Reinbek . Gemeinde Reinbek-West gibt ihr Grundstück am Täbyplatz für ein generationsübergreifendes Projekt frei, erhofft sich dadurch Einnahmen.
Nicht nur in kommunalen Kassen herrscht Ebbe. Kirchenaustritte und sinkende Steuereinnahmen sorgen auch bei der evangelischen Kirche für harte Zeiten. Der Kirchenkreis Hamburg-Ost muss mit seinem Geld für den Erhalt der Gottes- und Gemeindehäuser sparsamer umgehen. Das führt bei der Kirchengemeinde Reinbek-West zu neuen Ideen, wie der Unterhalt der Gebäude gesichert werden kann. „Uns treibt um, dass wir für alle Gebäude hohe Rücklagen brauchen, um den Zustand zu erhalten“, sagt Pastorin Barbara Schöneberg-Bohl.
Warum nicht die Not zur Tugend machen und mit einem sozialen Projekt verbinden? In Reinbek fehlt Wohnraum, und die Kirchengemeinde hat zwischen Nathan-Söderblom-Kirche und Berliner Straße noch Platz. Vor diesem Hintergrund hat sich die Gemeinde entschieden, bei der Stadt für den Entwurf eines Bebauungsplanes (B-Plan) für das Kirchengrundstück am Täbyplatz vorstellig zu werden. „Uns schweben generationsübergreifende Wohnungen für Jung und Alt vor. Es soll kein reines Seniorenprojekt werden“, fügt die engagierte Christin hinzu.
Verkaufen darf die Kirche ihr Grundstück nicht
Noch sei alles offen, denn die Realisierung in Zusammenarbeit mit einem Architekten hänge davon ab, was am Ende baulich an dieser Stelle machbar ist. Verkaufen darf die Kirche das Grundstück nicht, das bei der Umwandlung der Ländereien des Schaumannschen Hofes im Zuge der Entstehung des neuen Stadtteils Reinbek-West in den 1960er-Jahren von der Kirche gekauft wurde. Die Gemeinde würde sich über einen Erbpachtvertrag mit einem Investor regelmäßige Einnahmen sichern. „Wir hoffen, dass wir einen Partner finden, der unsere Interessen realisieren kann“, sagt Schöneberg-Bohl.
Bevor in den 1960er-Jahren in Reinbek-West das Neubaugebiet mit Einkaufszentrum und Grundschule entstand, hatte die Kirchengemeinde ihren Versammlungsort im Bugenhagensaal an der Hamburger Straße. Die 1967 eingeweihte Nathan-Söderblom- Kirche hatte der 2015 verstorbene Architekt Friedhelm Grundmann entworfen. Seit damals ist sie das Zentrum eines lebendigen Gemeindelebens im neuen Stadtteil.
80 Prozent der Wohnungssuchenden benötigen kleine Wohnungen
Die bauliche Erhaltung garantiert schließlich auch die weitere Basis für eine Gemeindearbeit, die mit kreativen Aktionen in den Stadtteil ausstrahlt. Aktuell entlockt Pastorin Schöneberg-Bohl Passanten auf dem Täbyplatz Herzenswünsche, die sie auf eine Tafel schreiben können. Auch viele ehrenamtliche Projekte reihen sich ein, wie die Aktion Suppe, die jeden Mittwoch für Bedürftige und einsame Menschen im Gemeindehaus frisch zubereitet wird.
Nicht zuletzt könnten die Pläne zu dringend benötigtem Wohnraum in Reinbek führen. Auf der jüngsten Einwohnerversammlung zum Thema legte die Verwaltung im November Zahlen auf den Tisch: 90 Wohnungen müssten pro Jahr in Reinbek gebaut werden, um die Einwohnerzahl zu halten. Und 80 Prozent der Wohnungssuchenden brauchen kleine Wohnungen, von denen es nur zehn Prozent in Reinbek gibt.