Glinde. Ursprünglich wollte die Stadt am Schlehenweg vier Häuser aufstellen. Doch das Geld reicht nur für drei, sagt der Bürgermeister.

Die Stimmung ist aufgewühlt. Eine Hand nach der anderen hebt sich. Mehrmals brausen Stimmen auf, nicht nur einmal bittet Glindes Bürgermeister Rainhard Zug seine Gäste, ihn nicht zu unterbrechen. Manche Besucher sind besorgt. Sie haben Angst, dass zu viele Flüchtlinge in ihrer Nachbarschaft untergebracht werden. Rund 150 Bürger kamen zur Informationsveranstaltung in das Glinder Jugendzentrum Spinosa. Zwei Stunden lang sprach Verwaltungschef Zug mit ihnen über die geplanten Häuser in Modulbauweise für die Hilfesuchenden am Schlehenweg.

Die Stadt kann sich mit zwei Millionen Euro drei Häuser leisten

Schnell wird an diesem Abend klar, dass viele Glinder beim Thema Flüchtlinge zwiegespalten sind. „Wir sind multikulti, darauf bin ich stolz. Ich habe auch viele Freunde, die Ausländer sind. Aber wenn noch mehr kommen, sprengt das den Rahmen,“ sagt eine Frau. Sie erntet Applaus. Es gibt weitere Wortmeldungen mit dem gleichen Tenor.

Das Plakat, das der Bürgermeister mitgebracht und an einem Flipchart befestigt hat, zeigt einen Bauplan mit neun Häusern auf der Grünfläche am Schlehenweg. Momentan ist das Areal ein Erholungsgebiet samt Spielplatz. Noch im Dezember hatte der Verwaltungschef auf einer Einwohnerversammlung dort von vier Häusern für Flüchtlinge gesprochen. „Das, was wir jetzt zeigen, ist eine Maximalplanung“, sagt Zug. Neun Gebäude an diesem Standort könne Glinde in diesem Jahr gar nicht umsetzen: „Vom Kreis stehen uns zwei Millionen Euro zur Verfügung.“ Mit diesem Geld könne die Stadt sich die Zufahrt und drei der 500.000 Euro teuren Häuser für die Hilfesuchenden am Schlehenweg leisten.

Anwohner haben Angst um die Sicherheit von Frauen und Kindern

Ein genaues Datum für den Bau steht noch nicht fest. „Im Herbst“, sagt Zug. Soweit stehe die Planung. Dann werden in jedes Haus 26 Bewohner, insgesamt also 78 Flüchtlinge, ziehen. Diese Unterbringung ist auf maximal zehn Jahre befristet. „Der Kreis erlaubt uns zunächst fünf Jahre“, sagt der Verwaltungschef. Dann habe Glinde die Möglichkeit, um weitere fünf Jahre zu verlängern. Die Bewohner werden vorrangig aus Syrien, Afghanistan, dem Irak und Iran kommen. Und wenn es auch der „Lieblingswunsch“ des Bürgermeisters ist, Familien unterzubringen, sei primär mit jungen Männern zu rechnen.

Eine Frau mittleren Alters fragt: „Was tun Sie, damit Flüchtlinge nicht einfach in unsere Läden gehen und sich Dinge in die Tasche stecken?“ Eine andere Glinderin ergänzt: „Wie schützen Sie unsere Kinder? Ich als Frau habe Angst.“ Und ein Herr will wissen, ob Glinde mehr Polizeipersonal bekomme.

Den Sorgen der Bürger versucht der Verwaltungschef mit Statistiken entgegenzuwirken. Zug: „Es gibt keine signifikante Erhöhung der Kriminalität durch Flüchtlinge in Glinde.“

Ein Mann sagt: „Am Schlehenweg entsteht ein Ghetto, ein sozialer Brennpunkt.“ Ein weiterer fragt: „Bauen Sie sicher nicht mehr Häuser am Schlehenweg?“ Der Bürgermeister antwortet: „Kommen zu den 250 in 2015 aufgenommenen Flüchtlingen weitere 300 in diesem Jahr hinzu, dann gibt es keine Probleme bei der Unterbringung.“ Mit den drei Häusern am Schlehenweg zusätzlich zu den vier nahezu baugleichen am Willinghusener Weg schaffe es Glinde. „Parallel wollen wir Wohnraum anmieten.“ Das habe im vergangenen Jahr gut geklappt. „Wir gehen davon aus, dass es auch 2016 geht“, sagt Zug.

Und wenn mehr Flüchtlinge kommen als erwartet? Der Bürgermeister: „Priorität wird sein, andere Standorte zu entwickeln. Verlässlich kann ich aber nichts sagen.. Die Stadt prüft noch immer die zwei Flächen an den Straßen Kupfermühlenweg und Am Berge. Der zuvor ins Auge gefasste Standort in der Wilhelm-Bergner-Straße sei geplatzt. Eine Firma hat das Grundstück gekauft. Am Willinghusener Weg stehen nun vier Häuser in Modulbauweise. Zwei wurden innerhalb der vergangenen Woche aufgestellt. Sie sollen Ende März bezogen werden.