Todendorf. Der Kirchenkreis Hamburg-Ost schließt bis 2026 jedes dritte Gebäude. Auch Todendorf, Ahrensburg und Reinbek sind betroffen.

Mit dem demografischen Wandel, Kirchenaustritten und sinkenden Steuereinnahmen hat die evangelische Kirche schon lange zu kämpfen. Der daraus resultierende Sparkurs führt zu unliebsamen Entscheidungen – bis hin zur Aufgabe von Gotteshäusern. Nun hat auch die Todendorfer Kirchengemeinde eine Hiobsbotschaft erreicht: Laut Pastorin Susanne Schumacher ist das Gebäude vom Kirchenkreis Hamburg-Ost als „nicht erhaltenswert“ eingestuft worden. Finde sich keine Lösung, drohe der Abriss, so die Geistliche.

Der Kirchenkreis, in dessen Zuständigkeit auch die Kirchengemeinde Eichede inklusive Todendorf fällt, hatte eine Gebäude-Management-Analyse in Auftrag gegeben, um die aktuelle Lage aller Kirchen zu erfassen. Die Kriterien: Lage, historischer Wert, Auslastung und Renovierungsbedarf. Die Einstufung reiche von „unbedingt erhaltenswert“ über „erhaltenswert mit Investitionen“ bis hin zu „nicht erhaltenswert“, sagt Susanne Schumacher. Remmer Koch, Sprecher des Kirchenkreises Hamburg-Ost, wählt eine andere Formulierung. Die Einstufung sei in „förderungsfähig“ und „nicht förderungsfähig“ erfolgt. Im zweiten Fall gebe es keine Zuwendungen, die Kirchengemeinde müsse für alle Sanierungsarbeiten selbst aufkommen. „Die Aussage, dass ein Gebäude nicht erhaltenswert sei, würde schließlich bedeuten, dass wir einer Gemeinde zum Verkauf raten“, sagt Remmer Koch. „Was mit den Gebäuden passiert, müssen jedoch die Kirchengemeinden letztendlich selbst entscheiden.“

Gotteshaus hat große Wasserschäden und Mängel am Dach

Das Todendorfer Gotteshaus wurde 1967 eingeweiht. Doch ein Jahr vor dem 50. Jubiläum gibt es große Wasserschäden, Mängel am Dach und sanierungsbedürftige Sanitäranlagen. Mit einem Fragebogen, der im Gemeindebrief im September verteilt werden soll, wollen Kirchengemeinde und die Kommune herausfinden, wie wichtig den Todendorfern ihre Kirche ist.

Rund 1200 Menschen wohnen in dem Dorf bei Bargteheide. Alle 14 Tage gibt es Gottesdienste, zu denen meist zwischen sechs und 20 Gläubige kommen. Nur zu Weihnachten oder bei Konfirmationen ist die Todendorfer Kirche, die über etwa 100 Sitzplätze verfügt, voll besetzt. „Natürlich kämpfen wir für den Erhalt“, sagt Bürgermeister Hans-Joachim Dwenger (Allgemeine Freie Wählergemeinschaft Todendorf). Eine Kosten-Nutzen-Rechnung müsse aber zeigen, inwieweit die Sanierung realisierbar sei. Für Pastorin Schumacher ist klar: „Ohne finanzielle Unterstützung ist die Kirche nicht zu retten.“

Jährliche Betriebskosten Todendorfer Kirche: 11.000 Euro

Rund 100.000 Euro Steuern bekommt die Kirchengemeinde Eichede jährlich vom Kirchenkreis Hamburg-Ost. Damit müssen alle Ausgaben gedeckt werden. Zum Gebäudebestand zählen die Kirchen in Eichede und Todendorf sowie das Eicheder Pastorat, das Mitarbeiterhaus und ein Gebäude auf dem Friedhof. In der Todendorfer Kirche fallen jährlich 11.000 Euro Betriebskosten an. Die Kosten für den Erhalt des Gebäudes einschließlich Renovierungsarbeiten schätzen Architekten in der Gebäude-Management-Analyse für die kommenden 15 Jahre auf mehr als 135.000 Euro. „Noch haben wir einen ausgeglichenen Haushalt“, sagt Susanne Schumacher. „Aber eine Sanierung der Todendorfer Kirche ist für die Gemeinde allein nicht tragbar.“

Als nicht förderungsfähig wurden ebenfalls Gebäude der Kirchengemeinden in Ahrensburg (St. Johannes) und Reinbek eingestuft. Nähere Angaben, wie viele Kirchengemeinden genau betroffen sind, könne er nicht machen, so Sprecher Remmer Koch weiter. Im April hatte die Synode des Kirchenkreises Hamburg-Ost beschlossen, bis 2026 rund ein Drittel der Kirchen und Gemeindehäuser zu schließen. Das Gebiet umfasst den Osten Hamburgs mit Harburg und Bergedorf sowie die westliche Hälfte von Stormarn von Ahrensburg über Bargteheide, Siek und Trittau bis nach Glinde und Reinbek.

Kirchenkreis beschäftigt 270 Pastoren und 3600 Mitarbeiter

Noch gibt es 138 Kirchen und 140 Gemeindehäuser. Die Zahl der Gemeindeglieder ist von 660.000 im Jahr 1992 auf 440.000 gesunken. Der Kirchenkreis beschäftigt rund 270 Pastoren und gut 3600 Mitarbeiter. Er betreibt 134 Kindergärten sowie weitere 15 Einrichtungen und Tagungshäuser.

„Uns bereitet vor allem der demografische Wandel Kopfzerbrechen“, sagt Rolf Kemper, Pastor der Kirchengemeinde Reinbek-Mitte. Die Bethlehem-Kirche in Witzhave wurde bereits 2013 entwidmet, weil die Trittauer Kirchengemeinde finanziell unter Druck stand. Das Grundstück wurde an die Gemeinde Witzhave verkauft. Seither wird die Kirche bei Beerdigungen als Kapelle genutzt. Remmer Koch: „In diesem Fall haben Kirche und Kommune eine gute Lösung gefunden, um das Gebäude weiterhin zu nutzen.“