Ahrensburg. Die Befragung über die Zukunft des Ahrensburger Erlebnisbads geht aber sehr knapp aus. Entscheiden müssen jetzt die Politiker.
Eine aufwendige Wasserrutsche, ein 25 Meter hoher Tauchturm, eine Tribüne für 600 Zuschauer – die Wunschliste mancher Gäste und Nutzergruppen des Badlantic in Ahrensburg ist anspruchsvoll. Repräsentativ ist diese kurze Liste nicht, sondern interessantes Nebenergebnis der aufwendigen Nutzerbefragung, die von September bis Oktober für die Badlantic Betriebsgesellschaft mbH durchgeführt worden war und die, so viel vorweg, noch kein eindeutiges Ergebnis brachte. Es ging dabei um die Zukunft des Badlantic, das als hochattraktives Freizeitbad 1983 gebaut worden war, aber inzwischen unübersehbar in die Jahre gekommen ist. Die Stadt muss also sehr bald die Grundsatzfrage beantworten: Komplettsanierung oder Neubau?
Seit mehr als einem Jahr läuft dazu ein Prozess der Meinungsbildung. Am 16. November 2015 präsentierte das auf Schwimmbadbau spezialisierte Hamburger Architekturbüro Geising + und Böker fünf Planungsskizzen – drei davon sind Variationen der Sanierung des Gebäudebestandes: entweder alles bei der Überholung so belassen, wie es ist, oder zusätzlich ein Kursbecken anbauen oder das Badlantic durch neue „Erlebnisse“ attraktiver machen. Alternative wäre der Neubau: entweder an einem anderen Standort, weitab von der Innenstadt. Oder auf dem weitläufigen Badlantic-Areal, aber eher am Rand, mit Anbindung an die Cottage-Sauna.
Ahrensburger Verwaltung bevorzugt einen Neubau
Die Verwaltung plädierte für den Neubau eines Sportbads am alten Standort. Alle Fraktionen waren sich jedoch einig darüber, dass es für diese grundsätzliche Entscheidung zu früh sei. Außerdem, so forderte zuerst die SPD, sollten die Nutzer des Bades gehört werden und auch der Aufsichtsrat. Schließlich wurde einstimmig der gemeinsame Antrag von SPD und FDP angenommen, dass bis zum November alle Nutzergruppen befragt werden sollten.
Die Badlantic Betriebsgesellschaft beauftragte flüggedesign, die Studenten-Agentur der Kunstschule Wandsbek, mit der Nutzerbefragung – eine kostengünstige und zudem hochwertige Umfrage, denn die „hochmotivierten Studenten“ (Badlantic-Geschäftsführer Kay Peter Thiede), die Praxiserfahrung sammeln sollen, haben einen differenzierten Fragenkatalog erarbeitet, der im Badlantic auslag, aber auch online beantwortet werden konnte. Zudem führte flüggedesign 43 individuelle, zusätzlich per Video dokumentierte Interviews, sogenannte Vox-Pops, im Badlantic und auch im Neubaugebiet Erlenhof sowie als Straßenbefragung auf dem Wochenmarkt.
Insgesamt kamen 867 beantwortete Fragebögen zusammen. Darüber hinaus lud das Badlantic im September die zahlreichen Vereine, Gruppen und Schulen, die das Bad intensiv nutzen, zur Diskussion über die Planung ins Peter-Rantzau-Haus ein.
„Die Entscheidung ist nach wie vor ergebnisoffen“
So differenziert wie die Befragungen fiel auch das Gesamtergebnis aus: „Die Befürworter des Neubaus waren in der Mehrzahl, aber nur so knapp, dass die Entscheidung für mich nach wie vor ergebnisoffen ist“, sagt Frank-Ulrich Heel, der das Badlantic gemeinsam mit Kay Peter Thiede leitet. Bemerkenswert, dass auch manche, die das Badlantic lieber erhalten wollen, sich im Zweifel pragmatisch entscheiden würden. Heel: „Für Vereine und Schulen sind lange Schließungszeiten während einer Sanierung inakzeptabel.“ Insbesondere die Vereine sähen das als existenzbedrohend an. „Ich kann das verstehen.“ Leistungssport befördere das Interesse am Schwimmen. „Und in Vereinen sowie Schulen wachsen unsere Gäste von morgen heran.“
Erkenntnisreich war auch das, was Kay Peter Thiede die „Wünsch-dir-was-Befragung“ nennt. „Viele Individualbesucher wünschten sich eine Wasserrutsche, Wellenbad und Außenbecken. Schulen und Vereine brauchen eine Sprunganlage.“ Eher ausgefallene Vorstellungen waren die Tribüne für 600 Zuschauer für eine sehr überschaubare Anzahl sportlicher Großveranstaltungen im Jahr und der 25-Meter-Tauchturm. Wobei letzterer, ein Vorschlag der beiden Ahrensburger Tauchvereine, ein interessantes Gedankenspiel in Gang setzen könnte. „In Norddeutschland gibt es bislang nur in Hannover eine solche Anlage. Und die wird so stark nachgefragt, dass die damit richtig Geld verdienen. Es reisen auch Gäste von weiter her extra dafür an“, sagt Thiede. Das Gedankenspiel über ein Ahrensburger Alleinstellungsmerkmal im hohen Norden könnte sich jedoch rasch erledigt haben, weil Hamburg in der HafenCity über eine solche Anlage nachdenkt.
Nicht alle Wünsche können berücksichtigt werden
Klar ist, dass nicht alle Wünsche erfüllt werden können. Dann müssten wir für einen Neubau 25 Millionen Euro ausgeben“, sagt Heel. Realistischer erscheint, dass ein Neubau dicht an der von der Verwaltung favorisierten Planung bleiben würde. Die Kosten dafür schätzt Heel auf zwölf bis 14 Millionen Euro. Im neuen Bad müssten wohl ein 25 Meter langes Sportbecken mit Sprunganlage sowie jeweils ein Lehrschwimm-, Therapie- und Planschbecken enthalten sein. Die Planungsskizze von Geising+Böker ging von 3000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche auf zwei Etagen mit insgesamt 603 Quadratmeter Wasserfläche aus. Der Platzbedarf inklusive Außenbecken und etwa 150 Parkplätzen ließe sich auf 6000 Quadratmeter reduzieren. Rund 14.000 Quadratmeter des mehr als zwei Hektar großen städtischen Grundstücks, das aktuell vom Badlantic eingenommen wird, würden frei und könnten als Bauland verkauft werden.
Die Auswertung der Befragung wird demnächst, vermutlich im März, dem Badlantic-Aufsichtsrat vorgestellt, in dem neben Bürgermeister Michael Sarach als Vertreter der hauptamtlichen Verwaltung alle fünf Fraktionen vertreten sind. Spätestens im Frühjahr dürfte die Zukunft des Badlantic wieder im Hauptausschuss diskutiert werden. Ende nach wie vor offen.
Und die Haltung der Geschäftsführung? „Ich bin da absolut neutral und nehme die Meinung der Nutzergruppen ernst, weil alle für uns wichtig sind. Eine Prognose darüber abgeben, wie entschieden wird, kann ich jedenfalls nicht“, sagt Frank-Ulrich Heel, der seit 1985 im Badlantic arbeitet. Sein Kollege Kay Peter Thiede war sogar schon 1983 dabei, als das Badlantic eröffnet wurde. Heel selbst fühlt sich in der Frage zerrissen: „Es gibt für beides Pros und Kontras. Ein Neubau wäre schick. Aber unser Herz hängt auch noch ein bisschen am alten Badlantic.“