Delingsdorf. Bürgermeister Randolf Knudsen hätte lieber vertraulich verhandelt, bevor Planungsalternativen öffentlich diskutiert worden wären.
Die wichtigste Botschaft für Ahrensburg zuerst: Delingsdorf ist gesprächsbereit und wartet darauf, dass die große Nachbarin initiativ wird. Denn bislang wurde in der Stadt Ahrensburg viel über verschiedene Verläufe der Nordtangente diskutiert, die allesamt mehr oder weniger über das Gebiet der Nachbargemeinde führen. Doch mit den Delingsdorfern wurde darüber in letzter Zeit nicht mehr geredet. Deshalb hat das Abendblatt Randolf Knudsen, den Bürgermeister der 2200-Einwohner-Gemeinde besucht, um aus erster Hand zu erfahren, was Delingsdorf von den Ahrensburger Plänen hält.
Anschauungsunterricht gibt es schon auf dem Weg. Am Nachmittag ist die Landesstraße 82, die frühere Bundesstraße 75, auf der gesamten nur zweispurigen Strecke zwischen Ahrensburger Schloss und Bürgerhaus Delingsdorf so dicht befahren, dass die Fahrzeugkette nicht abreißt – Tendenz Stau. Etwa 17.000 Fahrzeuge im Durchschnitt sind werktäglich auf dieser Strecke unterwegs. Eine nördliche Umgehungsstraße würde zumindest den Ahrensburger Abschnitt der L 82 spürbar entlasten. Delingsdorf als kleine Gemeinde mit stark frequentierter Durchgangsstraße, wäre hingegen unverändert belastet.
Delingsdorf würde es spüren, dass durch die Tangente der Verkehr zunimmt
„Je besser Ahrensburg seine Verkehrsprobleme im Norden löst, desto mehr Probleme bekommen wir hier in Delingsdorf“, sagt Randolf Knudsen. Das Mitglied der Wählergemeinschaft Delingsdorf (WGD), die acht der 13 Gemeindevertreter stellt, ist seit zwölf Jahren Bürgermeister der Gemeinde. Knudsen erläutert seine Einschätzung: „Autofahrer wählen erfahrungsgemäß nicht die kürzeste, sondern die schnellste Strecke. Eine Ahrensburger Umgehung würde dazu führen, dass der Verkehr auf der L 82 zunähme, und das bekäme Delingsdorf zu spüren.“
Das ist der lokale Blickwinkel. Randolf Knudsen weiß aber auch, dass die nördliche Umgehung in Ahrensburg in einem größeren Zusammenhang gesehen werden muss: „Für die Region wäre die Nordtangente wichtig, um das Ahrensburger Gewerbegebiet anzubinden und einen schnelleren Zugang zur A 1 über den Ostring zu ermöglichen.“
So gesehen ist es keine Frage, dass Delingsdorf in der Tangenten-Frage gesprächsbereit ist. Bürgermeister Knudsen geht davon aus, dass die Grundlage dafür das Ergebnis von vor drei Jahren wäre. „Wir hatten einen Kompromiss gefunden, der in Delingsdorf angenommen wurde, aber nicht in Ahrensburg“, sagt er und fügt hinzu: „Das war schon überraschend damals.“ 2012 fehlten bei der entscheidenden Abstimmung in der Ahrensburger Stadtverordnetenversammlung drei Stimmen der CDU-Fraktion, die eigentlich für das erzielte Verhandlungsergebnis war.
Delingsdorf ist für einen zum Teil siedlungsnahen südlichen Streckenverlauf
Jetzt also noch einmal dort neu beginnen, wo 2012 aufgehört wurde. Diskutiert wurde damals über die sogenannte „Clariant-Variante“, einen Streckenverlauf, der in Höhe einer zu bauenden Brücke über die Bahntrasse relativ nahe am Wohngebiet Gartenholz verlaufen würde. „Wir hatten uns damals auf einen Korridor auf Delingsdorfer Gebiet vom Gartenholz bis zum Schrottplatz am Kremerberg an der L 82 verständigt. Die Fläche zwischen der zu bauenden neuen Straße und der Ahrensburger Stadtgrenze sollte ebenfalls an die Stadt gehen, damit sie dort Planungshoheit hätte“, erzählt Knudsen. Als Ausgleichszahlung für die Umgemeindung von etwa 15 Hektar sei ein Betrag im höheren sechsstelligen Bereich ausgehandelt worden. Ahrensburg hätte sich darüber hinaus noch mit den Eigentümern der zu bebauenden Fläche finanziell einigen müssen.
Zu kursierenden alternativen Planungsvarianten der Ahrensburger Politik, die noch nördlicher verlaufen, also mehr Land von Delingsdorf beanspruchen, möchte Knudsen sich nicht äußern. „Wir diskutieren keine Entwürfe, die wir nur aus der Zeitung kennen.“
Was einen neuen Nordtangenten-Dialog mit dem großen Nachbarn betrifft, ist Knudsen „ganz entspannt“. Nur eines hätte er sich gewünscht: „Bei einem so großen Straßenprojekt wäre es sicherlich sinnvoller, einen Kompromiss mit dem Nachbarn zu finden, bevor man verschiedene Planungsvorschläge öffentlich diskutiert.“