Grosshansdorf. Busse statt Bahnen zwischen Großhansdorf, Ahrensburg und Hamburg-Volksdorf. Pendler müssen noch bis 20. Oktober früher aufstehen.

Täglich steigen unter der Woche in Stormarn rund 13.000 Menschen in die U-Bahnen der Linie 1 ein und aus. Seit einem Monat müssen die Pendler bis zu 20 Minuten mehr Zeit für ihre Fahrt einplanen. Die Strecke zwischen Hamburg-Volksdorf, Ahrensburg und Großhansdorf ist bis Oktober wegen Umbauarbeiten gesperrt. Abendblatt-Mitarbeiterin Isabella Sauer hat getestet, wie gut der Ersatzverkehr mit den Bussen funktioniert.

7.15 Uhr an der U-Bahn Haltestelle Schmalenbeck in Großhansdorf. An der Eingangstür des Bahnhofs hängt ein weiß-blauer Zettel mit der Aufschrift: Ersatzverkehr in der Sieker Landstraße an den Bushaltestellen der Linie 369. Zehn Meter weiter die nächste Hinweistafel samt Wegbeschreibung zur Ersatzhaltestelle. Die Ausschilderung ist gut und übersichtlich.

Gelegentlich beschweren sich Kunden über Verspätungen

Das Wartehäuschen der Bushaltestelle ist schnell erreicht. Nur ärgerlich, dass der Bus nach Volksdorf genau vor der Nase wegfährt. Das geht auch Dieter Gödel so, der dem Fahrzeug ein wenig verärgert hinterherschaut. Der 75-Jährige hat eine Aktentasche unter seinen Arm geklemmt, blickt auf seine Uhr, dann auf den Fahrplan. Der Großhansdorfer sagt: „Den Aushang hatte ich mir vor zwei Wochen einmal abfotografiert, trotzdem schaue ich immer wieder darauf.“ Zwischen 6 und 8 Uhr sowie 16 und 18 Uhr fahren die Busse im Zehn-Minuten-Takt, sonst alle 20 Minuten.

Dieter Gödel arbeitet in Hamburg-Wandsbek und fährt zwei mal die Woche dorthin
Dieter Gödel arbeitet in Hamburg-Wandsbek und fährt zwei mal die Woche dorthin © HA | Isabella Sauer

Üblicherweise nimmt Gödel den Bus um 7.22 Uhr, damit er pünktlich um halb neun bei der Arbeit ist. „Auch wenn ich schon so alt bin, arbeite ich zwei Tage die Woche als Fahrschullehrer in Hamburg-Wandsbek“, sagt er. Seitdem die U-Bahnen nicht mehr fahren, geht er 15 Minuten früher als sonst aus dem Haus. „Das ist manchmal schon nervig“, sagt Gödel. Die Busse brauchen mehr als 30 Minuten für die komplette Strecke Großhansdorf–Volksdorf, auf der die U-Bahn 14 Minuten unterwegs ist.

Vor zwei Wochen waren die Busse überfüllt

Der nächste Bus rollt heran. Svea und Olaf Laue eilen zur Haltestelle. Sie tragen Wanderrucksäcke und eine Kühltasche. Heute sind sie aufgrund des Ersatzverkehres extra 30 Minuten früher aus dem Haus gegangen. Svea Laue sagt: „Gut, dass der Bus nicht so voll ist, liegt sicher an den Sommerferien und der Urlaubszeit.“ Vor zwei Wochen habe das noch anders ausgesehen. Die Großhansdorferin sagt: „Viele Arbeitskollegen sagten mir, dass die Busse überfüllt waren und nicht alle Kunden mitgenommen werden konnten.“

Ganz entspannt: Svea und Olaf Laue auf dem Weg in den Urlaub
Ganz entspannt: Svea und Olaf Laue auf dem Weg in den Urlaub © Andreas Laible | Andreas Laible

Zur momentanen Auslastung der Busse sagt die Sprecherin der Hamburger Hochbahn, Christina Becker: „Der Ersatzverkehr ist aufgrund der Urlaubs- und Ferienzeit im Durchschnitt nur zu 60 Prozent belegt.“ Die Bauarbeiten habe man bewusst mit in die Sommerferien gelegt.

Pünktlich fährt der Bus nach Volksdorf ab. Wie angekündigt sind behindertengerechte Gelenkbusse unterwegs. Sie sind auch klimatisiert. „Wir haben zwölf Fahrzeuge im Einsatz“, sagt Christina Becker, „davon vier Stadtbusse für je 70 Fahrgäste und acht Gelenkbusse für je 105 Fahrgäste.“

Haltestelle Ahrensburg Ost wird für eine Woche verlegt

Die nächste Haltestelle ist Ahrensburg Ost. Die Ersatzhaltestelle liegt etwa 500 Meter weit von der U-Bahn-Station entfernt an der Einmündung Manhagener Allee/Am Aalfang. „Im Dunkeln möchte ich nicht allein bis zur Haltestelle vorlaufen müssen“, sagt eine ältere Dame zu ihrer Sitznachbarin.

Wegen Straßenbauarbeiten der Stadt Ahrensburg ist die Bushaltestelle jetzt verlegt worden. Ein Abschnitt der Manhagener Allee muss komplett gesperrt werden. Bis Montag, 8. August, wird der Bus in Richtung Volksdorf direkt am U-Bahnhof Ost stoppen und in Richtung Großhansdorf im Kreuzungsbereich Manhagener Allee/Ostring. Der Umleitungsweg führt über den Ahrensfelder Weg, eine Fahrradstraße.

Reporterin Isabella Sauer fährt vom U-Bahnhof Schmalenbeck in Großhansdorf mit dem Bus nach Volksdorf
Reporterin Isabella Sauer fährt vom U-Bahnhof Schmalenbeck in Großhansdorf mit dem Bus nach Volksdorf © Andreas Laible | Andreas Laible

Es geht weiter zu den Haltestellen Ahrensburg West und Herkenkrug. Pünktliche Ankunft. Wer zum U-Bahnhof Buchenkamp möchte, muss am Herkenkrug auszusteigen. Eine junge Frau ist mit ihrem Smartphone beschäftigt und verpasst das. „Mist, ich habe vergessen, dass Buchenkamp nicht angefahren werden kann und ein Shuttlebus dorthin fährt“, sagt sie leise zu sich selbst. In Volksdorf angekommen, laufen alle Kunden in den U-Bahnhof. Der Bus hat diesmal nur 22 Minuten gebraucht. Wer zügig die Treppen hochläuft, schafft es noch rechtzeitig. Alle anderen müssen fünf Minuten warten.

Bis zum 20. Oktober Helfer der Hochbahn in Volksdorf

Auch am Nachmittag scheint der Ersatzverkehr in entgegengesetzter Richtung ganz gut zu funktionieren. Stephanie Kelting vom Fahrgast-Informationspersonal steht oben an den Gleisen und sagt: „Die meisten Stormarner und Hamburger wissen schon, wie sie umsteigen müssen.“ Ab und zu kämen Ortsfremde und erkundigten sich nach dem Ersatzverkehr. Ihr Zwischenfazit fällt positiv aus: „Rund 80 Prozent der Fahrgäste sind trotz der Umstände gut gelaunt, nur manche haben sich bisher über Verspätungen oder verpasste Busse beschwert.“

Noch bis zum 20. Oktober werden Helfer der Hochbahn an der Haltestelle Volksdorf sein und Fragen beantworten. Zusätzlich steht am heutigen Montag jemand in Ahrensburg Ost.

26,4 Millionen für Fahrstühle und Brücken

Das U-1-Projektkostet 26,4 Millionen Euro. Sechs Bahnhöfe werden barrierefrei umgebaut. Auch Ahrensburg West und Ost sowie Schmalenbeck bekommen Fahrstühle.
Sechs Brücken werden außerdem erneuert. 5,8 Millionen Euro Zuschuss zahlen das Land Schleswig-Holstein, Ahrensburg und Großhansdorf sowie der Kreis Stormarn.
Die Fahrpläne für den Ersatzverkehr hängen an den Haltestellen aus. Im Internet sind die Zeiten auf der Seite www.hochbahn.de unter „Aktuelle Fahrplanänderungen“ zu finden.
Der Hamburger Verkehrsverbund (www.hvv.de) hat die Daten auch in die App eingearbeitet.