Bad Oldesloe. Bei Museumsbesuchen in Bad Oldesloe und im Naturerlebnispark Grabau erfahren junge Flüchtlinge Wissenswertes über ihre neue Heimat.

Die Augen von Massih Ansuri leuchten vor Aufregung. Konzentriert und mit kräftigen Bewegungen reibt der 17-Jährige zwei Stöcker auf einem Holzbrett aneinander – immer wieder und in der Hoffnung, ein Feuer zu entfachen. Wenn es um Schwerter, Ritterrüstungen oder die Kunst des Feuermachens geht, spielen Nationalität und Alter keine Rolle. Schnell sind alle Jungs begeistert. Das ist zumindest die Erfahrung von Diethelm Schark, Leiter des Heimatmuseums Bad Oldesloe.

Das Projekt Kultur verbindet wurde jetzt in Bad Oldesloe ins Leben gerufen

Nach einigen Versuchen hat es Massih Ansuri geschafft. Es kokelt und qualmt. Stolz zeigt er das rauchende Stöckchen seinen Freunden. Wie Massih Ansuri kommen auch sie aus Afghanistan. Seit vier Monaten ist der junge Mann in Deutschland. Der 17-Jährige ist einer von 120 unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen in Stormarn. Die meisten von ihnen sind im Kinder- und Jugendhaus St. Josef in Bad Oldesloe untergebracht. Sie besuchen die sogenannten DAZ-Klassen, in denen Deutsch als Zweitsprache unterrichtet wird. Im Alltag sollen sie auch etwas über ihre neue Heimat Stormarn erfahren. Dazu wurde jetzt das Projekt Kultur verbindet gestartet, initiiert von der Arbeitsgemeinschaft Stormarn kulturell stärken. „Um den Jugendlichen ein schnelles und unbürokratisches Anknüpfen an die Region zu ermöglichen, haben sich Kulturschaffende in Bad Oldesloe zusammengeschlossen“, sagt Daniela Frackmann, Mitarbeiterin im Kulturmarketing. Zusammengestellt wurde ein Programm mit Musik, bildender Kunst, Natur- und Museumsbesuchen. Mit Inken Kautter, Leiterin des Kulturbereichs der Stadt Bad Oldesloe und Jan Dohndorf vom Naturerlebnis Grabau wurden weitere Kooperationspartner gefunden.

© HA | Christina Schlie

Wais Azadzoi ist begeistert von seinem ersten Museumsbesuch. Er bestaunt altes Steinwerkzeug, das in einer Vitrine ausgestellt ist. Doch noch hat er Schwierigkeiten, den Erklärungen von Diethelm Schark zu folgen. Als die Gruppe bei den Schwertern und Werkzeugen ankommt, sind die jungen Männer besonders aufmerksam. „Unser Museum muss man begreifen“, sagt der Museumsleiter und gibt das Schwert an die Gruppe weiter. „Hier darf alles angefasst werden.“ Davon ist auch Wais angetan. Schnell schlüpft er in eine Ritterrüstung. Margit Brandt, Betreuerin aus dem St. Josef Haus, macht den Spaß mit, zieht sich ein Burgfräulein-Outfit an. Der Stoßzahn eines Mammuts und das Bärenfell erklären sich von selbst. „Man muss die Menge an Informationen reduzieren, damit der Spaß erhalten bleibt“, sagt Schark. Mitten im Raum steht eine Zeitsäule, die den Besuchern verdeutlicht, wie alt die ausgestellten Museumsstücke sind. „Steinzeit bis Neuzeit, das Jahr Null. Oder, wie man hier sagt, vor und nach Christus“, erklärt Diethelm Schark die Zeitrechnung.

Finanzierung ist noch nicht gesichert, es werden weitere Förderer gesucht

Wissbegierig nimmt Massih Ansuri alles auf, was ihm erzählt wird. Vieles will er später seiner Familie weitererzählen. So oft es geht, ruft er sie an. „Meine Familie ist von Afghanistan nach Pakistan geflüchtet. Ich hoffe, sie können irgendwann nach Deutschland kommen“, sagt Massih Ansuri. Das Leben in Pakistan sei nicht sicher. Er ist der Älteste von fünf Geschwistern. Sein Traum sei es, schnell Deutsch zu lernen und einen Schulabschuss zu absolvieren, um dann eine Apotheker-Ausbildung machen zu können.

Zusammen mit seiner Wohngruppe, das sind zwölf junge Männern, hat Massih Ansuri schon einen Ausflug zum Naturerlebnispark Grabau unternommen. „Die Sparkassenstiftung stellte für die Shuttle-Fahrten einen Bus zur Verfügung“, sagt Daniela Frackmann. „Die Finanzierung dieses Projektes ist bisher nicht gesichert.“ Wer als Kulturschaffender oder Förderer helfen möchte, meldet sich unter kultur@kreis-stormarn.de.