Bargteheide. Bargteheider Kirchengemeinde nimmt am Mittwoch Abschied von Pastor Kai Süchting. Vor allem die jungen Konfirmanden hat er geprägt.

„Herr, lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden.“ Es ist dieser Psalm (90, Vers 12), mit dem Pastor Kai Süchting bei Trauergottesdiensten Hinterbliebenen Trost spendete. „Ich kann mich ganz genau an seine tiefe Stimme erinnern, mit der er diesen Satz immer gesagt hat“, berichtet der Bargteheider Pastor Jan Roßmanek. Der Geistliche schüttelt den Kopf. Er ist immer noch fassungslos bei dem Gedanken, dass nun andere den Hinterbliebenen von Kai Süchting Trost spenden müssen.

Völlig unerwartet war Süchting, wie berichtet, kürzlich im Alter von 52 Jahren gestorben. „Ich habe nicht nur einen Kollegen, sondern einen Freund verloren“, sagt Roßmanek, der sich trotz der Trauer mit einem Lächeln an Süchting erinnert. Während des Studiums hatten die beide einander kennengelernt. Sie spielten beide bei den himmlischen Kickern, Nordelbiens erster Pastoren-Hobby-Fußballmannschaft. „Kai stand im Tor.“ Denn Kais Süchting ließ sich so schnell nicht umhauen, wie Roßmanek sagt: „Er war ein Mann wie ein Fels.“

Kai Süchting packte die Dinge an. „Ich habe ein Bild beim KonfiCamp vor Augen“, sagt Roßmanek. „Unter dem einen Arm trägt er einen Kühlschrank, unter dem anderen eine Getränkekiste.“ Süchting selbst hatte das Zeltlager für Konfirmanden 2005 ins Leben gerufen. Die Jugendarbeit war sein Steckenpferd. Nachdem er in Tübingen, Jerusalem und Münster studiert und in Hamburg sein Examen absolviert hatte, arbeitete er in Münster und Bayreuth als Assistent an den Universitäten. Danach zog es ihn nach Bargteheide. Das Vikariat folgte. Anschließend wechselte er zum Kirchenkreis Stormarn (heute Hamburg-Ost) und war dort Jugendpastor. Roßmanek: „Das war sein Ding, die Kirche mit und für Jugendliche zu gestalten.“ Und so kam Kai Süchting auch die Idee zum KonfiCamp, das seine Zelte seitdem unter anderem auf Fehmarn, Usedom oder Föhr aufschlug.

Im Kondolenzbuch steht: „Er war der coolste Pastor“

„In elf Tagen Camp lässt sich sehr viel mehr erreichen als in einer Dreiviertelstunde wöchentlichem Unterricht“, sagte Kai Süchtig einmal gegenüber dem Abendblatt. Das Camp war eine Mischung aus Blockunterricht und Freizeit. „Doch es war viel mehr als das“, sagt Jan Roßmanek: „Im Unterschied zu einer Ausfahrt übers Wochenende lernt jeder, dass es auch mal Streit gibt innerhalb einer Gruppe. Aber man verträgt sich wieder.“ Und findet vielleicht sogar Freunde fürs Leben. Deswegen lautet der Leitspruch des KonfiCamps auch: Ein treuer Freund ist wie ein festes Zelt. Wer ein solches findet, hat einen Schatz gefunden. „Kai war dieses feste Zelt“, sagt Jan Roßmanek.

Im Trauerzimmer, das im Gemeindehaus eingerichtet wurde und in dem sich jeder ins Kondolenzbuch eintragen kann, haben ehemalige Konfirmanden ihre Erinnerungen und Gedanken auf buntes Papier geschrieben und an eine Wand gehängt. „Alle haben dich nur als Pastor angesehen, aber für mich warst du ein Freund“, ist dort zu lesen. Oder: „Du hast mir gezeigt, wie ich ich selbst sein kann. Dafür Danke ich Dir!“ Immer wieder wird der verstorbene Pastor als „der coolste“, „der lustigste Pastor“ beschrieben. Einer seiner Konfirmanden hat mit schwarzem Schrift auf einem hellblauen Zettel vermerkt: „Kai, bau’ ein tolles KonfiCamp im Himmel auf“.

Mit den Kindern hat er oft zusammen gekocht

„Er hatte Verständnis für die Kinder und Jugendlichen“, sagt der Bargteheider Pastor Andreas Feldten, bei dem Kai Süchting 1998 sein Vikariat machte. „Es hat so gut geklappt, weil er selbst ein Kind geblieben war – ein sehr großes Kind“, sagt Feldten, der sich mit einem Lächeln an seinen Kollegen erinnert. 2011 wurde Kai Süchting dann Pastor in Bargteheide und musste so die Leitung des KonfiCamps, das er für sieben Gemeinden und pro Jahr für rund 700 Konfirmanden und Teamer organisiert hatte, in andere Hände legen. Die Teamer hat Süchting selbst ausgebildet: ältere Jugendliche, die jüngeren etwas beibringen, lautete das Erfolgskonzept.

Ab 2011 nahm Kai Süchting als Pastor mit seinen eigenen Konfirmanden-Gruppen an den Zeltlagern teil, packte mit an – und genoss es. „Er war ein guter Handwerker. Und wenn man etwas mit ihm aufbauen wollte, brauchte man nicht lange zu diskutieren, er war einfach ein Macher“, erinnert sich Jürgen Feddern, der Küster in der Bargteheider Gemeinde ist und Wehrführer in Hammoor. In der Gemeinde, in der Kai Süchting auch Seelsorger war.

Jan Roßmanek sagt: „Er organisierte auch die Abendmahl-Gottesdienste. Er ging einkaufen und später saßen dann alle beim Gottesdienst an einer langen Tafel. „Auch mit den Kindern hat er gern zusammen gekocht. Auch, wenn die Küche danach entsprechend aussah“, so Roßmanek. Doch Kai Süchting räumte mit seiner ruhigen und gelassenen Art alles auf. „Oft saßen wir danach noch zusammen. Wir konnten uns stundenlang bei einem Bier unterhalten, ich rauchte Zigarette, Kai rauchte Pfeife.“

Kai Süchtings Lebensfreunde hat anderen Kraft gegeben

Jan Roßmanek sagt, die Art seines Freundes habe ihm immer Kraft gegeben. Das bleibt in Erinnerung. „Genau so wie Kais Lebensfreude, die ansteckend war. So etwas findet man nur sehr selten.“ Diese Lebensfreude war zu spüren und zu hören, wenn Kai Süchting im Chor sang. Roßmanek: „Er war bekannt für seine tiefe Bass-Stimme.“

Die Freunde am Singen war Kai in die Wiege gelegt worden. Sein Vater Werner Süchting (80) war ebenfalls Pastor. Unter anderem in Lunden (Kreis Dithmarschen), wo Kai Süchting als ältestes von neun Kindern geboren wurde. Seine 2016 gestorbene Mutter Siri Süchting war begeisterte Kirchenmusikerin und übertrug diese Leidenschaft offenbar auf all ihre Kinder. Überall, wo Kai Süchting lebte, gehörte er bald zum Chor und verstärkte ihn mit seinem Bass. Kai Süchting hinterlässt eine Lebensgefährtin und zwei Töchter.