Im Oldesloer Ortsteil Wolkenwehe soll eine neue Windkraftanlage den Bedarf von 2000 Vier-Personen-Haushalten decken.
Tonnenweise Stahl und Beton, ein riesiger Kran, dutzende Arbeiter – bereits am Ortsausgang von Bad Oldesloe ist die Baustelle aus etwa einem Kilometer Entfernung zu sehen. Auf einem Feld bei Wolkenwehe in Nachbarschaft zur Autobahn 21 entsteht eine knapp 150 Meter hohe Windkraftanlage für 4,75 Millionen Euro. Der Turmbau hat vor etwa einer Woche begonnen. Bis Ende März soll die Anlage fertig sein und in Betrieb gehen.
„Wir sind froh, dass die Anlage steht, trotz der ganzen Querelen“, sagt Bürgermeister Tassilo von Bary. Ohne das richtige Timing wäre dieses Windkraftwerk vom Land Schleswig-Holstein möglicherweise nicht genehmigt worden. Um einen Wildwuchs von Windparks zu verhindern, entschied der Landtag im Mai 2015, den Neubau von Anlagen bis auf weiteres zu untersagen und den Ausbau der Windenergie neu zu planen. „Ein paar Tage waren da entscheidend“, sagt der Bad Oldesloer Verwaltungschef. Der ist nun zufrieden: „Wir brauchen die neue Anlage, damit wir unsere Klimabilanz im gesetzten Rahmen erreichen.“ Vor fünf Jahren hatte die Stadt Bad Oldesloe ein Klimaschutzkonzept verabschiedet, das mit dem gewählten Szenario bis zum Jahr 2020 eine Reduktion des CO2-Ausstoßes um 40 Prozent gegenüber dem Basisjahr 1992 anstrebt. Das soll unter anderem mit dem Ausbau erneuerbarer Energien erreicht werden. Die neue Windkraftanlage wird jährlich etwa sieben Millionen Kilowattstunden produzieren und deckt damit den Strombedarf von rund 2000 Vier-Personen-Haushalten und damit 7,5 Prozent des gesamten Strombedarfs der Stadt.
Das Bauwerk wird von einem Fundament aus 800 Kubikmetern Beton gestützt
Nach einer dreijährigen Planungs- und Genehmigungsphase wurde mit dem Bau der Windkraftanlage im November 2015 begonnen. Zunächst wurden Baustellenzufahrten befestigt und Leitungsanschlüsse verlegt. Das Bauwerk wird von einem Fundament aus 800 Kubikmetern Beton gestützt – die Ladung von 100 Lastwagen. Es hat einen Durchmesser von fast 22 Metern.
Der Turm der Windkraftanlage besteht im unteren Bereich aus halbkreisförmigen Betonsegmenten. Im oberen Bereich werden Stahlrohre von bis zu 4,30 Meter Durchmesser aufeinander gesetzt. Um die verschiedenen Teile des Turmes, das Maschinenhaus in 99 Meter Höhe und die drei rund 50 Meter langen Rotorblätter zu montieren, wurde ein 120 Meter hoher Kran auf der Baustelle an der Grabauer Straße aufgebaut. Die Anlage soll bis Ende März fertig gestellt sein. „Der genaue Termin der Inbetriebnahme ist im Wesentlichen davon abhängig, ob lang anhaltende Starkwinde die Kranarbeiten behindern“, sagt Windmüller Thomas Sternberg. Das neue Kraftwerk ersetzt die in die Jahre gekommene Anlage und die der Stadtwerke im Bad Oldesloer Ortsteil Neufresenburg. „Wir geben unser Windkraftwerk auf und investieren in die Betreiberfirma“, erklärt Geschäftsführer Jürgen Fahl. Mit 13 Prozent haben sich die Stadtwerke in die Stormarn Wind Energie GmbH Wolkenwehe, Eigentümer und Betreiber, eingekauft. „Bei unserer Anlage gab es zuletzt immer wieder technische Defekte.“
Die Bürger von Bad Oldesloe sind indirekt am Erfolg der Anlage beteiligt
Das Kraftwerk in Neufresenburg kam nur auf eine Leistung von 80, die alte Bestandsanlage in Wolkenwehe auf 500 Kilowattstunden. Für die habe man zwar 2015 einen TÜV-Stempel bis 2036 bekommen, so Sternberg. Doch ein Repowering, also der Austausch einer oder mehrerer Altanlagen gegen eine Neue, sei wirtschaftlich sinnvoll. So wird ab 2017 die feste Einsparvergütung nach EEG für Neuanlagen vierteljährlich um 1,5 Prozent nach unten korrigiert und bleibt dann – je nachdem, wann das Windkraftwerk ans Netz geht – auf dem gleichen Level. „Je länger wir warten würden, desto unrentabler wäre es“, sagt Thomas Sternberg, der mit drei weiteren Gesellschaftern in das Projekt investiert hat.
Vor der Genehmigung mussten noch Hürden genommen werden. So waren Gutachten, insbesondere über Auswirkungen des Anlagenbetriebs auf Mensch und Umwelt, zu erstellen: Geräuschentwicklung, Schattenwurf und Beeinträchtigung des Landschaftsbildes. Durch Abschaltung der Anlage zu bestimmten Zeiten wird sichergestellt, dass etwa Fledermäuse und Rotmilane nicht gefährdet werden. Durch die Beteiligung der Stadtwerke sind indirekt auch die Bürger Bad Oldesloes am wirtschaftlichen Erfolg der neuen Anlage beteiligt.
Theoretisch könnte gegenüber dem aktuellen Bauplatzes auf der anderen Straßenseite in südlicher Richtung eine weitere Anlage aufgestellt werden. „Aber da muss auch die Stadt mitspielen“, sagt Thomas Sternberg. Pläne, das Industriegebiet zwischen B 75 und Grabauer Straße auszuweiten, könnten dem im Wege stehen.