Ahrensburg. Schauspieler Michael Degen stellt in Ahrensburg seinen Roman über den großen Kollegen Oskar Werner vor.
Es ist ein virtuos komponierter Text, den der Schauspieler Michael Degen am Donnerstag, 10. März, im Ahrensburger Marstall vorstellt. Vordergründig erzählt sein „Roman einer wahren Begegnung“, wie er das im vergangenen Jahr erschienene Buch „Der traurige Prinz“ im Untertitel nennt, von einem intensiven Gespräch, das Degen mit dem legendären Kollegen Oskar Werner (1922-1984) hatte. Eine Nacht lang reden die beiden vor allem über Werners Lebensweg: die tragische Geschichte eines großen Darstellers, der schon als Jugendlicher am Burgtheater seiner Heimatstadt Wien auftrat, zu einem der prägnantesten Schauspieler seiner Generation wurde und durch eine Filmkarriere in Hollywood und in Filmen von François Truffaut („Jules und Jim“, „Fahrenheit 451“) auch international berühmt war.Degens Roman basiert auf einer tatsächlichen Begegnung. Nach einem Gastspiel im Vaduz, wo Degen 1983 in Ingmar Bergmans Inszenierung von Strindbergs „Fräulein Julie“ auftrat, passte ihn Werner ab und lud ihn spontan in sein Liechtensteiner Domizil, die Teixlburg, ein. Degen nahm das nächtliche, von Grünem Veltliner und Fernet Branca befeuerte Gespräch als Inspiration für einen Dialog, in dem es um die Tragik eines gescheiterten Genies geht. Der Abstieg von Oskar Werner, der eigentlich Oskar Josef Bschließmayer hieß, hatte in den 1970er-Jahren begonnen. Degen begegnete einem Mann, der abhängig vom Alkohol und depressiv war und in Erinnerungen lebte.
Es geht nicht nur um Oskar Werners persönliche Tragödie
Degen legt das Gespräch so vielschichtig an, dass es nicht nur um Oskar Werners persönliche Tragödie geht, sondern um die flüchtige Kunst des Theaters überhaupt, um die Gefährdung des Schauspielers und um historische Hintergründe, opportunistische Verstrickungen von Künstlern in den Nationalsozialismus, wie sie auch Oskar Werners Vorbild und Freund Werner Krauß (der ihn zum Künstlernamen inspirierte) erlebte. Degen zeigt, wie der Nazismus, den Werner zutiefst verabscheute, dessen Leben prägte.Ähnlich bei Degen selbst, der dezent einflicht, wie er, der als Jude von deutschen Freunden in Berlin versteckt den NS-Terror überlebte, in seiner Karriere und in Begegnungen mit der lebendigen Geschichte konfrontiert wurde – zum Beispiel durch einen antisemtischen Drohbrief eines Kollegen, der Degen Rollen neidete.
„Werden sie nie so wie ich, nie“
Am Ende dieser kunstvoll gebauten Reflektion bleibt Katerstimmung. Oskar Werner verabschiedet den jüngeren Kollegen mit den Worten: „Werden sie nie so wie ich, nie.“
Ein Abend mit Michael Degen Do 10. März.,
20 Uhr, Marstall Ahrensburg, Lübecker Straße 8, Vorverkauf: Buchhandlung Stojan, Hagener Allee 3a , 15 Euro; Abendkasse 18 Euro