Reinbek. Stifter und Spender sollen den Erhalt des 115 Jahre alten Gotteshauses Maria-Magdalenen an der Kirchenstraße sichern.
Demografischer Wandel, Kirchenaustritte und sinkende Steuereinnahmen – es sind harte Zeiten für die evangelische Kirche, die wegen des daraus resultierenden Sparkurses entscheiden muss, ob Gotteshäuser aufgegeben werden müssen. Der Todendorfer Kirche droht der Abriss. Das Gemeindehaus und Pastorat der St. Johanneskirche in Ahrensburg wurde im Dezember 2015 an den Verein Heimat verkauft und zu einer Flüchtlingsunterkunft umfunktioniert. Die Witzhaver Bethlehem-Kirche wurde schon im Jahr 2013 entwidmet. Und obwohl der Kirchenkreis Hamburg-Ost auch die Maria-Magdalenen-Kirche in Reinbek als „nicht förderfähig“ einstufte, blickt Pastor Rolf Kemper positiv in die Zukunft: „Die Reinbeker lieben ihre Kirche und wollen sie unbedingt erhalten.“
Auch in anderen Kommunen sind Kirchen in Gefahr
Schon oft hätten Gemeindeglieder den Geistlichen in jüngerer Vergangenheit angesprochen, weil sie sich um ihre Kirche sorgen. „Eine Kirche ist mehr als nur ein Gebäude“, sagt Pastor Kemper. „Spätestens, wenn diese in Gefahr ist, erinnern sich die Leute daran, wie sie Taufen, Konfirmationen, Trauungen oder besondere Gottesdienste erlebt haben.“ Fakt ist, dass der Kirchenkreis Hamburg-Ost eine Gebäude-Management-Analyse in Auftrag gab, bei der 160 Kirchen und 140 Gemeindehäuser nach ihrer Erreichbarkeit, Sichtbarkeit, Sanierungsbedarf und historischem Wert bewertet wurden. So auch in Ahrensburg, Bargteheide, Eichede, Glinde, Siek, Trittau und Reinbek – allesamt Städte und Gemeinden im Zuständigkeitsbereich des Kirchenkreises.
Dann wurden die Gebäude in drei Kategorien eingestuft. Diese reichen von „auf jeden Fall förderfähig“ (A) über „förderfähig nach Vergleich mit benachbarten Standorten“ (B) bis „nicht förderfähig nach Vergleich mit benachbarten Standorten“ (C). Die der Kirchengemeinde Eichede zugeordnete Todendorfer Kirche, St. Johannes in Ahrensburg und die Maria-Magdalenen-Kirche in Reinbek-Mitte erhielten jeweils ein „C“. Bei anfallenden Sanierungen bleiben ihnen damit Zuschüsse des Kirchenkreises verwehrt.
Sanierungen dauern bis Oktober
So muss die Kirchengemeinde Reinbek-Mitte für alle weiter anfallenden Kosten in den kommenden Jahren selbst aufkommen. Noch bis Oktober dieses Jahres wird die 1901 erbaute Maria-Magdalenen-Kirche grundlegend saniert. Handwerker deckten das Dach mit Schieferplatten neu. Dann werden Schäden an dem 28 Meter hohen Kirchturm behoben. Über Jahrzehnte drang Wasser in den Südwestpfeiler des Turms ein. Frost sprengte die Fugen und zerstörte Teile des Hintermauerwerks. Rund 3300 Ziegel- und Klinkersteine müssen nun an der denkmalgeschützten Kirche detailgetreu ersetzt werden. Die Kosten belaufen sich auf rund 370.000 Euro.
„Die Sanierung wurde größtenteils aus Rücklagen finanziert“, sagt Pastor Rolf Kemper. Rund 25.000 Euro brachten Kirchengemeindeglieder zusammen. „Viele Bürger zahlen über die Kirchensteuer hinaus jeden Monat um die zehn bis 50 Euro extra“, berichtet Pastor Kemper. Um den Erhalt des Gotteshauses auch langfristig sichern zu können, will die Kirchengemeinde nun eine Stiftung gründen.
Mitgliederzahlen sinken seit Jahren
Warum die Maria-Magdalenen-Kirche als nicht förderfähig eingestuft wurde, begründet Remmer Koch, Pressesprecher des Kirchenkreises Hamburg-Ost, so: „Weil die Mitgliederzahlen gesunken sind, verfügen manche Regionen mittlerweile über zu viele Standorte. Im Schnitt rechnet man einen Standort für etwa 5.000 Kirchengemeindeglieder.“ Die Gemeinden Reinbek-Mitte und Reinbek-West verfügen zusammen über rund 5.000 Mitglieder und haben beide ein eigenes Gotteshaus. Im Unterschied zu Reinbek-Mitte darf sich die benachbarte Kirchengemeinde Reinbek-West über eine Einstufung in der besten Kategorie freuen: Zweimal „A“ gab es sowohl für die Nathan-Söderblom Kirche als auch für das Gemeindehaus an der Berliner Straße.
Der Kirchenkreis Hamburg-Ost
Die 1967 eingeweihte Nathan-Söderblom Kirche hatte der 2015 verstorbene Architekt Friedhelm Grundmann entworfen. „Kirchen im neugotischen Stil wie die Maria-Magdalenen-Kirche gibt es in Stormarn viele, moderne Bauweisen wie bei der Nathan-Söderblom-Kirche sind seltener“, sagt Barbara Schöneberg-Bohl, Pastorin in Reinbek-West. „Dass die Maria-Magdalenen-Kirche in Kategorie C eingestuft wurde, war auch für uns schmerzhaft.“
Wer helfen möchte, das Gotteshaus Maria-Magdalenen zu retten, wendet sich an das Kirchenbüro unter Telefon 040/722 62 14 oder an gemeinde@reinbek-mitte.de