Neustadt. Der Mann kontaktierte Schülerinnen im Chat, vermittelte Freier und kassierte große Teile des Verdienstes. Die Jüngste war 15 Jahre alt.

Bei der Planung für Treffen zum käuflichen Sex überließ der Mann nichts dem Zufall. Er gab den jungen Frauen, die für ihn anschaffen gingen, präzise Hinweise, was Freiern wohl am besten gefällt. Genauso, wie er den Treffpunkt vorschlug und sagte, wie viel Lohn sie verlangen sollen. Vor allem aber, dass auch für ihn, den Vermittler, Geld dabei rausspringen sollte. Und das nicht zu knapp.

Mädchen lernten den Mann über Internetplattform kennen

Sonja K. (Namen aller Jugendlichen geändert) war erst 15, als sie zum ersten Mal Sex gegen Geld anbot. Andere waren ebenso jung, manche gerade 16 und eine auch 18 Jahre alt. Alle taten es für Imad M., einen Mann, der sie auf der Internetplattform „Knuddels.de“ angeschrieben und dann mit besten Verdienstmöglichkeiten durch käuflichen Sex gelockt hatte.

Unter anderem wegen schweren Menschenhandels zum Zweck der sexuellen Ausbeutung muss sich der 26-Jährige jetzt vor dem Schöffengericht verantworten. Er ist ein Typ, den eine der weiblichen Jugendlichen trotz allem für einen „richtig guten Freund“ hielt. Und eine andere fand ihn „total süß“.

Überschwemmt sie mit Flut von Nachrichten

Der kräftig gebaute Bartträger hat keine Mühen gescheut, bei den Schülerinnen gut anzukommen. Mit einer ganzen Flut von Nachrichten überschwemmte er sie, bis er sie da hatte, wo er sie offenbar haben wollte: erst in seinem Bett, dann in dem vieler Freier. Er fürchte, dass er sich in sie verlieben könnte, schmeichelte er einer der Jugendlichen. Bei der Verteilung der Einnahmen aus der Prostitution machte er aber auch ganz klar: „Wir müssen beide verdienen. Also nicht zu geizig sein!“

Eine der Mädchen war bei ihrem ersten sexuellen Kontakt 15 und er 25. Kaum hatte sie bei ihm ihre Unschuld verloren, ging er aufs Ganze. Ob sie auch zu einem „Dreier“ bereit sei, wollte er wissen, und wie viele Männer sie „schaffen“ könne. Als er auch verstärktes Interesse an ihrer 13 Jahre alten Schwester zeigte, brach sie den Kontakt ab.

Mädchen vermittelte Freundinnen

Einer anderen Jugendlichen schlug er Sex mit etlichen Männern vor, im Fünf-Minuten-Takt. Sie lehnte ab. Die 18-jährige Birgit T. erzählt, der Angeklagte habe auf einschlägigen Internetseiten Profile für sie angelegt. Sexy Unterwäsche müsse sie von ihrem eigenen Geld kaufen, teilte er ihr demnach mit und schlug vor, dass sie ihren Verdienst „50 zu 50“ teilen sollten.

Eine 15-Jährige hatte gehört, dass „man mit Anschaffen schnell viel Geld verdienen kann“, erzählt die Schülerin als Zeugin. Imad M. habe ihr gesagt, dass ihre Freier wohl „Typen sind, mit denen ich privat nicht schlafen möchte“. Manche könnten auch „dick und eklig“ sein. „Klar wollte er für die Vermittlung Geld haben.“ Auch ihre gleichaltrige Freundin, die ihr den Kontakt zu Imad M. vermittelte und selber anschaffen ging, wollte vom Einsatz der Schülerin wohl auch mit profitieren. „Ich habe nicht darüber nachgedacht, dass das strafbar ist“, sagt sie leise.

Aufgeflogen waren seine Taten, weil eine weitere 15-Jährige, die ebenfalls für ihn anschaffen ging, von ihrer Familie vermisst und ihr Handy in der Wohnung des 26-Jährigen geortet wurde. Eine spätere Durchsuchung unter anderem seiner Smartphone-Daten ergab Hinweise auf die neuen Opfer.

Zuhälter bereits vorbestraft

Imad M. steht nicht zum ersten Mal vor Gericht. In Hamburg erhielt er bereits eine 14-monatige Bewährungsstrafe. Und in Hannover, wo er einem Mann eine 15-Jährige vermittelt haben soll, die dieser laut Ermittlungen stundenlang für äußerst brutale Sexspiele missbrauchte, wurden gegen ihn 22 Monate Haft verhängt. Diese Entscheidung ist noch nicht rechtskräftig. Nur eine Woche nach dem Urteil warb er das nächste Mädchen an. „Das waren nur Zahlen für mich“, sagt der Angeklagte über das damalige Strafmaß. Jetzt laufen weitere Ermittlungen, weil er mit einer Vielzahl weiterer Jugendlicher Ähnliches versucht haben soll.

„Das ist wahrscheinlich nur die Spitze des Eisbergs“, sagt denn auch die Vorsitzende des Gerichts, das Imad M. zu insgesamt vier Jahren Freiheitsstrafe verurteilt. Der Angeklagte habe zwar „keine Gewalt und keinen Druck ausgeübt“. Aber er habe sich doch intensiv bemüht, die Mädchen zum käuflichen Sex zu überreden. „Für Sie war entscheidend, wie Sie mit dem geringstmöglichen Aufwand möglichst viel Geld verdienen können.“