zunächst veranschlagten 1,7 Millionen Euro sich nach der Feinplanung als unrealistisch erwiesen. Die Gemeindevertretung stimmte schließlich der neuen Planung zu, die Kosten von bis zu 2,35 Millionen Euro für Neubau und Sanierung vorsieht. Sollte es teurer werden, würde die Politik neu über mögliche Einsparungen beraten.
Bürgermeister Voß geht davon aus, dass das runderneuerte und erweiterte Rathaus im Herbst 2019 komplett zur Verfügung steht und alle Ausweichquartiere aufgegeben werden können.