Glinde. CDU-Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble kommt zu einem Wahlkampfauftritt nach Glinde. 350 Gäste wollen ihn sehen.
„Wolfgang Schäuble war schon Chef des Kanzleramtes, als ich geboren wurde“, sagt Lukas Kilian über den heutigen Bundesfinanzminister, der auf seine Einladung zum Wahlkampf in das Glinder Schulzentrum gekommen ist. Eine weitere Vorstellung erübrige sich, weshalb der 30-jährige Landtagskandidat für den Stormarner Süden die Zeit nutzt, für das Wahlprogramm der CDU zu werben – allen voran eine konsequentere Strafverfolgung von Einbrechern, höhere Investitionen in die Landesstraßen und eine Rückkehr zur neunjährigen Gymnasialzeit.
Dann ergreift Schäuble das Wort, begründet, warum die Finanzpolitik der unionsgeführten Bundesregierung so erfolgreich sei: „Auch wenn es uns im Vergleich mit anderen Ländern gut geht, haben wir hohe Schulden und viele Alte“. Der arbeitende Teil der Bevölkerung werde kleiner, folglich müsse das Defizit reduziert werden. Seit 2014 mache der Bund keine Schulden mehr. „Außerdem profitieren wir nach wie vor vom Euro“, ist der Minister überzeugt.
Schäuble spricht komplett frei, wird sukzessive bissiger. In einer der wenigen Anspielungen auf Schleswig-Holstein bezeichnet er die Sozialdemokraten als Bedenkenträger, die wichtige Infrastrukturprojekte verzögerten. „Die Mittel müssten nur abgerufen werden.“ Als Seitenhieb auf Kanzlerkandidat Martin Schulz sagt er: „Wir planen für das Jahr 2025, während die SPD noch die Agendapolitik von 2003 korrigieren will.“ Steuersenkungen sorgten bei der SPD reflexartig für Empörung. „Dabei müssen wir Vertrauen schaffen, damit investiert und konsumiert wird.“
Schäuble bleibt länger als geplant, beantwortet ausführlich Fragen des Publikums und wird von den mehr als 350 Besuchern mit stehenden Ovationen verabschiedet.