Bargteheide. Mobile Toilette wird künftig zu allen Einsätzen mitgenommen, die voraussichtlich länger als anderthalb oder zwei Stunden dauern werden.
Blase brennt? Auch für diese Eventualität hat die Bargteheider Feuerwehr jetzt eine Lösung: eine mobile Toilette, die mit zum Einsatzort gefahren wird, die wahrscheinlich deutschlandweit erste. Ein Dixi-Klo mit Blaulicht drauf. Letzteres blinkt allerdings nur, wenn jemand von innen die Tür verriegelt.
„Das wirkt auf den ersten Blick skurril. Aber es ist eine ernste Angelegenheit“, sagt Ulrich Korn, Vorsitzender des Fördervereins der Freiwilligen Feuerwehr Bargteheide. Der hat die feuerwehrrote, 800 Euro teure Kunststoffkabine – ein handelsübliches Modell – spendiert. Die Zusatzausstattung wie das Blaulicht, weitere Blaulichter zur seitlichen Absicherung, eine Innenbeleuchtung und ein Zwölf-Volt-Akku als Energiequelle für all die Lampen haben talentierte Kameraden in Eigenleistung eingebaut.
Nun steht das derart gepimpte Mobil-Klo in der Wagenhalle im Bargteheider Hilfszentrum am Sportplatz und brennt auf seinen ersten Einsatz. „Wir werden es wohl mitnehmen, wenn absehbar ist, dass ein Einsatz länger als anderthalb oder zwei Stunden dauert“, sagt Maik Kortmann, stellvertretender Wehrführer. Seinen Worten zufolge hat sich über die Jahre gezeigt, dass auch oder gerade bei Großlagen Bedarf besteht, ein stilles Örtchen nahe dem Einsatzgeschehen zu wissen. Besonders präsent ist ihm noch ein Einsatz auf der A 1 Anfang Juli 2014. Ein Holzlaster brannte, der Einsatz dauerte sechs Stunden. „Nachts auf der Autobahn sind die Wege bis zur nächsten Toilette weit“, sagt Kortmann. Im Endeffekt seien viele Kameraden querfeldein bis zur Aral-Tankstelle nach Großhansdorf gelaufen – nicht gerade eine optimale Lösung, zumal sie während des Hin- und Rückmarsches am Einsatzort nicht zur Verfügung standen.
Fachfirma kümmert sich um Reinigung der Dixi-Toilette
Und dass ein Feuerwehrmann während eines Einsatzes mal „muss“, liegt auf der Hand. „Der erste Wagen mit zehn Mann Besatzung rückt bei uns im Schnitt vier Minuten nach einer Alarnierung aus“, sagt Vize-Wehrführer Kortmann. Vier Minuten, in denen ein Mitglied der Wehr nachts aufwacht, aufsteht, sich anzieht, zur Wache fährt, sich dort umzieht, ins Feuerwehrautos steigt. Bei diesem Zeitplan versteht sich von selbst, wofür keine Zeit mehr bleibt.
Künftig wird also das Blaulicht-Dixi per Handhubwagen in einen Feuerwehr-Transporter von der Gestalt eines kleinen Umzugswagens verfrachtet und dann zum Einsatzort gefahren, je nach Lage entweder sofort oder später. Um die Reinigung kümmert sich später im Feuerwehrgerätehaus eine Fachfirma.
Was die Bargteheider völlig unterschätzt haben, ist die Resonanz auf ihre Idee. Maik Kortmann weiß inzwischen: „Die Sache hat sich ziemlich weit rumgesprochen.“ Und so interessieren sich inzwischen Feuerwehren weit über Schleswig-Holsteins Grenzen hinaus für das neueste Einsatzgerät der Bargteheider Wehr. Und Stormarns Kreisbrandmeister Gerd Riemann ist denn auch überzeugt: „Es wird Nachahmer finden.“ Die Entwicklung gehe eindeutig in diese Richtung.
Dabei ist es schon beinahe auf den Tag genau fünf Jahre her, dass das Thema schon mal brandaktuell war. Der Tangstedter CDU-Kreispolitiker Jürgen Lamp hatte Dixi-Klos für Retter gefordert – und für diese Idee auch einigermaßen viel Spott geerntet. Gerd Riemann spottete seinerzeit zwar nicht, war aber gleichwohl nicht hundertprozentig Feuer und Flamme von der Idee. Sein Argument anno 2011: Die Feuerwehren haben jahrzehntelang auch ohne rollendes Blaulicht-Klo existiert und erfolgreich gearbeitet – notfalle eben mal mit dem „kleinen Löschangriff zwischendurch“.
„Aber seitdem hat sich viel geändert“, sagt Riemann heute, „es hat sich in den letzten Jahren gezeigt, dass die Thematik durchaus mit einer gewissen Problematik behaftet ist.“ Mit der steigenden Zahl weiblicher Mitglieder in den Wehren gewinne sie weiter an Gewicht. Was Riemann interessiert: ob jetzt auch Hersteller auf den Zug aufspringen und Feuerwehr-Dixis nach dem Vorbild der Bargteheider produzieren.