Hamburg . 25 Hamburger Jugendliche haben eine leer stehende Kirche in Hamburg-Meiendorf besetzt. Kompromiss gefunden.

Zum Pfingstfest, dem „Geburtstag der Kirche“, hatten rund 25 Hamburger Jugendliche eine leer stehende evangelische Kirche in Hamburg-Meiendorf besetzt. Dort feierten sie unter anderem ein „anarchistisches Sommerfest“; für Bier und Imbiss war ausreichend gesorgt. Jetzt einigten sich die Kirchenoberen mit den Aktivisten auf einen Kompromiss. Konkret geht es um die Thomaskirche an der B 75 in Meiendorf, die bis vor kurzem noch als Jugendkirche genutzt wurde. Weil das Projekt der Jugendarbeit jedoch hier wenig Anklang fand, wurde es im vergangenen Jahr eingestellt.

Plakat am Kirchturm

Um auf den Leerstand aufmerksam zu machen, entschied sich zu Pfingsten eine Gruppe von Jugendlichen, das Gebäude zu besetzen. Auf einem Plakat am Kirchturm verkündeten sie das Motto der Aktion "Ab jetzt besetzt und selbstverwaltet – Jugendzentrum Hamburg-Ost". Beteiligt waren linksautonome und kirchennahe Jugendliche.

Der Kompromiss sieht vor, dass die Aktivisten die Kirche bis Ende Juli 2017 für die Vorbereitungen des „Konfi-Camps“ nutzen können. „Bis zu diesem Zeitpunkt gilt die Vereinbarung, dass die zur Verfügung gestellten Räume des Gemeindezentrums von der Gruppe für den angegebenen Zweck genutzt werden können“, sagte Propst Hans-Jürgen Buhl vom Kirchenkreis Hamburg-Ost.

Finanzierungskonzept erarbeiten

Zudem haben die Aktivisten die Möglichkeit, ein tragfähiges Finanzierungskonzept für ein eigenes Projekt auf dem Gelände der Thomaskirche zu erarbeiten. Sollte das bei der Kirchenleitung auf Zustimmung stoßen, könne über eine längere, temporär begrenzte Nutzung gesprochen werden, heißt es im Kirchenkreis Ost. Allerdings ist über die weitere Zukunft der Thomaskirche noch nicht das letzte Wort gesprochen.

Für die zunächst still gelegte Gemeinde muss nun vor allem ein langfristiges Nutzungskonzept entwickelt werden – möglicherweise im Rahmen des sozialen Wohnungsbau. Eine Entwidmung, also endgültige Stilllegung der Kirche, ist nicht ausgeschlossen. Die Unterhaltungskosten betragen jährlich 50.000 Euro.

Steigende Renovierungskosten

Der Kirchenkreis Hamburg-Ost geht davon aus, dass es in Hamburg in den nächsten zehn bis 15 Jahren 30 Prozent weniger Kirchengebäude in ausschließlich gemeindlicher Nutzung geben wird. Ein Grund für diese Entwicklung sind die sinkende Zahl der Kirchenmitglieder und die steigenden Renovierungskosten.