Reinbek. Großeinsatz mit vier Feuerwehren. Wellnessbereich des Waldhauses zerstört. Mitarbeiter bringen 120 Gäste in Sicherheit.

Er wollte vor der Rückreise in seine Heimatstadt Paris noch einmal so richtig ausschlafen. Doch das Vorhaben von Jean Michael wurde am Sonntagvormittag abrupt beendet. „Plötzlich weckte uns das Personal. Unsere Koffer waren schon gepackt. Wir sind in unsere Hosen geschlüpft und sofort raus“, sagt der Franzose, der mit seiner Frau ein Wochenende im Fünf-Sterne-Hotel Waldhaus Reinbek gebucht hatte. Eine Etage über ihrem Zimmer war ein Feuer ausgebrochen – im Wellnessbereich im dritten Obergeschoss, der dabei komplett zerstört wurde. Die Feuerwehr und der Rettungsdienst rückten mit einem Großaufgebot an. Beim Eintreffen war das Gebäude bereits evakuiert, Mitarbeiter hatten die 120 Gäste der Luxus-Herberge in Sicherheit gebracht. Genau wie die Besucher blieben auch die 60 Angestellten des Hauses unverletzt.

Angestellte hatten keine Zeit mehr, ihre Jacken zu holen

Alarmiert wurde die Feuerwehr um 10.26 Uhr. Die drei Reinbeker Ortswehren waren binnen weniger Minuten in der Loddenallee, kurz darauf kamen auch die Kollegen aus Wentorf hinzu. 91 Feuerwehrkräfte und 16 ihrer Fahrzeuge waren im Einsatz, dazu 30 Helfer des Rettungsdienstes und zwei Notärzte. Unter Atemschutz und mit zwei Schläuchen gingen die Brandbekämpfer im Gebäude gegen die Flammen vor, über tragbare Leitern zudem von außen. Direkt vor dem Gebäude war auch die große Drehleiter im Einsatz.

Der 46 Jahre alte Jean Michael verfolgte die Löscharbeiten vom Stadl aus gegenüber dem Hotel. In dem 120 Quadratmeter großen Holzhaus konnten sich die Gäste vom Schreck erholen, Mitarbeiter hatten dort ein kleines Buffet aufgebaut. Einige von den Angestellten saßen mit wärmenden weißen Bademänteln bekleidet an einem Tisch in einer Ecke. Sie hatten keine Zeit mehr, ihre Jacken zu holen. „Das Personal hat sehr professionell und schnell gehandelt. Unter den Gästen ist beim Verlassen des Gebäudes keine Panik ausgebrochen“, sagt der Franzose.

Andere Besucher, die im Erdgeschoss das Frühstück zu sich genommen hatten, berichteten, sie hätten plötzlich einen anderen Geruch wahrgenommen und gedacht, jemand habe einen Kamin angezündet. „Dann haben uns die Mitarbeiter aber auch schon aufgefordert, schnell das Haus zu verlassen“, sagte eine Frau, die namentlich nicht genannt werden will.

Nach rund einer Stunde waren die Löscharbeiten beendet

Hoteldirektor Moritz Kurzmann war noch zu Hause, als das Feuer ausbrach. Er eilte nach dem Anruf sofort zum Ort des Geschehens. „Zum Glück war zum Zeitpunkt des Feuers kein Gast im Wellnessbereich.“ Nach rund einer Stunde hatte die Feuerwehr die Flammen gelöscht. Einsatzleiter Dennis Müller-Reh: „Danach haben wir die Decken aus Holz geöffnet.“ Erste Rettungseinheiten zogen gegen Mittag ab. Zusammen mit Kurzmann begutachtete Müller-Reh das Gebäude. Im 128 Quadratmeter großen Wellnessbereich mit Sauna, Whirlpool, Ruhe- und Anwendungsraum bot sich ihnen ein Bild der Zerstörung. Warum das Feuer hier ausbrach, ist genauso ungeklärt wie die Schadenshöhe. Die Feuerwehr hält einen technischen Defekt für möglich. Derzeit ermittelt die Kriminalpolizei die genaue Brandursache.

Bis zu 15 Zimmer sind laut Hoteldirektor Kurzmann vorerst nicht bewohnbar. „Durch die Hitze ist eine Wasserleitung geplatzt und auch Löschwasser ist in Zimmer des zweiten Geschosses gedrungen.“ Den Betrieb konnte das Waldhaus am Sonntagnachmittag aber wieder aufnehmen.

2014 feierte das Luxus-Hotel sein 50-jähriges Bestehen

Das Hotel mit seinen 50 Zimmer und Suiten genießt einen exzellenten Ruf, beherbergte schon mehrfach die deutsche Fußball-Nationalmannschaft vor Länderspielen. 2014 hatte es sein 50-jähriges Bestehen gefeiert. Am ersten Weihnachtsfeiertag 2010 hatte es schon einmal im Waldhaus gebrannt. Damals entzündete ein Mitarbeiter versehentlich das Dach, als er mit einem Gasbrenner Eiszapfen entfernte.