Bad Oldesloe. Ein Volk musste bereits getötet werden. Damit sich die Amerikanische Faulbrut nicht ausbreitet, können alle Stormarner helfen.

Für Mensch und Tier sind die Bakterien völlig ungefährlich. So weit die gute Nachricht. Doch in Bienenständen richtet der Paenibacillus larvae großen Schaden an. Der Erreger ist der Auslöser der Amerikanischen Faulbrut. Statt sich zu entwickeln, sterben die Larven der Honigbiene in den Waben. Zurück bleibt eine braune, schleimige Masse.

Wie berichtet, ist diese Bienenseuche vor wenigen Tagen in einem Bienenstand in Bad Oldesloe ausgebrochen. „Der erfahrene Imker hat sich zunächst bei uns gemeldet und den Verdacht geäußert“, sagt Karlheinz Reisewitz, Amtsveterinär in Stormarn. Daraufhin wurden Proben von Brutwaben an das schleswig-holsteinische Landeslabor in Neumünster geschickt. Die Untersuchung bestätigte den Verdacht der Tierseuche, die anzeigepflichtig ist.

Verstöße werden mit Strafen bis 30.000 Euro geahndet

Um eine Ausbreitung der Amerikanischen Faulbrut zu verhindern, hat der Kreis einen Sperrbezirk eingerichtet. Dieser umfasst drei Kilometer um den betroffenen Bienenstand im Westen der Kreisstadt. Auch Teile von Rümpel, Travenbrück, Neritz und Pölitz liegen im Sperrbezirk. Besitzer von Bienenvölkern in diesem Gebiet sind verpflichtet, ihre Bienenstände beim Kreis zu melden und diese von einem Amtstierarzt untersuchen zu lassen.

Zudem dürfen weder lebendige noch tote Bienen oder Waben, Wachs oder das Futter der Bienen, zu dem auch Honig zählt, aus dem Sperrbezirk ausgeführt werden. Auch ist es laut der Allgemeinverfügung verboten, Bienenvölker einzuführen. Verstöße gegen diese Auflagen werden mit Geldstrafen von bis zu 30.000 Euro geahndet. Mit dieser Verordnung möchte der Kreis verhindern, dass sich die Tierseuche weiter ausbreitet. „Aktiv schützen können die Imker ihre Bienenvölker allerdings nicht“, sagt Reisewitz. Schließlich können sie nicht verhindern, dass die Tiere aus fremden Völkern in die Bienenstände eindringen oder die eigenen Tiere den Erreger aus anderen Ständen einschleppen. Besonders jetzt, wenn kaum noch Blumen blühen, ist die Gefahr besonders groß, dass sich der Bacillus ausbreitet. Reisewitz spricht dabei von der Räuberei. Finden Bienen kein Futter, gehen sie in anderen Bienenständen auf Beutezug.

Bei einigen Fällen kann auch Umsiedlung helfen

„Ist die amerikanische Faulbrut in einem Bienenstand ausgebrochen, gibt es zwei Möglichkeiten“, so der Amtstierarzt. Entweder die Tötung des Volkes oder die Sanierung des Bienenstands mithilfe des sogenannten Kunstschwarmverfahrens. Der infizierte Bienenstand samt -volk in Bad Oldesloe musste vernichtet werden.

„Das ist davon abhängig, wie stark oder schwach das Bienenvolk ist“, erklärt der Amtsveterinär, der bei der Amerikanischen Faulbrut deswegen auch nicht von einem Bienensterben spricht. Ist ein starkes Volk betroffen, beziehungsweise ist der Befall nicht so massiv, können die Bienen quasi in eine saubere Bienenwohnung umgesiedelt werden mit neuen Rähmchen und Zargen. Die Waben sowie das Futter und weiteres Material aus dem infizierten Bienenstand müssen entsorgt werden.

„Wegen des Putztriebs der Bienen, reicht das in der Regel auch“, erklärt der Tierarzt. Denn die Tier säubern sich permanent. Kleben die Bakterien an ihren feinen Härchen, werden diese entfernt. „Im Verdauungstrack wird der Erreger dann quasi entsorgt.“

Erreger ist sehr resistent, überlebt bei 120 Grad Celsius

Allerdings ist das sporenbildende Bakterium in der Natur sehr resistent. Es ist laut Reisewitz unbegrenzt haltbar sowie ansteckungsfähig und überlebt selbst Temperaturen von bis zu 120 Grad Celsius. Deswegen tritt die Bienenseuche auch immer wieder auf. Vor wenigen Wochen wurden Fälle im Süden von Hamburg und im angrenzenden Landkreis Harburg bekannt.

Bad Oldesloe war auch schon vor einem betroffen. „Leider tritt die Amerikanische Faulbrut viel zu oft auf“, sagt Iris Hartkopf, Vorsitzende des Imkervereins „An der Trave“. Die Hobbyimkerin und ihr Mann Jörg-Peter haben mehrere Bienenstände. „Wir hatten vergangenes Jahr einen Befall bei uns“, sagt der Imker. Ein Grund für die Ausbreitung sei auch die Entsorgung von Honiggläsern oder -fässern.

Honig, der aus Bienenständen stammt, in denen der Erreger festgestellt wurde, darf verkauft werden, wenn dieser für den menschlichen verzehr gedacht ist. „Imker, die in der Nähe eines Schrotthändlers ihre Stände haben, meldeten eine ganze Zeit immer wieder den Befall der Amerikanischen Faulbrut“, erinnert sich Iris Hartkopf, deren Verein mehr als 50 Mitglieder hat. „Wir haben dann festgestellt, dass Honigfässer, die ein Lebensmittelunternehmen beim Schrotthändler abgegeben hatte, der Grund waren“. Inzwischen werden die Fässer gereinigt geliefert. „Auch in der Nähe von Altglascontainern haben wir das Problem“, sagt Hartkopf. Dort stießen die Bienen auf Honigreste, die mit dem Erreger befallen sein können. Hartkopf: „Deswegen appellieren wir an alle, die Gläser vor dem Entsorgen auszuwaschen.“