Ahrensburg. Änderungen nur geringfügig. Konsequenzen für die weitere Planung haben sie nicht. Gutachter: Ahrensburg hat ausreichend Parkplätze.
Ein Ahrensburger Langzeitprojekt scheint sich seiner Vollendung zu nähern. Zumindest die neueste Beschlussvorlage zur Bebauung des Lindenhof-Grundstücks am bahnhofseitigen Eingang zur Innenstadt legt diese Vermutung nahe. Es geht darin um die letzte Phase im Vorhabenbezogenen Bebauungsplan Nr. 94. Die Verwaltung hat insgesamt 66 Einwände und Stellungnahmen geprüft, die bei ihr nach der einmonatigen finalen öffentlichen Auslegung des Plans eingereicht wurden. Konsequenzen für den Plan haben sie alle nicht. Die Verwaltung empfiehlt, dass die Stadtverordnetenversammlung den Vorhabenbezogenen B-Plan Nr. 94 als Satzung beschließen, also Baurecht schaffen möge.
Dass eine solche Entscheidung zum Abschluss eines Projektes, das die Stadt seit etwa acht Jahren beschäftigt, von zwei Ausschüssen und der Stadtverordnetenversammlung ohne Zeitverzug getroffen wird, erwartet vermutlich niemand. Dementsprechend war es wenig überraschend, dass es bereits bei der ersten Hürde zu einer Verzögerung kam. Der Umweltausschuss vertagte seine Abstimmung auf die nächste Sitzung am 12. Oktober und folgte damit bereitwillig der Bitte von Claudia Rathje (CDU), angesichts der umfangreichen Anlagen der Vorlage mehr Zeit zum Durcharbeiten und für die Beratung innerhalb der Fraktion zu geben.
Tatsächlich ist die Vorlage mit Planzeichnungen, Gutachten, Verträgen und weiteren Anlagen auf ein Konvolut von mehr als 500 Seiten angewachsen. Zur Einstimmung durfte der für die Vorlage verantwortliche Stadtplaner Andreas Schneider im Schnelldurchlauf die Einwände vortragen, die gegen den B-Plan 94 erhoben wurden, und wie die Stadt in ihren Abwägungen darauf reagiert hatte. Dabei ging es weniger um die 57 Träger öffentlicher Belange, also Behörden, Nachbarkommunen, der Handelsverband Nord, Energie- und Wasserversorger, Telekommunikationsunternehmen sowie Umweltschutzverbände, die von Ahrensburg um Stellungnahmen gebeten worden waren. 27 waren dem gefolgt, wobei das Gros feststellte, dass es keine Bedenken gegen die Planung gebe. Der Rest hatte bestenfalls redaktionelle Änderungen im Planungstext zur Folge.
Handelsverband befürchtet Schwächung der Innenstadt
Der gravierendste Einwand kam vom Handelsverband Nord, der den Hauptkritikpunkt aufnahm und im Sinne des Ahrensburger Einzelhandels kritisierte, dass sich im gewerblichen Teil des Neubaus Sortimenter ansiedeln könnten, die weniger Ergänzung des Angebots als ungesunde Konkurrenz seien. Überdies gebe es keine ausreichende Kompensation für die Stellplätze, die durch die Überbauung des Lindenhof-Parkplatzes verloren gingen. Der Handelsverband befürchtete eine Schwächung der Ahrensburger Innenstadt und forderte ein Gutachten, das die potenziellen Auswirkungen untersuche.
Andreas Schneider sagte, dass diesem Wunsch mit einem (vom Investor bezahlten) Verträglichkeitsgutachten nachgekommen worden sei, das alle Befürchtungen widerlegt habe. Von einem Überangebot könne angesichts der Ahrensburger Handelspotenziale nicht die Rede sein. Eine neue Verkaufsfläche am Lindenhof könne eine Scharnierfunktion zwischen Bahnhof und City haben und als „Frequenzbringer“ den Innenstadtrandbereich befruchten. Außerdem führt Ahrensburgs Verwaltung gegen das Stellplatzargument ein Verkehrsgutachten an, demzufolge die Parkmöglichkeiten selbst in Stoßzeiten mehr als ausreichend gewesen seien.
SPD hat Gros der Einwände von Bürgern formuliert
Wichtig sind auch die Stellungnahmen von Bürgern zu dem Projekt, weil sich hier der noch immer grundlegende Dissens über die Bebauung des Lindenhof-Areals, das als städtischer Parkplatz genutzt wird, ablesen lässt. Sechs Bürger hatten 44 Einwände formuliert – einer dieser „Bürger“ ist die Liste von elf grundsätzlichen Bedenken, die der SPD-Ortsverein Anfang August eingereicht hatte. Zwei weitere entsprachen diesem Katalog zum Teil im Wortlaut. Die übrigen drei dürften eher Einwände von Anliegern des Lindenhofs, insbesondere in der unmittelbar angrenzenden Wilhelmstraße gewesen sein.
Letztere forderten Rücksicht auf ihre Häuser, die Einhaltung von Abstandsflächen und ausreichende „Belichtung“, befürchteten Wertminderung ihrer Wohnungen und Bauschäden und eine zu hohe Dichte der Bebauung, zusätzlichen Verkehr und Lärmimmission sowie den Verlust der Linden in der Wilhelmstraße. 40 dieser Einwände bewertete die Verwaltung – inklusive Begründung – als nicht zu berücksichtigen. Zwei wurden zur Kenntnis genommen, zwei über den für Lkw zu geringen Wendekreis in der Wilhelmstraße sollen teilweise berücksichtigt werden: Abfallcontainer etwa sollen so bereitgestellt werden, dass Müllfahrzeuge die kleine Straße nicht befahren müssen.
Schneiders Fazit: „Die Prüfung der Stellungnahmen zeigte, dass bei der Planung keine wichtigen Themen übergangen wurden. Der Bebauungsplan kann ohne weitere Änderungen beschlossen werden.“ Der Lindenhof-Fahrplan sieht weitere Behandlung im Bauausschuss am 21. September, im Umweltausschuss am 12. Oktober und in der Stadtverordnetenversammlung am 31. Oktober vor – längere Diskussionen sind garantiert, ein Satzungsbeschluss ist angesichts der schwarzgrünen Mehrheit für das Projekt wahrscheinlich.