Ammersbek. Politik diskutiert Entwurf für Mehrfamilien- und Gemeindehaus auf dem Kirchenareal in Lottbek. Mittwoch tagt der Bauausschuss.

Es ist eine Win-Win-Situation für alle – so beschreibt Ammersbeks Bürgermeister Horst Ansén die Pläne eines Investors, ein Mehrfamilienhaus und ein Gemeindezentrum auf dem etwa 3000 Quadratmeter großen Areal der Kirchengemeinde Hoisbüttel im Ortsteil Lottbek zu bauen. Auch die Politik begrüßt die Pläne von Kirche und Investor, möchte aber nach der Präsentation eines ersten Entwurfs noch an der Bebauung feilen.

Wie berichtet, plant der Kirchenkreis Hamburg-Ost die Zahl seiner Gebäude zu reduzieren. Auf der Streichliste steht auch das eher unscheinbare Gotteshaus in Lottbek. Für die Kirchengemeinde Hoisbüttel bedeutet das, dass sie künftig selbst für den Unterhalt des Gebäudes aufkommen muss. Doch dazu ist die Kirchengemeinde finanziell nicht in der Lage. Deshalb droht der Gemeinde das Aus. Laut Bürgermeister Ansén und Pastor Ralf Weisswange ginge damit ein Stück Gemeindeleben verloren. Um das zu verhindern, versuchen Kirche und Verwaltung seit gut zwei Jahren, eine Lösung für das Problem zu finden und haben jetzt eine Möglichkeit aufgezeigt. Mit dem Kirchenkreis-Ost habe man einen Investor gefunden, der das Kirchenareal in Erbpacht übernimmt. Die alte Kirche lässt die Planungsgesellschaft Holzbau (PGH) abreißen und baut ein Gemeindezentrum mit einer Fläche von rund 500 Quadratmetern. In diesem Haus soll es weiter Gottesdienste geben.

Weitere Einnahmequelle: Vermietung der Räume an Vereine

Die Gemeinde ist dann nicht mehr Eigentümer, sondern Mieter. Vereinbart ist jedoch, dass der Erbbauzins mindestens die Mietkosten deckt. Die Kirche macht damit sogar Gewinn. „Mit den Erträgen wollen wir langfristig unsere Arbeit als Kirchengemeinde Hoisbüttel unterstützen und sichern“, sagt Weisswange. Eine weitere Einnahmequelle könnte die Weitervermietung der Räume an gemeinnützige Einrichtungen oder Vereine sein. Für den Geldgeber rechne sich ein solcher Deal aber nicht. Auch er möchte Geld verdienen und plant, auf dem Grundstück zusätzlich Wohnungen zu bauen. Laut Kurt-Ove Schroeder, Geschäftsführer der PGH, investiert sein Unternehmen rund sechs Millionen in das Projekt. Ein erster Entwurf der PGH sieht einen Block mit 35 Wohnungen und Tiefgarage vor. Das Unternehmen bietet die Wohnungen dann zu „verträglichen Mietkosten für Senioren an“, wie Pastor Weisswange sagt. „Der Standort ist für sie ideal, sie können zu Fuß zum Einkaufen oder U-Bahn.“

Auch Pröpstin Isa Lübbers befürwortet das Pilotprojekt: „Es gibt an weiteren Orten unseres Kirchenkreises Überlegungen der Gebäudeentwicklung.“ Laut Kurt-Ove Schroeder, nimmt sein Unternehmen weitere C-Standorte des Kirchenkreises in Augenschein. In diese Kategorie fallen nicht förderfähige Gebäude. Das betrifft etwa drei Viertel der rund 150 Kirchenstandorte. Wie berichtet, plant auch die Kirchengemeinde Reinbek-West, das Grundstück an der Nathan-Söderblom-Kirche an einen Investor zu verpachten, der dort Wohnungen bauen möchte.

Konzept ist auch an anderen Kirchenstandorten möglich

Um das Projekt in Ammersbek umzusetzen, muss zunächst die Politik den Weg frei machen. Am Mittwoch, 21. Juni, wird sich der Bauaussschuss mit einem Aufstellungsbeschluss befassen und auch eine Änderung des Bebauungsplan diskutieren. „Wie befürworten die Pläne“, sagt der SPD-Fraktionsvorsitzende Jürgen Ehrig. „Aber der erste Entwurf des Investors sei noch zu massiv.“ Dieser Meinung ist auch die CDU. Die Fraktionsvorsitzende Christiane Maas begrüßt die Zusammenarbeit mit einem Investor.
Besondere die Idee, dort Wohnungen für Senioren und junge Menschen zu bauen. Maas: „Wir müssen jetzt eine Lösung finden, mit der der Investor und die Kirche leben können. Und die den Anwohnern zumutbar ist.“ Denn diese haben bereits gegen die Pläne protestiert. Anwohner der Straße An der Lottbek befürchten, ihre Grundstücke verlören an Wert, ein Wohnblock nehme ihnen die Sonne und die Wohnstraße werde mit Autos zugeparkt.

Bürgermeister Horst Ansén sagt: „Es ist eine Idee, die wir jetzt vorschlagen. Wir laufen doch nicht mit einem weißen Blatt Papier los.“ Ferner werde das Vorhaben des Investors in der Politik und mit den Einwohnern diskutiert. In einer ersten Einwohnerversammlung wurden die Ammersbeker bereits über die Pläne informiert. Jürgen Ehrig sagt: „Zudem werde auch ein Planungsbüro beauftragt, Bebauungsmöglichkeiten vorzuschlagen.“ Laut Ehrig könne der Investor nicht einfach bauen, was er will. „Allerdings ist uns auch bewusst, dass er sich nicht mit zehn Wohnungen zufrieden geben wird.“ Und wenn der Investor abspringe, habe sich das Ganze laut Ehrig dann erledigt.

Auch die FDP-Fraktion steht hinter dem Bauprojekt

Doch das wollen weder Kirche noch Verwaltung und Politik. Auch die FDP-Fraktion steht „hundertprozentig hinter dem Vorhaben“, sagt die Vorsitzende Gabriela Späte. So könne die Kirchengemeinde Hoisbüttel erhalten bleiben und es werde für ältere und jüngere Menschen Wohnraum in der Nähe des U-Bahnhofs Hoisbüttel geschaffen. „Den brauchen wir.“ Dennoch kann Späte den Unmut der Anwohner nachvollziehen. „Wir sollten jetzt alle das Gespräch suchen und uns über die Pläne unterhalten, bevor gleich wieder eine Initiative gegründet wird.“