Hammoor/Todendorf. Rasthof Buddikate an der A1 hat nicht genug Stellplätze. Fernfahrer weichen auf Gewerbegebiete aus. Neuer Standort ist im Gespräch.

Gewerbegebiet Beimoor-Süd in Ahrensburg, kurz vor Einbruch der Dunkelheit. Am Straßenrand stehen acht Lastwagen – einige der Dieselmotoren blasen Abgase in die Luft. Die Fahrzeuge sind nur auf der Durchreise. Die Fahrer machen Pause, um die gesetzlich vorgeschriebenen Ruhezeiten einzuhalten. Das gleiche Bild im Bargteheider Gewerbegebiet, wo die tonnenschweren Lastwagen auf Plätzen stehen, die ebenfalls nicht fürs Rasten vorgesehen sind. Grund: Die rund 60 Stellplätze an der Autobahnraststätte Buddikate reichen mal wieder nicht aus. Die Brummifahrer weichen in Städte und Gemeinden in der Nähe der Autobahn 1 aus.

Weil der Rastplatz Buddikate häufig belegt ist, weichen Kraftfahrer immer häufiger auf Gewerbegebiete aus, wie hier im Gewerbegebiet Beimoor
Weil der Rastplatz Buddikate häufig belegt ist, weichen Kraftfahrer immer häufiger auf Gewerbegebiete aus, wie hier im Gewerbegebiet Beimoor © HA | Ralph Klingel-Domdey

„Heute hatte ich Glück“, sagt Herbert de Boer. Gerade hat er den letzten Platz an der Buddikate ergattert. Der 61-jährige Holländer sitzt seit mehr als 40 Jahren hinterm Steuer von Lastzügen. Sein aktueller Job: ein Gefahrgut-Transport vom belgischen Antwerpen nach Wismar. De Boer muss während der knapp 700 Kilometer langen Strecke sehr konzentriert sein. Das geht nur mit regelmäßigen Pausen. „Für uns ist ein guter Rastplatz wichtig. Nur dort bekommen wir, was wir brauchen, um auftanken zu können.“ Und damit meint Herbert de Boer nicht nur den Dieselkraftstoff für seinen Lastwagen.

Müll und Notdurft stinkt Anwohner und Firmen

Auch Karsten Witt, seit Anfang Februar neuer Chef der Autobahnpolizei Bad Oldesloe, sieht einen großen Bedarf an weiteren Park- und Ruhemöglichkeiten entlang der Autobahn 1. Er sagt: „Durch Sparmaßnahmen fielen an diesem Autobahnabschnitt in den vergangenen Jahren diverse Stellplätze für Lastwagen weg. Das stetig steigende Verkehrsaufkommen führt aber unweigerlich dazu, dass die verbliebenen Raststätten und Parkplätze ständig überlastet sind.“

Um die vorgeschriebenen Ruhezeiten einhalten zu können, wollen viele Fernfahrer von der A1 zum Rasthof Buddikate abfahren
Um die vorgeschriebenen Ruhezeiten einhalten zu können, wollen viele Fernfahrer von der A1 zum Rasthof Buddikate abfahren © HA | Verena Künstner

Also fahren viele Fernfahrer in Höhe Ahrensburg, Bargteheide oder Bad Oldesloe ab und suchen einen Platz für die Nacht. Dort trinken, essen und schlafen sie. Manch einer wirft seinen Müll einfach aus dem Fenster des Führerhauses. Andere verrichten ihre Notdurft, denn Toiletten gibt es hier nicht. Das stinkt dem einen oder anderen Anwohner, Bürgermeister oder Gewerbetreibenden gewaltig.

Die WAS bemüht sich seit 2010 um einen neuen Autohof

Das Problem ist seit Jahren bekannt. Die mögliche Lösung eigentlich auch: ein neuer Autohof, der genügend Stellplätze und Einrichtungen wie Duschen, Toiletten und Gastronomie bietet. Seit 2010 bemüht sich Norbert Leinius, Geschäftsführer der Wirtschaft- und Aufbaugesellschaft Stormarn (WAS), um solch ein Projekt. Im Bad Oldesloer Gewerbegebiet an der Bundesstraße 208 sollte damals ein zehn Hektar großer Autohof samt Tankstelle, Restauration und Motel entstehen. Die Pläne lagen vor – gebaut wurde nie. Norbert Leinius zweifelte an der Seriosität der Investoren. Dann rückte das Kreuz Bargteheide/Hammoor als Standort ins Blickfeld. Der Autohof dort sollte für Trucker und Autofahrer gleichermaßen attraktiv sein. Der WAS-Chef begründete Sinn und Zweck wie folgt: „Wenn der Fehmarnbelt-Tunnel von Puttgarden nach Rødby kommt, wird der Verkehr im Kreis Stormarn zunehmen. Das betrifft nicht nur die Schienen, sondern besonders die Autobahn 1.“ Er glaube, dass nicht nur viele Lastwagen die Autobahn nach Puttgarden wählen werden, um in den Norden Europas zu kommen, sondern auch Dänemark-Touristen von der A 7 auf die A 1 ausweichen werden.

Für den Hof mietete die WAS eine von Hammoor abgewandte Fläche von acht Hektar an. Bei einem Sondierungsgespräch mit Landrat Klaus Plöger und der Umweltbehörde bekam die WAS grünes Licht. Wieder rückte die Realisierung des dringend nötigen Autohofes in greifbare Nähe. Baubeginn sollte 2015, dieses Jahr die Bauarbeiten abgeschlossen sein. Doch bisher kamen auf dem Gelände weder Bagger noch Kran zum Einsatz.

„Der von uns favorisierten Planung konnte aus Sicht des Ministeriums nicht mehr zugestimmt werden“, sagt Norbert Leinius. Nachdem die Konzeptstudien erstellt waren, wurde der WAS aus dem Wirtschafts- und Verkehrsministerium mitgeteilt, dass sich die Planungsrichtlinien verändert hätten. Und damit die gesamte Situation am Autobahnkreuz Bargteheide. „Nun ist auch dieser Standort weggefallen“, sagt WAS-Chef Leinius, der nach wie vor von der Notwendigkeit eines zusätzlichen Rast- und Schlafplatzes für Lastwagen und Pkw an der A 1 überzeugt ist.

Gespräche über neuen Standort sind bereits vereinbart

„Wir haben jetzt eine alternative Fläche am Bargteheider Autobahndreieck im Blickfeld und entsprechende Vorgespräche mit den Landesbehörden terminiert“, berichtet Leinius dem Abendblatt. Autobahnpolizeichef Karsten Witt würde es begrüßen, wenn die Pläne diesmal auch wirklich umgesetzt würden. „Zur Entspannung der Situation auf den Straßen und Raststätten. Und damit zum Wohl aller Autofahrer.“

Solange noch nichts in trockenen Tüchern ist, will Norbert Leinius nichts Konkretes verraten. Er rechne mit einem Ergebnis der Besprechungen bereits im Laufe des nächsten Monats.