Ammersbek. Graue Kästen ermitteln, wie viele Autos an der Einmündung Hoisbütteler Mühle fahren. Danach Entscheidung über Ampel oder Kreisverkehr.

Die Ammersbeker Todesstrecke L 225 an der Hoisbütteler Mühle wird entschärft. Darin sind sich alle Verantwortlichen von Polizei über Verkehrsministerium bis zu Behörden und Politik einig. Ob mit Ampel, Kreisverkehr oder anderen Umbauten soll eine Verkehrszählung zeigen. Das steht nach einer von der SPD organisierten Expertendiskussion fest.

Wollen die Einmündung sicherer machen (v.l.);  Michael Pirschel (Wirtschaftsministerium), Britta Lüth (LBV), Landtagsabgeordneter Tobias von Pein, Sigrid Kuhlwein (SPD Kreistag), Sven Schäfer (SPD-Ortsvorsitzender), Jürgen Kestien, Rita Thönnes, Jürgen Ehrig (alle Ammersbek), Kay-Uwe Güsmer (Polizeidirektion)
Wollen die Einmündung sicherer machen (v.l.); Michael Pirschel (Wirtschaftsministerium), Britta Lüth (LBV), Landtagsabgeordneter Tobias von Pein, Sigrid Kuhlwein (SPD Kreistag), Sven Schäfer (SPD-Ortsvorsitzender), Jürgen Kestien, Rita Thönnes, Jürgen Ehrig (alle Ammersbek), Kay-Uwe Güsmer (Polizeidirektion) © HA | Harald Klix

In diesem Jahr hat es an der Einmündung Landesstraße 225/Lübecker Straße schon sechs schwere Unfälle gegeben. Ende April kam ein Motorradfahrer ums Leben, zudem mussten mehrere Verletzte im Krankenhaus oder ambulant behandelt werden. „Es wird relativ schnell etwas geschehen“, sagte Kay-Uwe Güsmer, Unfallexperte bei der zuständigen Polizeidirektion Ratzeburg.

Familie des Unfallopfers: Bitte schnell handeln

Wie schnell, das hängt auch davon ab, welche Daten die kleinen grauen Kästen liefern, die jetzt unter Verkehrsschildern hängen. „Wir zählen eine Woche lang die Fahrzeuge“, sagte Britta Lüth, stellvertretende Leiterin des Landesbetriebs Straßenbau und Verkehr (LBV) in Lübeck. „Das wollten wir unbedingt vor den Sommerferien erledigen.“ Die beginnen in einer Woche.

Auch das Landesverkehrsministerium signalisierte Unterstützung. „Wir brauchen diese Zählung, um rechtssicher bauen zu können“, sagte Abteilungsleiter Michael Pirschel. Das nötige Geld werde bereitgestellt: „Die Finanzen spielen nicht die oberste Rolle.“

Damit scheint auch wieder ein Kreisverkehr möglich, den etliche der rund 50 Zuhörer präferierten. „Alles andere ist absoluter Unsinn“, meinte ein Bargteheider. Der pensionierte Hamburger Baudirektor Eckehard Knoll ergänzte: „Ein Kreisel ist jeder Ampel überlegen, weil alle Autos immer bremsen müssen.“ Ein einspuriger Kreisverkehr mit 26 Meter Durchmesser verkrafte bis zu 25.000 Fahrzeuge täglich. Schätzungen gehen an der Hoisbütteler Mühle von 16.000 aus.

Kestien appeliert, nicht nur auf Statisik zu blicken

Der Ammersbeker Anwalt Rolf Finkbeiner plädierte ebenfalls für den Kreisel. Der sei zwar teurer als die Ampel. „Wenn man die Unterhaltskosten über zwei Jahrzehnte einrechnet, ist der Unterschied nicht groß“, so Finkbeiner. Sein Appell an die Entscheider: „Wenn man wirklich etwas will, können Dinge auch sehr schnell geschehen.“

Der SPD-Gemeindevertreter Jürgen Kestien appellierte daran, nicht nur auf die Statistik zu blicken. So erfasse die Polizei kleine Unfälle gar nicht. Nahezu jeder Ammersbeker könne zudem von Beinahe-Zusammenstößen mit Auto- und auch Radfahrern berichten. „Vergangene Woche hab’ ich selbst zwei gesehen, einmal hätte es fast zwei Schüler erwischt“, sagte Kestien. Sein Fazit: „Es kann nicht nur an menschlichem Versagen liegen, das muss auch bauliche und verkehrstechnische Gründe haben. Deshalb brauchen wir Sofortmaßnahmen.“

SPD habe schon 2004 Ampel oder Kreisverkehr gefordert

Der Bauausschussvorsitzende nannte alle Vorschläge, die das Gremium gesammelt hat: Tempo 50 statt 70, feste Blitzanlage, Leuchttafeln mit Geschwindigkeitsanzeige, mobile Radarkontrollen, gelbes Blinklicht, provisorische Ampel, regelmäßige Kontrollen der Vorfahrtsregeln.

Die SPD habe schon 2004 eine Ampel oder einen Kreisverkehr an der Stelle gefordert. Aus Kostengründen sei damals aber nur die Rechtsabbiegespur nach Ahrensburg weggefallen und eine Verkehrsinsel errichtet worden.

Mehrere Besucher beklagten, dass in fast drei Monaten seit dem tödlichen Unfall gar nichts verändert worden sei. „Warum passiert nichts?“, fragte auch Christina Eckhardt, Schwester des 35-Jährigen, dem eine Autofahrerin die Vorfahrt genommen hatte. Die Mutter Gabriela Eckhardt sagte: „Unternehmen Sie alles Mögliche, damit nicht wieder jemand wie wir hier sitzen muss.“

Verkehrsexperte Kay-Uwe Güsmer erwiderte, dass zusätzliche Schilder eher ablenkten. Das bestätigte auch ein junger Mann im Publikum, der die Einmündung gut kennt: „Das ist ein Mentalitätsproblem. Wer jetzt die Stoppschilder missachtet, mit Tempo 90 vorbeirast oder sogar im Gegenverkehr an der Verkehrsinsel vorbeifährt, ändert sein Verhalten auch nicht durch ein weiteres Schild.“ Der SPD-Fraktionsvorsitzende Jürgen Ehrig ergänzte: „Aus Richtung Bargteheide kommen Autos sogar mit bis zu 200 km/h angerast.“

Die Befürchtungen einiger Gäste, dass sich „auf Jahre“ nichts tue, mag der Landtagsabgeordnete Tobias von Pein nicht teilen. Er erwartet, dass „bereits in den nächsten Monaten konkrete Schritte gemacht werden können und Vorschläge für bauliche Maßnahmen auf dem Tisch liegen“.