Kakenstorf/Hamburg. Heimtückische Infektion erzwingt aufwendige Hygienemaßnahmen und den völligen Verzicht auf Antibiotika. Sperrbezirke helfen bei Eindämmung.
Wie eh und je stand Imker Günther Klenota aus Kakenstorf auch an diesem Wochenende auf den Hamburger Wochenmärkten in Ottensen und Winterhude und bot seinen Honig an. Heidehonig, Blütenhonig und seine Spezialität: Wabenhonig.
An seinem Verkaufsstand in Winterhude ist nichts davon zu spüren, dass in seinem Heimatort Kakenstorf die Bienenseuche ausgebrochen ist. Die Gläser hat der 59-Jährige säuberlich aufeinander gestapelt. Die Kunden kommen. Klenota verkauft.
Das ist es auch, was Imker Günther Klenota besonders am Herzen liegt: Die Menschen sollen wissen, dass die hochansteckende Bienenkrankheit Faulbrut für sie ungefährlich ist. Selbst der Honig kann bedenkenlos verzehrt werden. „Den muss man nicht wegschmeißen“, sagt Klenota. Noch muss er sich auch nicht um seine Bienen sorgen. Bislang hat das Veterinäramt bei Klenotas Tieren keine Faulbrut nachgewiesen.
Bei einem Volk eines anderen Imkers aus Kakenstorf hingegen schon. Das hat auch für Günther Klenota Konsequenzen. Er darf seine beweglichen Bienenstände zurzeit nicht nach Kakenstorf zurückbringen.
„Ich darf nicht rein und nicht raus“, sagt Klenota. Der Grund dafür ist, dass sich die Bienen gerne bestehlen. Und der Hausstand von Klenotas Bienen liegt im Sperrbezirk. Wenn er mit seinen Bienen, von denen einige Völker zurzeit in Groß Borstel und in Hamburg-Lokstedt stehen, wieder in den Landkreis Harburg zurück möchte, muss er um Kakenstorf einen großen Bogen machen und woanders hin ausweichen. Wer sich nicht daran hält, muss eine hohe Geldbuße zahlen. „Die Faulbrut mischt die Imkerszene gehörig auf“, sagt Klenota.
Es ist das vierte Mal, dass die Bienenseuche im Landkreis festgestellt wurde. Zuerst trat sie im Frühjahr bei einem Imker in Tostedt auf, dann in Trelde und schließlich in Kakenstorf. Vor wenigen Tagen meldete der Veterinärdienst des Landkreises Harburg einen erneuten Fall in Meckelfeld.
Sperrbezirke wurden festgelegt. Imker, die Bienenvölker und Bienenstände in den Sperrbezirken halten, müssen sich beim Veterinärdienst melden und die Insekten sofort von einem Tierarzt auf Amerikanische Faulbrut untersuchen lassen. „Wenn man nichts macht, sterben die ganzen Bienenvölker ab“, sagt Guido Eich, Bienenzuchtberater vom Bieneninstitut Celle. „Das hätte dann auch für die Menschen Konsequenzen, weil die Pflanzen nicht mehr von den Bienen bestäubt werden.“
Guido Eich war bereits vor Ort in der Samtgemeinde Tostedt und hat die Imker, deren Bienenvölker von der Seuche befallen sind, besucht und beraten. Seine Aufgabe ist es, die Ursprungsquelle der Krankheit aufzufinden. Imker, deren Bienenvölker befallen sind, müssen einen großen Aufwand betreiben, um die Krankheit los zu werden.
Bringt eine Untersuchung von auffälligen Waben einen positiven Befund, wird ein Sperrbezirk mit einem Radius von etwa drei Kilometern verhängt. Sobald alle kranken Völker bekannt sind, beginnt die Sanierung bei den Imkern unter Anleitung von Guido Eich. Das heißt: Der Imker trennt die befallene Brut von den Bienen und vernichtet sie. „Das macht man mit jeder Brut gleichzeitig und meine Aufgabe ist es, das Ganze wie ein Orchesterleiter zu steuern“, sagt Eich. Er ist stolz darauf, dass das Institut mit dieser Art und Weise einen Weg der Heilung gefunden hat, ohne die Bienenvölker mit Antibiotika zu behandeln oder gar zu töten. „Wir retten statt zu töten“, sagt Eich.
Nach seinen Erfahrungen tritt die Faulbrut heute weniger häufig auf. „Die Imker sind sensibilisiert und wissen, dass sie schon viel mit Hygienemaßnahmen erreichen können.“ Beispielsweise, indem sie kein Futter herausstellen und ein totes Bienenvolk schnell beseitigen. Dass die Faulbrutfälle im Landkreis Harburg jetzt so häufig auftreten erklärt Guido Eich mit dem Kontakt der Imker zueinander. Oft haben sie ihre Bienenvölker an gleicher Stelle stehen.