Ammersbek. Ammersbek plant Quartierszentrum und Wohnungen auf dem Gelände der Kirche. Initiative erreicht vorläufigen Aufschub des Projektes.

Die Bürgerinitiative Lottbeker IGEL, die vier Buchstaben stehen für Interessen-Gemeinschaft erhaltenswertes Lottbek, kann einen Erfolg verbuchen. Das Bündnis, das gegen einen mehrgeschossigen Wohnblock auf dem Kirchenareal an der Straße An der Lottbek in Ammersbek kämpft, hat es geschafft, das der dafür nötige Aufstellungsbeschluss nicht gefasst wurde – zumindest noch nicht.

Denn das sollte am Mittwochabend bei der Sitzung des Bauausschusses geschehen. Doch auf Antrag der SPD wurde dieser Punkt von der Tagesordnung genommen. „Wir wollen das Gespräch zwischen der Kirche und den Anwohnern abwarten“, begründet Jürgen Kestien, Ausschussvorsitzender den Antrag seiner Fraktion. Am 27. Juni treffen sich die Anwohner des Kirchenareals nun mit Pastor Ralf Weisswange und Pröpstin Isa Lübbers. „Die Initiative hat viele Ideen, die sie mit der Kirche zunächst besprechen sollte“, so der Politiker. Dabei gehe es um Alternativen, wie die Kirche auch ohne Investor und damit ohne den Bau eines Mehrfamilienhauses erhalten bleiben kann.

Wie berichtet, hat der Kirchenkreis Hamburg-Ost rund ein Drittel seiner etwa 150 Standorte als nicht mehr förderungsfähig eingestuft. Das heißt, es fließt kein Geld mehr für die Erhaltung der Gebäude. Betroffen ist auch das Gotteshaus An der Lottbek, dem jetzt das Aus droht, weil die Kirchengemeinde Hoisbüttel selbst für die Kosten nicht aufkommen kann.

Investor plant 35 Wohnungen auf Kirchengelände

Doch zusammen mit der Verwaltung und dem Kirchenkreis Hamburg-Ost wurde eine Lösung gefunden. Die Kirchengemeinde, Eigentümer des rund 3000 Quadratmeter großen Grundstücks, verpachtet dieses an einen Investor. Dieser lässt die alte Kirche abreißen und baut ein Quartierszentrum, in dem künftig Gottesdienste stattfinden können. Die Kirchengemeinde zahlt dafür Miete. Jedoch ist vertraglich vereinbart, dass der Erbpachtzins mindestens die Mietkosten deckt. Ferner könnte die Kirche die Räume weiter vermieten, würde sogar noch Gewinn machen.

So sieht der erste Entwurf des Investors aus, der Wohnungen und ein Quartierszentrum auf dem Kirchengelände An der Lottbek in Ammersbek
So sieht der erste Entwurf des Investors aus, der Wohnungen und ein Quartierszentrum auf dem Kirchengelände An der Lottbek in Ammersbek © PGH | PGH

Das möchte auch der Investor und plant, 35 Wohnungen auf dem Areal zu bauen und später zu vermieten. Ein erster Entwurf zeigt ein Mehrfamilienhaus mit fünf Etagen. Während die Gemeinde und die Kirche das Konzept befürworten, stößt es bei vielen Anwohnern auf Widerstand. „Wir sind nicht gegen eine Bebauung, aber dann eingeschossig wie die anderen Häuser auch“, sagt Nicole Stehn, die aus Hamburg mit ihrer Familie nach Ammersbek gezogen ist und jetzt eines von 48 Mitgliedern der Bürgerinitiative ist. „Wir haben uns bewusst für diese grüne Oase entschieden“, sagt Nicole Stehn. Weiteres Ärgernis für die Anwohner: Sie sind an den Bebauungsplan gebunden. Es sei vorgekommen, dass Anbauten oder Carports abgelehnt wurden mit der Begründung, sie fügten sich nicht ins Straßenbild ein. Das wiederum passe nicht zum Vorhaben, ein Mehrfamilienhaus zwischen eingeschossige Einfamilien- und Reihenhäuser zu setzen.

Initiative sammelt mehr als 1000 Unterschriften

Die Politiker in Ammersbek befürworten parteiübergreifend das Konzept, im Zusammenwirken mit einem Investor die Kirche zu retten. Doch sie finden den ersten Entwurf des Investors zu massiv. Neben der SPD stimmte auch die CDU einer Vertagung des Aufstellungsbeschlusses zu. Heiko Steenhagen sprach dabei von einem Zeichen Richtung Initiative. Für die FDP ist das nur „Verzögerungstaktik“. Klaus Tim von den Grünen betonte, dass nun nicht über das „Wie“ entschieden werden solle, sondern ob überhaupt gebaut werden kann. Auch Bürgermeister Horst Ansén zeigte sich über die Vertagung irritiert, zumal er nach einem Gespräch mit den Fraktionsvorsitzenden davon ausgegangen war, dass der Aufstellungsbeschluss gefasst wird. Für die Initiative, die seit Anfang des Monats mehr als 1000 Unterschriften gesammelt hat, ist die Entscheidung ein Erfolg. Andrea Beeck sagt: „Das lässt uns hoffen, dass eine andere Lösung gefunden wird.“