Lütjensee. Großensee und Lütjensee sehen sich wegen Müllsündern zum Handeln gezwungen. Reiter und Hundehalter fühlen sich unter Generalverdacht.
Sie lassen Zigarettenstummel, leere Bierflaschen, volle Windeln und Fleischreste zurück. Seit Jahren verschmutzen Müllsünder immer wieder den Nordstrand am Großensee. Nun sind es die Gemeinden Lütjensee, Großensee und die zuständige Revierförsterei Bergedorf Leid. Sie haben Ernst gemacht und in der Mitte des Nordstrands ein großes Verbotsschild aufgestellt. Zum Schutz der Natur darf am grauen Sandstrand nicht mehr gegrillt oder gezeltet werden. Auch Hunde und Pferde müssen dem Gebiet fern bleiben.
Strand könnte gesperrt werden
„Die Zustände am Nordstrand sind nicht mehr tragbar“, sagt Lütjensees Bürgermeisterin Ulrike Stentzler. „Wenn wir die Situation nicht bald in den Griff bekommen, wird der Strand dicht gemacht.“ Das hatte das Forstamt Hamburg Süd bereits vor Jahren angedroht: Nach Exzessen bei Bierkisten-Wettrennen am Vatertag beabsichtigte die Behörde, den größten Teil des Nordstrands dauerhaft für die Öffentlichkeit zu sperren. Nachdem die ersten Zaunpfähle bereits gesetzt waren, boten Stormarner ihre Hilfe beim Aufräumen an. Letztendlich blieb der Nordstrand für jedermann zugänglich. Momentan kümmern sich Mitarbeiter der Lütjenseer Gemeinde um den Strand. Mehrere Stunden pro Woche widmen sie sich den Aufräumarbeiten. „Diese Arbeit ist für die Gemeindemitarbeiter unwürdig“, sagt Stentzler. „Es ist eine Sauerei, dass so viel Müll liegen gelassen wird.“
Das findet auch Gr0ßensees Bürgermeister Karsten Lindemann-Eggers. Seit Langem erhält der Verwaltungschef Beschwerden über Lärm und zu viel Müll am Großensee. Die von den Gemeinden aufgestellten Mülleimer benutzten manche Badegäste sogar als Feuerstellen. Lindemann-Eggers: „Es war schon vorher gesetzlich verboten, Hunde und Pferde an einen Badestrand mitzunehmen oder offene Feuer in einem Wald zu entfachen.“ Denn offiziell sei die Uferfläche als Waldgebiet eingetragen, als Badestelle werde sie inoffiziell genutzt.
Verbot für Naturfreunde schwer nachvollziehbar
Zudem gilt das Areal als sogenanntes Fauna-Flora-Habitat-Gebiet und fällt damit unter die Naturschutz-Richtlinie der Europäischen Union. Lindemann-Eggers: „Das Schild dient dazu, dass vernünftige Gäste die Unvernünftigen ermahnen und auf die Verbote hinweisen können.“ Ermahnungen, die Tim Laumanns von der Revierförsterei Bergedorf aussprach, blieben bislang meist unbeachtet. Mehrmals sei der Förster bei dem Hinweis, Hunde anzuleinen oder andere Reitwege zu nutzen, sogar angepöbelt worden.
Doch das Verbot wollen viele Naturfreunde der umliegenden Gemeinden nicht akzeptieren. Sie sind sich sicher: Schwarze Schafe gibt es überall. „Im Sommer ist es eh zu voll, um am Strand entlang zu reiten, wir nutzen den Weg vor allem in der Nebensaison“, sagt Anika Schmidt, die eine Reitschule in Großensee betreibt. Sie könne nicht nachvollziehen, warum das Verbot auch in den kalten Monaten gelten soll, wenn der Strand kaum genutzt wird.
Bei Verstößen droht Bußgeld
Sylvia Sommerkamp findet es ungerechtfertigt, dass Müllsünder mit Hundehaltern und Reitern quasi gleichgesetzt werden. Sie sagt: „Wir beschäftigen uns mit der Natur und würden niemals Grills oder Glasscherben liegen lassen.“ Beim Ausritt mit Hengst Ramiro habe auch sie sich schon oft über Müll geärgert. Sie sagt: „Das ist eine Rundumbestrafung, die vor allem Tierhalter trifft.“ Auch Sigrid Winkler, Tier- und Landschaftsfotografin aus Großensee, bedauert das Verbot. Mit Hündin Jette unternimmt sie regelmäßig Ausflüge an den Nordstrand. Sie sagt: „Hundekot ist mir da bisher nie aufgefallen.“ Der größte Teil der Besucher verhalte sich vernünftig. Das will sie auch Bürgermeister Lindemann-Eggers schreiben: „Dass Hunde zur Verschmutzung beitragen, sehe ich nicht. Das Schild ist keine Lösung.“
Wird die Einhaltung der neuen Regeln überwacht? Dazu sagt Bodo Lork vom Ordnungsamt Trittau, bei Verstößen gegen die Vorschriften drohe Bußgeld in Höhe von bis zu 10.000 Euro.