Ahrensburg. Wirtschaftsminister Meyer skizziert beim Ahrensburger Schlossgespräch die Zukunft des Kreises in der Metropolregion. Was ist zu tun?

Die Wirtschaft in Stormarn boomt. Vergangenes Jahr sind 26 Gewerbeflächen im Kreis verkauft worden. Jährlich entstehen etwa 500 neue Arbeitsplätze. „Die Metropolregion Hamburg ist das wirtschaftliche Kraftzentrum von Schleswig-Holstein“, sagt Wirtschafts- und Verkehrsminister Reinhard Meyer, der am Donnerstag zum Ahrensburger Schlossgespräch gekommen ist. Mit Vertretern aus der Wirtschaft sprach der SPD-Politiker über die Herausforderungen, die damit auf Stormarn und den Nachbarkreis Herzogtum Lauenburg zukommen – und welche Chancen sich für die Region ergeben.

Gewerbeflächen

„Es gibt einen erheblichen Bedarf, den wir nicht befriedigen können“, sagt Detlev Hinselmann, der Ende April Chef der Wirtschafts- und Aufbaugesellschaft Stormarn (WAS) wird. Wie berichtet, ist ein gemeinsames Gewerbegebiet mit Hamburg geplant. Die 39 Hektar große Fläche teilen sich Rahlstedt und Stapelfeld. Im Mai sollen die Verträge unterzeichnet werden, im Herbst sollen die Bauarbeiten beginnen. Doch die zwölf Hektar auf Stormarner Gebiet reichen laut Hinselmann bei Weitem nicht aus, um der Nachfrage gerecht zu werden.

„Wir rechnen damit, dass wir bis 2030 weitere Flächen in einer Größenordnung von 140 Hektar brauchen werden“, sagt Norbert Leinius, der bis Ende April Chef der WAS ist. Der eigentliche Bedarf geht laut Leinius darüber hinaus. „Wir wollen aber auch noch Natur haben“, frotzelt Leinius.

Weitere Gewerbeflächen sollen in Ahrensburg, Braak, Reinbek, Barsbüttel, Hammoor oder Reinfeld entstehen. In Ahrensburg wird beispielsweise das Gewerbegebiet Beimoor-Süd um 23 Hektar vergrößert. „Am Kornkamp Richtung Hammoor haben wir der Stadt Flächen abgekauft“, sagt Leinius. In Barsbüttel entsteht ein rund 15 Hektar großes Gebiet.

In Hammoor ist ein sechs bis acht Hektar großes Gewerbegebiet geplant. „Erst müssen wird jedoch abwarten, bis die Umgehungsstraße gebaut ist. Schließlich soll der ganzen Verkehr nicht durch den Ort fahren“, erklärt Leinius.

Autobahn

Viel mehr Verkehr wird auch künftig über die Autobahnen im Kreis rollen, insbesondere wenn die Fehmarnbelt-Querung kommt. „Das ist der Weg nach Skandinavien“, sagt der Verkehrsminister. Auch dieser Herausforderung muss sich der Kreis stellen. „Wir brauchen dringend einen Autohof an der Autobahn 1“, sagt Norbert Leinius. Schon heute finden viele Lastwagenfahrer keinen Platz auf den Raststätten und müssen auf die Gewerbegebiete ausweichen. Das soll sich ändern. Am Autobahnkreuz Bargteheide soll ein rund sechs Hektar großer Autohof gebaut werden.

„Die Zustimmung vom Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr in Lübeck haben wir schon“, sagt Leinius. Auch gebe es schon eine Planungswerkstatt die sich mit diesem Projekt beschäftigt. „Es soll aber kein reiner Parkplatz für Lkw werden“, betont Leinius. Es wird auch eine Raststätte für Touristen mit Restaurant. Ende 2017 könnte mit den Bauarbeiten für den Autohof begonnen werden.

Für Entlastung soll auch der Ausbau der Autobahn 21 bis zur A 24 bei Schwarzenbek sorgen. „Dieses Vorhaben hat laut Verkehrswegeplan der Bundesregierung vordringlichen Bedarf“, erklärt Reinhard Meyer. Doch bis die Bundesstraße 404 zu einer vierspurigen Autobahn ausgebaut ist, dürften laut Verkehrsminister noch mindestens 15 Jahre vergehen.

Fachkräftemangel

Ein großes Problem vor dem die Firmen in Stormarn schon heute stehen und was sich in Zukunft verschärfen wird, ist der Fachkräftemangel. „Dies war ein Schwerpunkt bei dem Gespräch mit den Firmenvertretern“, sagt Detlev Hinselmann. Insbesondere Ingenieure werden gesucht. „Der Markt ist einfach leergefegt. Die Unternehmen werden nicht vermeiden können, Fachkräfte irgendwo anders abzuwerben“, sagt Hinselmann.

Kinderbetreuung

Der Fachkräftemangel könnte auch mit einer besseren Kinderbetreuung etwas kompensiert werden. „Dieser Appell richtet sich sowohl an die Firmen als auch an die Kommunen“, sagt Hinselmann. Die Unternehmen müssten Wege finden, wie man Familie und Beruf besser unter einen Hut bekommt. Die Kommunen müssten dafür sorgen, dass auch schulpflichtige Kinder einen Betreuungsplatz bekommen.

„Ein gutes Beispiel gibt es im Herzogtum Lauenburg“, sagt Hinselmann. „Dort hat ein Unternehmen eine angrenzende Firmenfläche an die Gemeinde verpachtet, die darauf einen Kindergarten gebaut hat, der jetzt vom Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) geführt wird.“ Das Unternehmen habe sich dabei ein gewisses Kontingent gesichert.

Wohnungen

Neben der Kinderbetreuung müssen die Kommunen auch für mehr Wohnraum sorgen. Norbert Leinius rechnet damit, dass auch künftig pro Jahr 500 neue Arbeitsplätze in Stormarn entstehen werden. Hinselmann geht davon aus, dass pro Jahr tausend neue Wohnungen gebraucht werden. „Da muss einfach der politische Wille da sein, dies auch umzusetzen“, sagt Hinselmann. Insbesondere für die Wirtschaft im Kreis sei dies wichtig. „Nicht alle Arbeiter können es sich leisten, täglich zu pendeln“, sagt Hinselmann.

Zusammenarbeit

Um wirtschaftlich weiter stark zu bleiben, müssen Stormarn, Herzogtum Lauenburg und Hamburg weiterhin gut zusammenarbeiten. „In Hamburg gibt es keine Gewerbeflächen mehr. Möglich wäre aber, dass die Verwaltung einer Firma in Hamburg sitzt und die Produktion in Stormarn ist“, sagt Wirtschaftsminister Meyer. Norbert Leinius nennt als Beispiel: „Wenn Firmen zu uns kommen, für die wir keinen Platz haben, fragen wir im Nachbarkreis Herzogtum Lauenburg nach, ob es dort freie Flächen gibt.“