Ahrensburg. „Rückgang des Wortschatz-Umfangs“ bereitet Pädagogen Sorge. Mit Geld vom Bund wird nun die Sprachentwicklung gezielt gefördert.

Sprache ist der Schlüssel zur Welt – unter diesem Motto startet ein Programm für Kitas, das vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend zu Jahresbeginn aufgelegt wurde. Zu den geförderten Einrichtungen zählen auch Kindergärten und Kitas in Stormarn.

Der Kindergarten Pionierweg in Ahrensburg ist einer davon. Seine Leiterin, Heilpädagogin Martina Meier-Scheel, freut sich über die zusätzliche Unterstützung durch eine Sprachförderkraft, die seit Januar im Einsatz ist und mit Mitteln aus dem Fördertopf finanziert wird. Sie beobachte mit Sorge einen allgemeinen Rückgang des Wortschatz-Umfangs bei Kindern. Meier-Scheel: „Der Wortschatz ist nicht mehr so ausgeprägt. Zudem nuscheln Kinder immer mehr, das klare Betonen von Wortendungen fehlt, was wiederum Auswirkungen hat auf den Erwerb der Schriftsprache.“ Das betreffe sowohl Kinder mit der Muttersprache Deutsch als auch solche mit fremdsprachlichem Hintergrund. In ihrer Kita sind das Kinder aus Südkorea, Russland, Venezuela, Polen, der Türkei und China.

Förderung muss jedes Jahr neu beantragt werden

Rechtzeitiges Gegensteuern könne für Abhilfe sorgen. Die alltagsintegrierte Sprachförderung, so der Terminus, geschieht unter Begleitung durch eine Fachkraft unter anderem beim Essen, beim Forschen, in den Schulkindergruppen und sogenannten Sprachspaziergängen. Die Förderung kommt grundsätzlich allen Kindern der jeweiligen Betreuungseinrichtung zugute.

Damit unterscheidet sie sich im Wesentlichen von der Sprachbildungsförderung aus den Landesmitteln Schleswig-Holsteins. Diese betrifft nur Kinder mit Schwierigkeiten im Spracherwerb oder Migranten, die dann nach einer Sprachstandsanalyse in kleinen Gruppen gefördert werden. Dies aber nur dann, wenn sie nicht bereits logopädische oder Frühförderung bekommen. Die Sprachbildungsförderung des Landes muss jedes Jahr in einem einfachen und kurzen Verfahren neu beantragt werden .

13 Kitas bekommen die Förderung vom Bund

Im Unterschied dazu läuft das Bundesprogramm Sprach-Kitas über den Zeitraum 2016 bis 2019, wobei in jedem der drei Jahre 100 Millionen Euro dafür eingeplant sind. Die Bewilligung erfolgt für die gesamte Zeit. Bewerben konnten sich Kitas, die am Stichtag, 1. März 2015, mindestens 40 Kinder betreuten und einen überdurchschnittlich hohen Anteil von Kindern mit besonderem Bedarf an sprachlicher Bildung und Sprachförderung aufwiesen. Voraussetzung war die eigenständige und wesentlich aufwendigere Bewerbung mehrerer Kitas in einem Verbund. Da im gesamten Kreis Stormarn jedoch im November vergangenen Jahres nur fünf Kitas für das Programm nominiert waren, wurde über die Kreisgrenzen hinaus nach weiteren Verbundpartnern gesucht. Gefunden wurden sie in Norderstedt und Bad Segeberg, auch kamen drei weitere aus Stormarn hinzu.

Die offizielle Bewerbung erfolgte im Dezember 2015 dann mit insgesamt 13 Kitas, die auch alle ins Förderprogramm aufgenommen wurden. Für diese Einrichtungen verbessert sich in erster Linie die Personalausstattung, durch Neueinstellung oder Erhöhung der Stundenanzahl einer bereits eingestellten Teilzeitfachkraft. Bei der Auswahl der zusätzlichen Sprachförderkräfte werden Kriterien wie Erfahrungen in sprachlicher Bildungsarbeit oder frühkindlicher Bildung zugrunde gelegt. Sie unterstützen die Kitas bei der Weiterentwicklung der alltagsintegrierten sprachlichen Bildung. Das ist aber nicht alles, denn sie werden ihrerseits von einer zusätzlichen Fachberatung unterstützt und weiterqualifiziert. Bis zu 4000 halbe Fachkraftstellen sollen durch dieses Programm geschaffen werden.

Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend nennt als weitere Schwerpunkte des Programms die inklusive Pädagogik, die Vielfalt als Bereicherung begreife und für zahlreiche Sprachanlässe nutze, und die Zusammenarbeit mit Familien. Die Bildungs- und Erziehungspartnerschaft zwischen Pädagogen und Familien sei notwendig, um Kinder ganzheitlich in ihrer Sprachentwicklung zu begleiten.

Bundestagsabgeordneter freut sich über Geldsegen

Die Bundestagsabgeordneten für das Herzogtum Lauenburg und Stormarn-Süd, Nina Scheer (SPD) und Norbert Brackmann (CDU) begrüßen die Förderung der Kitas durch das Bundesprogramm. „Es freut mich, dass so viele Kitas in meinem Wahlkreis für die Förderung ausgewählt wurden“, sagt Norbert Brackmann auf Anfrage des Abendblattes. Für SPD-Mitglied Scheer gelte es, „im Sinne einer gesellschaftlichen Teilhabe und Bildung Sprache von Beginn an zu fördern.“