Ahrensburg. Ahrensburger Politik verweigert Zustimmung zu einer Machbarkeitsstudie. Weitere Alternativen werden geprüft. Anwalt soll helfen.
„Eine Tieferlegung der Gleise ist Wahnsinn“, sagte Rolf Griesenberg (SPD) auf der Sitzung von Bau- und Umweltausschuss zu einem Vorschlag der Verwaltung, Alternativen zu den bis zu sechs Meter hohen Lärmschutzwänden für die geplante S 4 prüfen zu lassen (wir berichteten). Bürgermeister Michael Sarach hatte dies zuvor mit Verve begründet: „Wir müssen als Verwaltung und Politik im Einvernehmen gegen etwas stehen, das für uns inakzeptabel ist und alle Möglichkeiten vorbereitet haben“, so der Bürgermeister. Yannick Klix vom Kinder- und Jugendbeirat schlug in die gleiche Kerbe. „Was mit dem Ausbau der Strecke geschieht, wird das Ortsbild für Generationen prägen“, so der 19-Jährige.
Nils Adam von der Deutschen Bahn hatte bei der Präsentation der Pläne deutlich gemacht, dass das Unternehmen im Auftrag von Hamburg und Schleswig-Holstein zunächst so planen müsse, dass auf wirtschaftlicher Basis möglichst wenig „Schutzfälle“ entstünden. Damit meint er Wohnungen, bei denen trotz Schallschutz an der Strecke noch Änderungen wie der Einbau von gedämmten Fenstern erforderlich würden. „Alle Anregungen können Sie später im Planfeststellungsverfahren geltend machen“, sagte der Projektleiter. So sei nun mal das Verfahren.
Anspruch auf Lärmschutz nur beim Bau neuer Gleise
Lärmschutzwände: Kann Ahrensburg das noch verhindern?
Erst dann müsse das Eisenbahnbundesamt die Interessen des Lärm- und Denkmalschutzes gegeneinander abwiegen. Schließlich stünde noch der Klageweg vor dem Verwaltungsgericht offen, so Adam. Wichtig in dem Zusammenhang: „Der Anspruch auf Lärmschutz entsteht nur durch den Bau neuer Gleise für die S 4.“ Davon profitiere die Stadt auch im Zuge des Baus der festen Fehmarnbeltquerung. Der Güterverkehr laufe jedoch über eine bestehende Strecke, die Bestandsschutz habe, so Adam.
Weniger augenfällige Lärmschutzmaßnahmen brächten leider nicht die nötige Reduzierung der Lautstärke, erklärte Bernd Burandt vom Bargteheider Planungsbüro Lairm Consult. Pikant dabei: „Die Mehrzahl der Schutzfälle entsteht durch den Güterverkehr“, so der Planer. Grund ist, dass dieser auch nachts fahre, wenn die Grenzwerte mit 49 um zehn Dezibel niedriger seien. Jochen Proske (SPD) regte mit Blick auf eine alternative Streckenführung für den Güterverkehr an, die „Schutzfälle“ noch einmal ohne diesen zu berechnen. „Dann wäre vielleicht weniger Lärmschutz nötig“, so der SPD-Ortsvorsitzende. Parteifreundin Marleen Möller sagte an die Bahn-Planer gerichtet: „Sie gehen den falschen Weg, berufen sich auf Gesetze, um eine Planung an den Menschen vorbei zu rechtfertigen.“ Olaf Falke von der FDP brachte noch eine Art „transparenten Tunnel“ ins Gespräch.
Ein Fachanwalt soll der Stadt in dem Verfahren helfen
Die Vertreter beider Ausschüsse einigten sich schließlich auf eine Umformulierung der Beschlussvorlage: Ein Ingenieurbüro soll bei den alternativen Schallschutzmaßnahmen auch die Wirkung von Gabionen (Steinkäfigen) prüfen. Während die Machbarkeitsstudie zur Tieferlegung der Gleise mit großer Mehrheit abgelehnt wurde, fand die Idee der transparenten Überbauung nur im Umweltausschuss eine Mehrheit, die Mitglieder des Bauauschusses lehnten diese ab. Die Auswirkungen auf den Handel werden überprüft, für die Beauftragung eines Fachanwalts gab es ein einstimmiges Votum in beiden Gremien.