Glinde. In Stormarn-Süd holt der junge CDU-Kandidat das Direktmandat. Der Rechtsanwalt aus Glinde bekam rund 40 Prozent der Erststimmen.

Ausgelassene Stimmung bei der CDU im Glinder Golfclub: Zum wiederholten Male vibriert das Handy von Direktkandidat Lukas Kilian (30), Unterstützer melden Ergebnisse: Der junge Rechtsanwalt liest vor, hat gerade in einem Wahllokal hauchdünn mit 133 zu 131 Stimmen gegen Martin Habersaat von der SPD gewonnen. Gleich trägt er die Zahlen in eine Excel-Tabelle ein, das Programm addiert automatisch. Auf einem zweiten Projektor sind die Zahlen aus den einzelnen Wahllokalen zu verfolgen. Nils Warnick, Kreisvorsitzender der Jungen Union, leidet mit. „Das ist für mich schlimmer als beim HSV“, sagt der 22-Jährige.

Gegen 20 Uhr hat sich Kilians Vorsprung bereits auf gut 1000 Stimmen ausgeweitet. „Aber das Fell des Bären wird erst am Ende des Abends verteilt“, sagt Kilian. Dennoch ist er guter Dinge, sagt: „Die SPD war zu siegessicher, hat einen überheblich Wahlkampf geführt.“ Themen wie die Abkehr vom Turbo-Abi in zwölf Jahren, Infrastruktur und innere Sicherheit seien hingegen bei den Wählern angekommen.

Auch Martin Habersaat wird im Landtag sitzen

Gedrückte Stimmung herrscht bei der SPD im Festsaal des Reinbeker Bürgerhauses. Wo gerade eine Etage tiefer noch gewählt werden konnte, geht ein enttäuschtes „Oh“ durch die Reihen, als um Punkt 18 Uhr die erste Prognose im Fernsehen gezeigt wird, die bereits deutliche Verluste für die SPD erahnen lässt.

Martin Habersaat (40), Lehrer aus Reinbek, der den Wahlkreis im Süden vor fünf Jahren noch als einziger SPDler direkt gewinnen konnte, fürchtet nun den Verlust des Direktmandates. „Von einem Ergebnis in dieser Deutlichkeit bin ich schon überrascht“, sagt er am Abend. Er habe den Wahlkreis schon einmal verloren, und die Erfahrung zeige, dass dieser dem Landestrend folge, so der Reinbeker gefasst. Er ist mit Listenplatz fünf allerdings auch gut abgesichert, wird auch in den kommenden fünf Jahren im Landtag sitzen.

„Ich kann nicht verstehen, dass die Menschen so entschieden haben“, sagt hingegen Marietta Exner. Die 83-Jährige ist langjähriges SPD-Mitglied, glaubt, dass sich die Wähler von den Konservativen haben „einwickeln“ lassen. SPD-Fraktionsvorsitzender in der Glinder Stadtvertretung Frank Lauterbach prophezeit: „Die Regierung bleibt bunt.“ Diese Farbenspiele sind es, die auch für einige im Saal anwesende Grünen interessant sind.

Glinder Grüne sehen weiter Regierungsoptionen

Unter ihnen der Ortsvorsitzende Jan Schwartz. Seine Stimmung sei ob des guten Ergebnisses für seine Partei zwiegespalten, wenngleich die aktuelle Koalition abgewählt worden sei. Er sieht jedoch weiter Regierungsoptionen für die Grünen, schließlich arbeite er „nicht ungern“ mit der CDU zusammen. Nur die Zusammenarbeit mit der FDP schätzt er als schwieriger ein.

Bei der Union wird die Stimmung hingegen mit jeder Auszählungsmeldung besser, ihr junger Kandidat wird höchstwahrscheinlich vom Kreistag, in dem er seit 2008 sitzt, in den Landtag wechseln. Dabei scheint sich Kilians selbstsicherer Kommentar „Ich hatte das Gefühl, dass ich bei den Wählern gut angekommen bin“ zu bestätigen, da er gegen 23.30 Uhr in Barsbüttel, Glinde, Oststeinbek und Wentorf (Kreis Herzogtum Lauenburg) überall bei den Erststimmen vor seinem Widersacher Habersaat führte. Es fehlte gegen 23 Uhr noch das Ergebnis von Reinbek. Das trudelte erst weit nach Mitternacht ein. Am Ende konnte Kilian auch hier deutlich siegen und kommt so auf 41,2 Prozent der Stimmen in seinem Wahlkreis.