Lütjensee. Ein neues Verbotsschuld am Nordstrand des Badesees sorgt für Diskussionen unter den Besuchern. Vor allem Hundebesitzer sind verärgert.
„Wo sollen wir denn jetzt noch hingehen?“, fragt Angelika Gassebner. Sie kommt oft mit ihrem Hund Pino aus Hamburg-Meiendorf, wo sie wohnt, zum Nordstrand am Großensee. Dieser sei immer ein Hundestrand gewesen. An vielen Gewässern in ihrer Gegend seien Hunde schon verboten, deshalb fahre sie extra zum Großensee. Angelika Gassebner ist empört über das neu aufgestellte Verbotsschild am Nordstrand des Sees, das unter anderem den Aufenthalt von Hunden an dem Strand untersagt.
Das Schild ist auf Betreiben der Gemeinden Lütjensee und Großensee, auf deren Gebieten der Großensee liegt, sowie der Revierförsterei Bergedorf aufgestellt worden (das Abendblatt berichtete). Die Försterei verwaltet den See und seine Uferbereiche für den Eigentümer, die Freie und Hansestadt Hamburg. Der Grund für das Schild ist, dass in der Vergangenheit Strandbesucher immer wieder Müll und Dreck am Nordstrand zurückgelassen haben und etwa Papier, Flaschen, Essensreste und Asche von Feuerstellen hinterließen. So fordert das Verbotsschild die Strandnutzer auf: „Liebe Gäste, bitte halten Sie den Strand und Wald sauber! Nehmen Sie Ihren Müll wieder mit!“ Unter diesem Text zeigt das Schild fünf Symbole, die offenes Feuer, Grillen, Zelten, Hunde und Pferde verbieten.
Neues Schild sei „Blödsinn“
Seit das Verbotsschild aufgestellt wurde, erregt es die Gemüter vieler Strandbesucher. Vor allem Hundebesitzer sind überrascht über das neue Schild und fühlen sich drangsaliert. „Das ist unerklärlich und Blödsinn“, sagt Thomas Lüdemann. Er und seine Frau Carin fahren häufig aus Kröppelshagen mit ihrem Hund Lotti zum Nordstrand. „Wir haben hier nie viel Müll und Dreck herumliegen sehen“, sagt Lüdemann. Und überhaupt seien doch die Besucher mit Hunden nicht für Dreck verantwortlich. „Die meisten haben eine Tüte für Hundekot dabei. Und es hat aus unserer Sicht auch nie Probleme gegeben zwischen Hundehaltern, Reitern und Badegästen.“
Bodo Lork, der Fachdienstleiter für Ordnung und Sicherheit des für den Großensee zuständigen Amtes Trittau, ist sich der Problematik des Schildes bewusst. „Nicht jeder, der sich am Nordstrand aufhält, macht etwas verkehrt“, sagt er, „aber die Zustände am Strand mit Verschmutzungen und Lagerfeuern hatten bedenkliche Ausmaße angenommen. Das Schild soll für geordnetes und korrektes Verhalten sorgen.“
Nur ab und zu Kontrollen
Lork gesteht ein, dass es keine regelmäßigen Kontrollen des Ordnungsamtes am Nordstrand gebe. „Dazu fehlt uns das Personal. Wir werden stichprobenartig die Einhaltung von Verboten und Vorschriften überprüfen“, sagt er. Bei Verstößen werde nach dem Einzelfall entschieden, ob und in welcher Höhe ein Bußgeld verhängt wird.
Dass am Nordstrand etwas passieren musste, ist auch die Meinung von Gudrun Hinkel. „Es ist schade, dass es soweit kommen musste, aber der Strand war oft eine richtige Müllhalde“, berichtet die Anliegerin, die neben dem Nordstrand wohnt. Sie hat beobachtet, dass dort oftmals Jugendliche bis spät in die Nacht Partys feiern und danach ihren Müll nicht wegräumen. Da sie selbst auch einen Hund besitzt, sieht sie das Hundeverbot allerdings kritisch: „Wir Tierhalter werden für das Verhalten anderer bestraft.“
Familie befürwortet Hundeverbot
Kathleen und Adrian Yanik baden mit ihren beiden Kindern im Großensee. Die Familie aus Wentorf bei Hamburg war im vergangenen Jahr einmal am Nordstrand. „Überall lag Müll herum“, erinnert sich Adrian Yanik. „Viele Hunde waren nicht angeleint und sind über unsere Handtücher gelaufen“, fügt seine Frau hinzu. Einige Hundebesitzer seien rücksichtslos und arrogant gewesen. „Wir finden das Hundeverbot gut“, sagt Kathleen Yanik. Die Familie will nun öfter zum Nordstrand kommen.
Auch Heinz Mewes findet es richtig, dass das Verbotsschild aufgestellt wurde. „Das war überfällig. Es waren zuletzt einfach zu viele Hunde hier, die sind durch die Sachen der Badenden getobt“, sagt der Sieker, der regelmäßig mit seiner Frau im Großensee schwimmt. Dagegen sei herumliegender Müll zuletzt nicht mehr so ein Problem gewesen.
Ehepaar störte sich an Pferdeäpfeln
Ein Ehepaar aus Hamburg, das nicht namentlich genannt werden möchte, kommt ebenfalls oft zum Baden an den Großensee. Ihm sind vor allem die viele Pferde am Strand aufgefallen. „Überall lagen Pferdeäpfel, und die Pferde haben das Wasser aufgewühlt“, erinnert sich das Ehepaar. Das habe die Badegäste sehr gestört. Das Pferdeverbot finden die Hamburger daher angebracht. „Jetzt können wir endlich wieder in Ruhe baden“, sagen sie.
„Das Schild ist wohl die einzige Möglichkeit, für Ordnung zu sorgen“, sagt Jens-Peter Kroog. Der Großhansdorfer sitzt mit seiner Tochter Fiona (10) am Nordstrand. „Mir ist auch schon aufgefallen, dass hier Müll und Asche herumliegen. Ich verstehe nicht, wieso man seinen Müll nicht einfach wieder mitnehmen kann“, sagt er.
Ihre Meinung ist gefragt
Wie denken Sie über den Streit um das neue Verbotsschild am Großensee? Was sollen die Gemeinden Lütjensee und Großensee unternehmen gegen Müllsünder? Diskutieren Sie mit, schreiben Sie uns an die Abendblatt-Regionalausgabe Stormarn, Große Straße 11/13, 22969 Ahrensburg oder per E-Mail an die Adresse: stormarn@abendblatt.de.
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