Bad Oldesloe. Die Landesregierung informiert bei Regionalkonferenz in Bad Oldesloe von Reduzierung der Vorrangebeite. Gegner demonstrieren.
Längst ist die Windenergie zu einem wichtigen Wirtschaftszweig geworden – vor allen anderen Bundesländern in Schleswig-Holstein. Eine neue Windenergieplanung soll nun eine rechtliche Sicherheit herstellen, auf welchen Flächen die Anlagen aufgestellt werden dürfen. Bislang kamen demnach 7,6 Prozent der Landesfläche in Frage. Die Zahl wurde nun nach unten korrigiert.
Endgültige Eignungsflächen sollen bis Mitte des Jahres veröffentlicht werden
Bei der Auftaktveranstaltung in der Stormarnhalle in Bad Oldesloe, dem Start einer Reihe von Regionalkonferenzen, präsentierte die Landesregierung nun neue Zahlen. „Die ermittelte Potenzialfläche ist in den vergangenen Monaten anhand strenger Kriterien gesiebt worden“, sagte Staatssekretär Thomas Losse-Müller, der gemeinsam mit Energiestaatssekretärin Ingrid Nestle den Stand der Planungen vorstellte. Beide sehen das Verfahren auf einem guten Weg.
Nachdem Ausschlusskriterien wie Mindestabstände zur Wohnbebauung und Natur- und Landschaftsschutz in der Windenergieplanung berücksichtigt worden sind, konnte der Suchraum für künftigen Vorranggebiete auf 3,7 Prozent eingegrenzt werden. „Am Ende sollen rund zwei Prozent der Landesfläche verbleiben, auf der der Bau von Windkraftanlagen möglich ist“, sagte Thomas Losse-Müller. Die endgültigen Eignungsflächen sollen voraussichtlich bis Mitte des Jahres veröffentlicht und ein Jahr später verabschiedet werden.
Das Obereverwaltungsgericht in Schlwswig stoppte bisherige Planungen
Die neue Windenergieplanung wurde nötig, nachdem das Oberverwaltungsgericht (OVG) in Schleswig die bisherigen Planungen gestoppt hatte. Seitdem wird nur noch in Ausnahmefällen die Genehmigung zum Bau neuer Windkrafträder erteilt. Ziel ist es, die Produktion erneuerbarer Energien voranzubringen und gleichzeitig die Akzeptanz der Bürger für die Energiewende zu erhalten. Spätestens auf der Regionalveranstaltung in Bad Oldesloe zeigte sich, dass dies nicht einfach werden dürfte. Vor der Stormarnhalle demonstrierten rund 100 Menschen gegen Windkraftanlagen: So sei eine Entfernung von 800 Metern zwischen Anlagen und Wohnbebauung viel zu gering, präferiert werden Sicherheitsabstände zu jeglicher Wohnbebauung in zehnfacher Höhe der Windkraftanlagen. Unruhiger Schattenwurf und Infraschall würden sich negativ auf die Gesundheit auswirken, und die Rotoren seien eine Gefahr für Tiere.
„Ich kenne viele Bargteheider, die wegen der Windkraftanlagen schon weggezogen sind“, sagte Helga Dorer von der Initiative Gegenwind, die in Bargteheide gegen einen Bürgerwindpark mobilisiert. Es werde weiter an der Planung der Windindustrieanlagen am Glindfelder Weg festgehalten. „Wir müssen weiter für größere Abstände zwischen Windkraftanlage und Wohnhäusern kämpfen“, sagt Helga Dorer. Das gelinge nur überregional.
Die Demonstranten hatten viele Sorgen und Ängste mit im Gepäck
Aus vielen Teilen des Landes kamen Menschen am Freitag mit ihren Ängsten in und vor die Stormarnhalle nach Bad Oldesloe, etwa Rainer Kurtscheid und Petra Röckel in Vertretung eines Alten- und Pflegeheims in Hartenholm im Kreis Segeberg. Ihren Angaben zufolge sollen hier 14 Windkraftanlagen in unmittelbarer Nähe zu ihrer Einrichtung aufgestellt werden. „Jedes Windrad in bewohntem Raum ist zu viel“, sagte Rainer Kurtscheid.
Viele der Demonstranten hatten ähnliche Geschichten und Sorgen im Gepäck, fühlen sich von der Landesregierung in Kiel im Stich gelassen und nicht mitgenommen. Das Land Schleswig-Holstein produziert etwa das dreifache seines Energieverbrauchs – und dieses Verhältnis soll auch in Zukunft beibehalten werden. Nur ohne Kohle- und Atomenergie.
In den kommenden Wochen gibt es weitere Regionalkonferenzen
„Die Energiewende ist kein Luxus, sondern unbedingt notwendig“, sagte Energiestaatssekretärin Ingrid Nestle bei ihrem Besuch in Stormarn. „Unser Ziel ist es, die Strommenge durch erneuerbare Energien, vor allem durch Windkraft, mit so wenig Flächenverbrauch wie möglich zu ersetzen.“
Für viele der Windkraftgegner wird es wohl nicht die letzte Demonstration gewesen sein. In den kommenden beiden Wochen finden weitere Regionalkonferenzen in Rendsburg, Husum und Brunsbüttel statt. Anschließend wird der Entwurf für die neue Planung konkreter Windgebiete von der Landesplanungsbehörde erarbeitet. Nach dem ersten Kabinettsbeschluss im Juli 2016 können Bürgerinnen und Bürger, Gemeinden und andere Betroffene in einem viermonatigen Anhörungsverfahren zu den konkreten Plänen Stellung beziehen.
Weitere Informationen zum Thema finden Sie unter www.schleswig-holstein.de/windenergie