Bad Oldesloe. Zahl der Verbrechen steigt kreisweit um fast 47 Prozent. Viele Täter kommen vom Balkan. Polizei reagiert mit neuen Abteilungen.

Stormarn bleibt weiter Hochburg der Einbrecher in Schleswig-Holstein. Das belegt die Kriminalitätsstatistik, die die Polizei am Freitag in Bad Oldesloe vorgestellt hat. Die Zahl der Taten ist gegenüber dem Vorjahr um 46,7 Prozent gestiegen. Registrierte die Polizei 873 Taten 2014, so waren es im vergangenen Jahr 1281 Einbrüche. Statistisch gesehen werden somit an jeden Tag 3,5 Einbrüche im Kreisgebiet verübt.

Spitzenreiter unter den Kommunen ist Ahrensburg. Für die Schlossstadt zählten die Ermittler 312 Einbrüche in 2015. Ein Jahr zuvor waren es noch 200 Taten gewesen. Einen deutlicheren Anstieg gab es in Reinbek. 60 Einbrüche in 2014, im vergangenen Jahr drangen Einbrecher in 139 Häuser und Wohnungen ein – eine Steigerung von 131,7 Prozent. Auch in Bad Oldesloe schossen die Zahlen nach oben. 106 Einbrüche (2014: 60 Taten) wurden angezeigt. Die Aufklärungsquote ist zwar leicht gestiegen, befindet sich aber immer noch mit 6,2 Prozent (2014: 5 Prozent) auf einem sehr niedrigen Niveau. Nur der Kreis Ostholstein hat landesweit eine schlechtere Aufklärungsquote. „Der Wohnungseinbruchsdiebstahl ist unser Sorgenkind“, sagt der Chef der Kriminalpolizei, Hans-Jürgen Köhnke, und erklärt die niedrige Quote damit, dass bei Straftaten, bei denen es keinerlei Beziehung zwischen Täter und Opfer gibt und es nicht zu einem Kontakt zwischen ihnen kommt, die Aufklärung sehr schwer sei. Landesweit konnten 8,9 Prozent der Einbrüche aufgeklärt werden, Hamburg hat eine Quote von 8,7 Prozent.

Trotz der Zahlen spricht die Polizei von einem Erfolg der Songergruppe

Um dieser prekären Lage Herr zu werden, hat die Stormarner Polizei vor zwei Jahren die Präventions- und Ermittlungsgruppe Wohnungseinbruchsdiebstahl (PEG-WED) gegründet. Zuletzt waren 27 Beamte in Stormarn nur mit der Aufklärung und Prävention von Einbrüchen beschäftigt.

Trotz der schlechten Zahlen spricht der stellvertretende Polizeidirektionsleiter Holger Meincke von einem Erfolg der Sondergruppe. Schließlich hätten die Ermittler mehr Taten aufklären können. 2014 gelang es der Polizei, 44 Einbrüche aufzuklären, im vergangenen Jahr waren es 79 Fälle. „Deswegen werden wir auch weiter an der Spurensicherung festhalten“, sagt Holger Meincke und fügt hinzu: „Wir erzielen bessere Ergebnisse, wenn Experten statt normale Streifenbeamte die Tatorte nach Finderabdrücken, Reifen- und Schuhabdruckspuren und, wenn möglich, auch DNA-Spuren untersuchen.“

Neue Abteilung der Polizei soll Einbruchszahlen senken

Dennoch muss sich etwas ändern, dem ist sich die Polizei bewusst. „Deswegen werden wir das Konzept der PEG-WED bis Ende April überprüfen und verbessern“, sagt Meincke. Fest stehe jetzt schon, dass es in Bad Oldesloe eine neue Abteilung mit sieben Mitarbeitern geben wird, die sich ausschließlich mit komplexen Ermittlungsverfahren beschäftigt, wozu auch Einbrüche zählen. Denn ein Großteil der Taten gehen auf das Konto von Banden aus dem Balkan, insbesondere aus Albanien. Diesen Schluss lassen zumindest die wenigen aufgeklärten Taten zu.

2015 konnten in Stormarn 83 Einbrecher festgenommen werden. „Drei Viertel davon waren Ausländer“, sagt Hans-Jürgen Köhnke und betont, dass damit nicht Flüchtlinge gemeint sind. Diese fielen eher durch kleinere Delikte wie Ladendiebstähle auf. „Wer die Einbrecher sind und wie sie vorgehen, ist für unsere Präventionsarbeit sehr wichtig“, sagt Holger Meincke und gibt ein Beispiel: „Viele Einbrüche passieren, während die Bewohner für eine Stunde aus dem Haus sind, zum Beispiel beim Einkaufen.“

Polizei appelliert an Haus- und Wohnungseigentümer

Die Polizei appelliert an Haus- und Wohnungseigentümer, Türen und Fenster besser zu sichern. „Nicht überall kommen Einbrecher rein“, sagt Meincke. Denn von den 1281 registrierten Einbrüchen im Jahr 2015 waren 40 Prozent versuchte Taten. Somit sind in 767 Fällen die Einbrecher tatsächlich ins Haus gekommen.

Der Schaden, den sie dort angerichtet haben, ist hoch. Allein die gestohlenen Dinge haben einen Wert von fast 2,7 Millionen Euro. „In fünf Fällen lag der Schaden jeweils bei mehr als 50.000 Euro“, sagt Hans-Jürgen Köhnke. Schäden am Gebäude seien bei dieser Zahl nicht einmal erfasst.

Weitaus größer ist bei vielen Einbruchsopfern der seelische Schaden, weiß der Opferhilfeverein Weißer Ring. „Jeder Fünfte bis Sechste leidet langfristig unter Ängsten und psychosomatischen Belastungen“, sagt Uwe Döring, Landesvorsitzender des Weißen Rings. Er begrüße das Konzept des Generalstaatsanwalts, Täter künftig schneller vor Gericht zu bringen.

Lesen Sie Montag: So hat sich die Kriminalität in Stormarn in anderen Bereichen entwickelt.

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