Hamburg. CDU gewinnt neun von zwölf Wahlkreisen. Starker grüner und liberaler Einfluss. Aus der Elbmarsch ins Justizministerium?
Glinder Golfclub, Lukas Kilian jubelt. Der Rechtsanwalt ist erst 30 Jahre alt, hat im Stormarner Kreistag aber schon eine lange Karriere als Kommunalpolitiker hinter sich. Gerade hat er im Wahlkreis 30, zu dem Reinbek, Glinde, Barsbüttel, Oststeinbek gehören, das Direktmandat gewonnen. Nun analysiert er: „Die SPD war zu siegessicher, hat einen arroganten Wahlkampf geführt.“
Im Festsaal des Reinbeker Bürgerhauses sitzt unterdessen der Mann, der das Direktmandat gerade verloren hat: Martin Habersaat, Lehrer, bei seinem Einzug in den Landtag vor acht Jahren auch erst 32. Sein Wahlkreis „folge immer dem Landestrend“, erklärt er seine Niederlage. Die Partei hat ihn auf Listenplatz fünf gut abgesichert.
Hamburger Speckgürtel als Spiegelbild des landesweiten Wahlausgangs
Das Bild passt: Die CDU legt zu, die SPD büßt ein – auch bei den mit der Erststimme gewählten Direktkandidaten. Der nördliche Hamburger Speckgürtel mit seinen zwölf Wahlkreisen – dort lebt immerhin jeder dritte Wahlberechtigte in Schleswig-Holstein – ist insofern ein Spiegelbild des landesweiten Wahlausgangs. Die Christdemokraten holen neun Direktmandate, eines mehr als vor fünf Jahren. Die Kreise Stormarn und Segeberg sind komplett in schwarzer Hand.
In der 50.000-Einwohner-Stadt Elmshorn, traditionell SPD-Hochburg, im Kreis Pinneberg kann dagegen die Finanzbeamtin Beate Raudies (50) ihr Direktmandat verteidigen. Sie setzt sich gegen die 24 Jahre alte Juristin und örtliche Kreischefin der Jungen Union, Birte Glißmann, durch. Glißmann liegt zwar im benachbarten Tornesch und in den Umlanddörfern prozentual weit vorn, aber das reicht nicht. Und auch rund um die Kreisstadt Pinneberg selbst gewinnt mit dem Lehrer Kai Vogel (49) der bisherige direkt gewählte Abgeordnete mit SPD-Parteibuch. Und auch Lauenburg-Süd (Wahlkreis 35, rund um Geesthacht) bleibt in SPD-Hand.
Die Grünen im Hamburger Umland bleiben bei zwei Mandaten
Die Grünen vertreten das Hamburger Umland weiterhin mit zwei Abgeordneten. Eka von Kalben (52) aus Borstel-Hohenraden im Kreis Pinneberg, zuletzt Fraktionschefin ihrer Partei im Landesparlament, ist ob ihres dritten Platzes auf der Landesliste der Wiedereinzug in den Landtag schon von vornherein nahezu sicher gewesen; von Kalben ist seit 2012 Abgeordnete.
Und Ines Strehlau aus Halstenbek (Kreis Pinneberg), die dem Landtag seit 2009 angehört, gelingt dank des hervorragenden Abschneidens ihrer Partei auch mit dem neunten Listenplatz noch der Sprung zurück ins Landeshaus an der Kieler Förde.
Die FDP im Umland ist "mördermäßig am Abfeiern"
Auch der Einfluss der Liberalen aus dem Hamburger Umland wächst. Mit der Quickborner Diplomkauffrau Annabell Krämer (45) ist einer zweiten FDP-Politikerin aus den Randkreisen der Einzug in den Landtag gelungen. Krämer, die vor einem Jahr um Haaresbreite die Bürgermeisterwahl in Quickborn verloren hat, reicht der sechste Listenplatz. Sie sagt: „Es ist fantastisch. Ich freue mich unglaublich. Wir sind mördermäßig am Abfeiern.“
Die nach FDP-Spitzenmann Wolfgang Kubicki und dem Landeschef Heiner Garg an Nummer drei der Landesliste gesetzte Druckmeisterin Anita Klahn (57) aus Bad Oldesloe startet indes in ihre dritte Wahlperiode. Der Henstedt-Ulzburger IT-Berater und Segeberger FDP-Kreisvorsitzende Stephan Holowaty (52) hat den Einzug in den Landtag dagegen um einen Platz verpasst.
Möglicher Ministerposten für CDU-Abgeordnete aus der Elbmarsch
Und dann hat das Hamburger Umland noch einen Fürsprecher aus den Reihen der AfD dazugewonnen: den Spitzenkandidaten Jörg Nobis (41), der in Kaltenkirchen zu Hause ist.
Die Juristin Barbara Ostmeier (56, CDU) aus Hetlingen, die den Wahlkreis Pinneberg-Elbmarschen erneut direkt gewonnen hat, ist unterdessen im Schattenkabinett von CDU-Spitzenkandidat Daniel Günther als Justizministerin gesetzt. Sie antwortet auf die Frage, ob es nun für einen Platz am Kabinettstisch reiche: „Das ist jetzt unwichtig. Zunächst müssen wir mal dieses tolle Ergebnis genießen.“