hrensburg. Bahn plant für Bau der S 4 hohe Lärmschutzwand im Zentrum. Stadt möchte mit eigenen Gutachten bessere Lösungen zeigen
A Politik und Verwaltung in Ahrensburg sind sich einig wie nie: Sechs Meter hohe Lärmschutzwände beiderseits der Bahngleise in der City müssen mit aller Macht verhindert werden. „Das würde die Stadt für Generationen zweiteilen“, sagt Heinz Baade, der im Rathaus die Pläne zum Bau der neuen S-Bahnlinie 4 begleitet. Wie das Ziel zu erreichen ist, wollen die Kommunalpolitiker am Mittwoch im Bau- und Planungsausschuss erörtern.
„Wir sollten alle Möglichkeiten nutzen, die wir haben“, sagt der Vorsitzende des Gremiums, Hartmut Möller (SPD). Die Aussicht, in einigen Jahren in Manhagener und Hagener Allee auf hellgrün schimmernde Metallkonstruktionen zu blicken, ist für ihn schrecklich. Die Reaktionen der anderen Parteien reichen von „schockierend“ über „heftig“ bis zum Vergleich mit einem Gefängnis. Für Bürgermeister Michael Sarach sind tiefergelegte Gleise „die einzig vertretbare Lösung, um die Stadt nicht von vorn bis hinten zu zerschneiden“.
Damit die Bilder, die bis jetzt lediglich Fotomontagen sind, niemals Realität werden, schlägt das Rathaus einen Vier-Punkte Plan vor:
1. Ein Ingenieurbüro wird beauftragt, andere technische Lösungen zu erarbeiten. Das könnten 60 bis 80 Zentimeter hohe Lärmschutzmauern direkt an den Gleisen, spezielle Gleise mit Schienenstegdämpfern oder Radschmieranlagen sowie passiver Lärmschutz wie Schallschutzfenster sein. „Höchste Priorität“ hat dabei der Bereich zwischen Bahnhof und Manhagener Allee.
2. Ob ein Tieferlegen der Gleise in eine Art Trog möglich und finanzierbar ist, soll eine Machbarkeitsstudie klären.
3. Hätten die hohen Wände auch Folgen für die Wirtschaft wie Kundenrückgang und Leerstand? Diese Frage könnte ein weiteres Gutachten klären.
4. Um alle rechtlichen Möglichkeiten auszuschöpfen, holt sich die Stadt einen Fachanwalt als Berater zur Seite. Der könnte unter anderem erörtern, ob der Denkmalschutz (zum Beispiel bei den historischen Sichtachsen) ausreichend berücksichtigt wird.
Klar ist, dass Ahrensburg die Kosten selbst tragen muss. Stimmt der Bauausschuss dem Vorschlag grundsätzlich zu, wird die Verwaltung die voraussichtlichen Ausgaben zusammenstellen.
Für die DB Netz AG, die die Bauarbeiten für das 915-Millionen-Euro-Projekt koordiniert, stehen die gesetzlichen Grenzwerte an oberster Stelle. Für Wohngebiete gelten tagsüber 59 Dezibel dB(A) – etwa ein Fernseher auf Zimmerlautstärke – und nachts 49 dB(A). Dass diese Vorgaben nur mit den hohen Lärmschutzwänden erreicht werden können, hätten Bahnvertreter bei einem Treffen im Rathaus im Dezember deutlich gemacht. Die entsprechende Schalluntersuchung stammt vom Bargteheider Ingenieurbüro Lairm Consult.
Planfeststellungsverfahren soll im Herbst beginnen
Demnach hätten im Jahr 2025 rund 4200 Wohneinheiten in Ahrensburg Anspruch auf Lärmschutz – schon unter der Vorgabe, dass 80 Prozent neue und leisere Waggons fahren. Von der Straße Brauner Hirsch bis zum Stadtteil Gartenholz und weiter nach Delingsdorf müssten drei bis sechs Meter hohe Wände die Gleise flankieren. Im Zentrum wäre auf jeden Fall die maximale Höhe nötig. Unter dem Strich blieben 550 Wohneinheiten als „Schutzfälle“, die zum Beispiel mit Schallschutzfenstern nachgerüstet werden müssten.
Die Unterlagen zum Planfeststellungsverfahren für den Ahrensburger Abschnitt sollen im Herbst dieses Jahres beim Eisenbahn-Bundesamt eingereicht werden. „Dann erläutern wir die Pläne auch noch mal bei einer Bürgerinformation“, sagt Bahnsprecherin Maja Weihgold. Während der folgenden Anhörung können die Stadt Ahrensburg, aber auch Verbände und Privatpersonen ihre Einwendungen vortragen.
Aktuelle Zahlen wollen Bahnvertreter bereits bei der morgigen Sitzung präsentieren. Für die Kommunalpolitiker ist die S 4 allerdings nur ein erster Teil des Lärmproblems. Sie denken schon weiter – an die Eröffnung des Fehmarnbelttunnels. Damit wird sich auch die Zahl der Güterzüge auf der Strecke zwischen Lübeck und Hamburg deutlich erhöhen. Für den Ausschussvorsitzenden Hartmut Möller ist klar: „Dort sollte über alternative Streckenführungen nachgedacht werden.“
Bau- und Planungsausschuss Ahrensburg, Mittwoch, 15. Februar, 19 Uhr, Peter-Rantzau-Haus, Manfred-Samusch-Straße 9