Grosshansdorf. Smartphones schwächen die Sehkraft von Kindern. Großhansdorfer bietet Visualtraining an. Ärzte halten das Training für sinnvoll.

Alle paar Minuten greift die Hand zum Smartphone. Das internetfähige Handy ist fester Begleiter im Alltag vieler Kinder und Jugendlicher. Das kann zu einem Problem werden. Denn das permanente Blicken auf den kontrastreichen Bildschirm begünstigt Sehschwächen wie Kurzsichtigkeit. Und das führt im schlimmsten Fall zu schlechten Noten in der Schule.

Der Familienvater Sven Munderloh aus Großhansdorf hat sich auf Sehschwächen spezialisiert, bei denen eine Brille allein nicht helfe. Wie bei seinem zehnjährigen Sohn. Diese Erfahrungen nahm Munderloh zum Anlass, um die Visual Academy (Eckhoffkoppel 11) zu gründen. Er hilft Kindern, bei denen der Text im Schulbuch verschwimmt, die plötzlich langsamer lesen oder zwischen den Zeilen verrutschen.

Auch eine interne Auswertung der Kaufmännischen Krankenkassen Hamburg (KKH) hat ergeben: Schon jeder fünfte Jugendliche muss wegen einer Erkrankung der Augen behandelt werden. Hornhautverkrümmung, Weit- oder Kurzsichtigkeit seien die am häufigsten auftretenden Augenerkrankungen bei schulpflichtigen Kindern und Jugendlichen.

„Die meisten Augenärzte leisten keine ordentliche Sehschule mehr"

Zu den Anzeichen zählen unter anderem eine schlechte Handschrift und Schwierigkeiten beim Wechseln zwischen Heft und Tafel. Munderlohs Ziel ist es, Sehschwächen zu erkennen, durch Übungen zu beheben und Kindern so ein stabiles, langanhaltend konzentriertes Sehen zu ermöglichen. „Die meisten Augenärzte leisten heutzutage keine ordentliche Sehschule mehr“, sagt Munderloh. „Oft wird nur geprüft, ob das Kind scharf sehen kann.“ So blieben andere Fehlleistungen, wie Probleme beim Fixieren oder dreidimensionalem Sehen laut Munderloh oft unerkannt. Durch Visualtraining sei es möglich, Fehlleistungen zu korrigieren. Ziel sei, die Sehfähigkeit bei Kindern im Alter ab fünf Jahren durch Übungen zu stärken. Die Sehtherapie dauert rund 16 Wochen. Zwischen den Sitzungen sollen die Kinder die Übungen wiederholen, um die Augenmuskeln zu trainieren. Munderloh verspricht nachhaltige Erfolge. Eine Mutter freue sich beispielsweise, dass ihr Kind endlich einmal ohne große Anstrengungen ein Buch mit 300 Seiten zu Ende bringen konnte.

Die gesetzlichen Krankenkassen unterstützen die Therapie bislang nicht. „Das Visualtraining stand noch nie im Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen, denn die wissenschaftliche Wirksamkeit wurde in Deutschland noch nicht nachgewiesen“, sagt AOK-Sprecher Jens Kuschel.

Obwohl auch Augenärzte das Visualtraining als sinnvoll erachten. Wie Gudrun Bischoff, Augenärztin beim Medical Eye Care Kinderzentrum (Markt 10) in Glinde. Die Praxis hat sich auf Augenheilkunde bei Kindern und Sehschule spezialisiert. Bischoff unterstreicht wie Munderloh, dass Eltern, wenn ihre Kinder schlecht in der Schule sind, erst an die Überprüfung der Augen denken sollten. Das müsse möglichst schnell geschehen, noch im Vorschulalter. Dabei sei es wichtig, nicht nur die Sehschärfe, sondern auch die Qualität des Sehens zu prüfen. Die Sehqualität kann beispielsweise durch Schielen beeinträchtigt sein. Es gebe auch Kinder, die unter einer sogenannten Trennsehschwäche leiden.

Diese Kinder können Buchstaben nur sehr langsam verarbeiten, da sie sie nicht richtig voneinander abgrenzen können. „Mit einer Brille allein ist es oft nicht getan“, sagt auch Bischoff. „Das Visual Training ist noch sehr teuer, kann jedoch als eine Ergänzung zur Sehschule angesehen werden.“ Trotzdem bleibe die Sehschule laut Bischoff aus augenärztlicher Sicht das Spezialgebiet, was es abseits der Brille gebe. Zudem betont die Fachärztin für Augenheilkunde, dass das permanente Sehen im Nahbereich bei der Smartphone-Nutzung nicht alleiniger Faktor für eine Sehschwäche sei. „Es gibt auch Kinder, die den ganzen Tag vor den Displays sitzen und keine Sehschwäche bekommen“, sagt Bischoff. Trotzdem sollten Kinder nicht zu lange im Nahbereich sehen, sondern auch mal nach draußen gehen.


Großhansdorfer Visualtrainer stellt spezielle Therapieverfahren vor

Noch ist das Visualtraining vor allem in den USA bekannt. Der Großhansdorfer Visualtrainer bietet eine kostenlose Kurzvermessung in seinen Räumlichkeiten der Visual Academy bei der Familien-Lebensschule (Hagener Allee 70 d) sowie beim Optik-Stübchen Johann-To-Settel (Eilbergweg 14) an. Die nächste Info-Veranstaltung über das Therapieverfahren von Sven Munderloh ist am Mittwoch, 16. März, ab 19.30 Uhr, Hagener Allee 70 d. Kosten: 7,50 Euro. Anmeldung per Mail an info@eyemobility.de.