Glinde. SPD-Antrag sieht Sperrvermerk für Häuser am Schlehenweg vor. Politiker bringen Gelände des Sportvereins als Standort ins Spiel.

Rund zwei Millionen Euro kosten die drei Häuser in Modulbauweise für Flüchtlinge inklusive Zufahrt, die Glinde im Herbst auf einer Grünfläche am Schlehenweg platzieren will. In ihnen ist Platz für 78 Menschen. Den Beschluss hatten die Politiker vor Monaten gefasst. Inzwischen wurden Bodengutachten erstellt, ein Architekt ist eingeschaltet. Er hat einen Bauantrag gestellt. Doch womöglich treten die Entscheidungsträger jetzt auf die Bremse und stoppen das Vorhaben.

Flüchtlingszahlen: Prognose für 2016 bereits gesenkt

Auf der Sitzung der Stadtvertretung präsentierte die SPD einen Antrag, der einen Sperrvermerk im Haushalt für das Projekt vorsieht. In so einem Fall dürfen keine weiteren Aufträge vergeben werden. Als Begründung heißt es unter anderem: „Die Lage der Flüchtlingsunterbringung entspannt sich im Augenblick merklich.“

Die Verwaltung hat die Prognose für 2016 bereits gesenkt: War sie im vergangenen Dezember noch davon ausgegangen, in diesem Jahr 300 Hilfesuchende unterbringen zu müssen, wurde die Zahl jetzt auf 200 korrigiert. Von Januar bis Ende diesen Monats hat die Stadt 50 Flüchtlinge aufgenommen – weniger als erwartet.

Thema im kommenden Sozialausschuss am Dienstag

„Wir sollten auf die Situation reagieren und keine Pflöcke einschlagen, die wir nicht wieder rauskriegen“, sagte der SPD-Fraktionsvorsitzende Frank Lauterbach. Er und seine Parteikollegen bezweifeln, dass die Stadt die Kapazitäten am Schlehenweg derzeit benötigt. Der CDU-Fraktionsvorsitzende Rainer Neumann steht dem SPD-Antrag offen gegenüber: „Er macht ja nichts kaputt.“ Grünen-Fraktionschef Wolf Tank wollte mehr Informationen zum Thema von der Verwaltung, um darüber zu beraten.

Die werden Glindes Politiker am kommenden Dienstag im Sozialausschuss bekommen. Dann wird auch der SPD-Antrag wieder Diskussionsgrundlage sein. In der Stadtvertretung zog ihn Lauterbach zurück, weil Bürgermeister Rainhard Zug versprach, in den kommenden Tagen keine weiteren Aufträge in der Sache zu vergeben.

Der Antrag enthält auch alternative Standorte

Im Antrag ist auch von Alternativangeboten für die Unterbringung die Rede, genannt ist der TSV Glinde. Der hauptamtliche Vorsitzende, Joachim Lehmann, hatte sich Anfang des Jahres mit Zug zu einem informellen Gespräch über den Bau einer Flüchtlingsunterkunft auf dem Vereinsgelände getroffen. Die Idee stammt vom SPD-Stadtverordneten Oliver Sendzik. Lehmann sagt: „Wir haben Gedanken ausgetauscht. Einer war, die Unterkunft zu einem späteren Zeitpunkt dem Verein zu übertragen.“ Denkbar sei dann eine Nutzung als Umkleideraum. Die Sache wurde aber nicht weiterverfolgt.

„Es so hinzubekommen, wäre natürlich traumhaft“, meint Lehmann. Sollte es dort machbar und günstiger als am Schlehenweg sein, würden die Sozialdemokraten das TSV-Gelände für ein kleineres Flüchtlingsheim bevorzugen. Das sagte die erste stellvertretende Fraktionsvorsitzende Marlies Kröpke dem Abendblatt auf Anfrage.

Bernd Mahns, Leiter des Amtes für Bürgerservice, hält eine Standortdiskussion für falsch: „Dafür ist es zu spät. Wir mieten derzeit keine Wohnungen mehr an, brauchen die Häuser am Schlehenweg.“ Die Lieferzeit beträgt bis zu funf Monate. Die Bestellung ist laut Zug in Kürze geplant.