Ammersbek. Gegner einer mehrgeschossigen Wohnbebauung überraschen mit Vorschlag für Spenden-Kampagne. Arbeitskreis soll nach Lösungen suchen.
„Was ist euch eure Kirche wert?“ So könnte eine Kampagne lauten, mit der die Kirche in Ammersbek mit Hilfe von Spenden gerettet werden soll. Diese Idee präsentierten Mitglieder der Bürgerinitiative Lottbeker IGEL (Interessen-Gemeinschaft erhaltenswertes Lottbek) jetzt dem Ammersbeker Pastor Ralf Weisswange und Pröpstin Isa Lübbers. Bei der Initiative handelt es sich um dieselbe, die ein auf dem Kirchenareal An der Lottbek geplantes mehrstöckiges Mehrfamilienhaus verhindern will.
Wie berichtet, hat der Kirchenkreis Hamburg-Ost jede dritte seiner 150 Kirchen als nicht mehr förderungsfähig eingestuft. Auch das Gotteshaus An der Lottbek ist wegen dieser Sparmaßnahmen vom Abriss bedroht. Denn aus eigener Kraft kann die Kirchengemeinde Hoisbüttel sich nicht mehr finanzieren. Um ein Aus der Kirche zu verhindern, bat die Kirchengemeinde Hoisbüttel bereits vor zwei Jahren die Gemeinde Ammersbek um Hilfe. Doch diese konnte die Kirche nicht finanziell unterstützen.
Also suchten Gemeinde und Kirchengemeinde gemeinsam nach einer Lösung. Und fanden einen Investor, der das rund 3000 Quadratmeter große Grundstücks pachten, die alte Kirche abreißen lassen und ein Quartierszentrum bauen will, in dem auch Gottesdienste stattfinden könnten. Die Kirchengemeinde wäre dann Mieter. Allerdings ist vereinbart, dass der Erbpachtzins mindestens die Mietkosten decken soll. Ferner könnte die Kirche die Räume weiter vermieten, würde sogar noch Gewinn machen.
Initiative lobt den offenen Dialog mit Kirchenvertretern
Das möchte auch der Investor und will zusätzlich ein Mehrfamilienhaus mit 35 Wohnungen auf dem Areal bauen. Bürgermeister Horst Ansén bezeichnet den Plan als Win-Win-Situation. Auch die Politik befürwortete die Pläne, weil bezahlbare Seniorenwohnungen in Ammersbek gebraucht werden.
Damit das Verfahren in Gang kommt, sollte der Bauausschuss vergangene Wochen einen Aufstellungsbeschluss fassen. Doch soweit kam es nicht. Auf Antrag der SPD wurde dieser Punkt von der Tagesordnung genommen. Die Fraktion begründete dies damit, dass zunächst das Gespräch zwischen der Kirche und den Anwohnern abgewartet werden soll. Denn die Initiative habe viele alternative Ideen. Am Dienstagabend nun kamen Kirche und die Initiative zusammen. „Man ist uns positiv, offen und ehrlich begegnet“, sagt IGEL-Sprecherin Andrea Beeck, die mit weiteren Mitgliedern der Bürgerinitiative die Ideen zur Rettung der Kirche ohne einen Investor vorgestellt haben. Würden beispielsweise die 5000 Menschen, die im Einzugsgebiet der Kirchengemeinde Hoisbüttel leben (1900 davon zahlen Kirchensteuer) monatlich einen Euro spenden, wäre die Kirche gerettet. Über dieses Rechenbeispiel wurde diskutiert. „Das ist aber nur eine Idee“, sagt Andrea Beeck. Auch könnte die Kirche ihr Gotteshaus an mehr Vereine oder Verbände als bisher vermieten, die dort beispielsweise wöchentlich Kurse anbieten.
Ein Arbeitskreis, bestehend aus Mitgliedern der Initiative und der Kirchengemeinde, soll nun in den nächsten zwei Wochen zusammenkommen und beraten, welche Ideen weiterverfolgt werden sollen. Doch warum kamen die Kirchengemeinde selbst, der Gemeinde Ammersbek oder der Kirchenkreis nicht auf solch einfache Lösungen? Pastor Ralf Weisswange wollte sich dazu bisher trotz mehrfacher Nachfrage nicht äußern. Eine Antwort gibt Michael Nehring, Büroleitender Beamter in der Verwaltung: „Es geht hier nicht um 10.000 Euro, die mit Spenden finanziert werden könnten, sondern es geht um Millionen.“ Deswegen sei so etwas bei den Gesprächen mit der Verwaltung und der Kirche nie ein Thema gewesen. Genauso wenig die möglichen Vermietungen des Gotteshauses. „So etwas kam aufgrund der Dimension nie in Betracht“, sagt Nehring, der bei den Gesprächen dabei war. Ferner habe es nie eine Alternative zu dem Investor gegeben, der Wohnungen auf dem Areal bauen möchte.
Anwohner wehren sich nicht gegen moderate Bebauung
Gegen den Plan spricht laut Bürgerinitiative grundsätzlich nichts. „Es soll nur so gebaut werden wie die Häuser drumherum“, sagt Andera Beeck. Denn in der Wohnstraße stehen schließlich bisher nur eingeschossige Häuser. Ferner seien Bauanträge der Anwohner für Carports oder Anbauten mit der Begründung abgelehnt worden, dass diese nicht ins Straßenbild passten. Deswegen gibt es den weiteren Vorschlag der Bürgerinitiative, wonach das Kirchenareal „moderat“ für den Wohnungsbau genutzt werden könne.