Bad Oldesloe. Ministerpräsident besichtigt mit internationalen Besuchern der Kieler Woche das Oldesloer Werk des Brandschutzanlagenherstellers
Für gewöhnlich ist er rot, hat eine weiße Aufschrift, einen schwarzen Gummischlauch und wiegt maximal 20 Kilogramm: ein Feuerlöscher. Es ist das Produkt, mit dem das Unternehmen Minimax, Hauptsitz in Bad Oldesloe, meist zuerst in Verbindung gebracht wird. Der Vorsitzende der Geschäftsführung, Volker Bechtloff, hält am Mittwochmorgen ein ganz anderes Modell in seinen Händen. Dieser Feuerlöscher ist weiß und zeigt die Flagge Schleswig-Holsteins. „Es ist eine Extra-Anfertigung für Ministerpräsident Torsten Albig“, sagt Bechtloff. Gemeinsam mit rund 45 geladenen Gästen aus der ganzen Welt besucht der die Firma.
Albig (SPD) fährt vor. Seine Begleiter sitzen im Bus, der seinem Wagen gefolgt ist. Es sind Diplomaten aus aller Welt, die anlässlich der Kieler Woche in Schleswig-Holstein sind. Der Besuch bei Minimax – sozusagen Sightseeing für Diplomaten.
Die Wagen halten vor dem Forschungszentrum Brandschutz, das es seit 1967 in Bad Oldesloe gibt. Firmenchef Bechtloff und viele weitere Firmenangehörige warten schon auf den Besuch. Ihr Gerede verstummt, als Albig aussteigt und lächelt. Die Begrüßung ist kurz, aber herzlich. Der Schleswig-Holstein-Feuerlöscher kommt gut an. Albig grinst, bestaunt ihn und marschiert weiter in das Forschungszentrum.
Dort wartet der Leiter des Forschungszentrums, Georg Baumann, in einem Raum, der aussieht wie ein Hörsaal. Nur das Pult fehlt. Dafür gibt es eine riesige Glasscheibe. Bechtloff nimmt das Mikrofon in die Hand, dann erzählt er aus der Firmengeschichte. Eine Power-Point-Präsentation veranschaulicht die Fakten: 1902 Gründung des Unternehmens in Berlin, 1953 Entstehung der modernsten Fabrik Deutschlands für Feuerlöscher, -geräte und Löschanlagen in Bad Urach. „Im Jahr 1991 gründet sich die Minimax GmbH mit Sitz in Bad Oldesloe“, sagt Bechtloff.
Heizöl-Brand im Vorführraum wird innerhalb von zwei Sekunden gelöscht
Dann klärt er alle Anwesenden darüber auf, dass in der Kreisstadt die bekannten Feuerlöscher nicht hergestellt werden. „Die werden in der Nähe von Stuttgart produziert. Wir haben uns auf Brandschutzsysteme konzentriert“, sagt er. So habe die Firma zum Beispiel für die Allianz Arena in München 19.000 Sprinkler, ein komplettes Hydranten-System sowie 58 sogenannte Alarmventil-Stationen eingebaut.
Bei diesen Zahlen staunt der Ministerpräsident nicht schlecht. Doch noch interessierter wirkt er, als endlich ein Brandschutzversuch startet. Albig und der Oldesloer Bürgermeister Tassilo von Bary stehen auf, sie wollen alles sehen. Dann kommt hinter der Glasscheibe ein Mann in Feuerwehrkleidung um die Ecke. In dem 320 Quadratmeter großen Raum ist eine runde, vier Quadratmeter große Wanne mit 50 Litern Heizöl befüllt. Das Feuer wird mit Benzin entzündet. Es breitet sich rasant aus. Die Flammen sind acht Meter hoch, lodern fast bis an die Decke. Dann geht es schnell: Die Feinsprühlöschanlage setzt ein und löscht in zwei Sekunden die Flammen. Das Publikum ist begeistert. Alle klatschen. Und schnaufen laut durch. Auch Albig. Die Vorstellung ist vorbei.
Mit einem Kopfhörer ausgestattet, läuft der Ministerpräsident mit Jan Ehlers durch die erste Produktionshalle. Ehlers ist Leiter des künftigen Werks, das gerade in Wittenberge entsteht. Er sagt: „Hier sind wir in der Rohrfertigung.“ Der Geräuschpegel ist sehr hoch: Es wird geschweißt, Rohre werden transportiert, und Maschinen rattern. Es ist dunkel – und sehr warm. Überall sind Gitterboxen gestapelt, in denen sich Rohre in verschiedensten Längen befinden. Die Arbeiter lassen sich durch den Besuch nicht stören. Die Schweißer brennen konzentriert ihre Löcher in die Verteilerrohre. „Da werden dann die Sprinklerköpfe eingesetzt“, sagt Ehlers. Je weiter es in die Halle geht, desto wärmer und lauter wird es. Die Maschinen surren und rattern im Takt.
Die fertigen Verteilerrohre kommen in die Lackiererei. Sie werden rot gefärbt. Ehlers scherzt: „Die Holländer haben auch schon mal orangefarbene Rohre bestellt.“ Albig schmunzelt und fasst eines der vielen, noch nicht lackierten Rohre an. „Rot ist die Farbe des Brandschutzes“, sagt der Werksleiter und schaut, ob noch alle Gäste hinterherkommen.
In der nächsten Halle steht eine Vitrine, in der mehr als 40 verschiedene Sprinklerköpfe in Reih und Glied liegen. Sie passt nicht ins Bild zwischen all den lauten Maschinen. Dann erklärt Ehlers die Funktion eines Sprinklerkopfes: „Sprinkleranlagen verhindern als automatische Feuerlöschanlagen, dass sich ein ausgebrochenes Feuer zum Großbrand entwickelt. Sie werden in Hochhäusern, in Geschäftshäusern und beispielsweise auch in Tiefgaragen eingesetzt.“
„Und was hat die Farbe der Flüssigkeiten in den Glasampullen zu bedeuten?“, fragt der Ministerpräsident. Ehlers erklärt weiter: Die Spezialflüssigkeit erwärme sich bei einem Feuer und dehne sich in der Glasampulle aus, sodass die platze. Das Signal für die Düsen, sich zu öffnen. Ab welcher Temperatur eine Ampulle auslöse, hänge von der Flüssigkeit ab. Ehlers: „Die orange Farbe kennzeichnet die Flüssigkeit, die bei 57 Grad Celsius auslöst.“
Der Ministerpräsident geht weiter, sieht zwei Frauen auf einem Hocker sitzen. Sie kontrollieren einzelne Sprinklerköpfe, die aus einer danebenstehenden Maschine über ein Fließband zu ihnen kommen. Der SPD-Politiker ist sichtlich beeindruckt, dass jeder Kopf einzeln kontrolliert wird. Dann erreicht die Besuchertruppe das Logistikzentrum. Hohe Regale reichen bis an die Decke. Sie sind voll mit Kartons, in denen sich Sprinklerköpfe befinden.
Die Zeit beginnt zu drängen. Zuletzt betreten alle die Lagerhalle, das Sightseeing für Diplomaten nähert sich seinem Ende. Gleich wird die Karawane weiterziehen – nach Plön. Dort geht es um scharfes Sehen: Ein Besuch der Fielmann-Akademie im Schloss steht auf dem Programm.