Reinbek. Rathaus und Parteien reagieren auf Bürgerproteste gegen Flüchtlingswohnungen in Neuschönningstedt. Pläne vorerst zur Seite gelegt.

Auf dem Neuschönningstedter Bolzplatz südlich der Emil-Nolde-Straße entstehen voraussichtlich nun doch keine Wohnungen für Flüchtlinge. „Die Planung ist vorerst an die Seite gelegt“, sagt Björn Warmer, Bürgermeister der Stadt Reinbek. Auf dem Areal wäre Platz für bis zu acht Häuser, in denen 190 Flüchtlinge unterkommen könnten. Bei einer Diskussionsveranstaltung in der vergangenen Wochen hatten jedoch rund 200 Neuschönnigstedter gegenüber der Stadtverwaltung deutlich gemacht, dass sie ihren Bolzplatz auf keinen Fall hergeben wollen (wir berichteten).

Jetzt lud der Bürgermeister die Reinbeker Fraktionsvorsitzenden ins Rathaus ein, um über die Erkenntnisse der Veranstaltung zu sprechen. Und wie es scheint, hat der Protest der Bürger Folgen. „Es wäre falsch zu sagen, dass das Thema vom Tisch ist“, sagt Björn Warmer. „Aber auf der Veranstaltung ist klar geworden, dass gewünscht wird, diese Grünfläche nicht in Anspruch zu nehmen.“ Aus diesem Grund werde sie auch nicht in den nächsten Ausschüssen thematisiert und finde auch sonst vorerst keine weitere Beachtung mehr.

„Wir sollten diese Fläche ruhen lassen und uns um die anderen Dinge kümmern, die wir zur Auswahl haben“, sagt Hans Helmut Enk, Fraktionschef der CDU Reinbek. „Das Stadtgebiet ist groß und gegebenenfalls müssen wir auch Privatflächen in Angriff nehmen.“ Daran, dass der Bolzplatz irgendwann wieder für Flüchtlingswohnungen in Betracht gezogen wird, zweifelt Enk stark. „Nur wenn wirklich Not am Mann ist“, sagt er. „Andernfalls passiert dort gar nichts.“

Ersatzsportfläche komme wegen Kosten und strenger Auflagen nicht in Frage

Auch Heinrich Dierking, Fraktionschef der Wählergemeinschaft Forum 21, glaubt nicht, dass auf dem Bolz- und Spielplatz Unterkünfte errichtet werden. „Die Stadt sollte von dieser Fläche die Finger lassen“, sagt er. „Das ist eine der Konsequenzen, die aus der Diskussionsveranstaltung gezogen werden konnten.“ Vielmehr solle sich die Verwaltung darum kümmern, richtige Wohnungen zu finden. Dierking: „Diese ganze Diskussion krankt daran, dass man immer nur etwas für die Flüchtlinge tun möchte. Sinnvoller wäre es aber, sich gleichermaßen um die Belange der Bürger und die der Asylsuchenden zu kümmern.“

Der SPD-Fraktionschef Volker Müller ist ebenfalls davon überzeugt, dass die Fläche südlich der Emil-Nolde-Straße unberührt bleibt. Ihn störe diesbezüglich allerdings das Verhalten der Neuschönningstedter, die bei der Diskussionsveranstaltung zu keinem Kompromiss bereit waren. So stießen Vorschläge, die eine Ersatzfläche oder mobile Bauten vorsahen, auf Ablehnung. „Für erwachsene Leute, die bei diesem Thema auch ein bisschen Verantwortung übernehmen sollten, ist das kein soziales Verhalten“, sagt Müller. Er könne verstehen, dass die Bürger ihren Bolzplatz behalten wollen. „Aber diese komplett fehlende Gesprächsbereitschaft ist einfach nicht in Ordnung“, sagt der Sozialdemokrat.

Solche Häuser sollten auf dem Bolzplatz gebaut werden
Solche Häuser sollten auf dem Bolzplatz gebaut werden © HA | Stadt Reinbek

Dass es auch anders geht, zeigten Einwohner des Stadtteils Schönningstedt bei einer Diskussionsveranstaltung vor zwei Wochen im Reinbeker Rathaus. Auch dort ging es um den Bau von Flüchtlingswohnungen. Die Bürger sprachen sich für eine Obergrenze von 80 Flüchtlingen aus. „Da kam es zu einer Diskussion“, sagt Müller. „In Neuschönningstedt hingegen wurde sogar mit rechtlichen Schritten gedroht.“ Auch das sieht der Fraktionsvorsitzende als Grund dafür, dass die Stadt sich gegen die Bebauung des Bolzplatzes entscheidet. „Sich vor Gericht zu treffen, bringt schließlich nichts“, so Müller. „Das kostet viel Geld und hilft den Menschen, die vor der Tür stehen, nicht weiter.“

Nach dem Gespräch beim Bürgermeister glaubt auch Grünen-Fraktionschef Günther Herder-Alpen, dass die Stadt „nicht an den Bolzplatz ran will“. „Nach meiner Wahrnehmung möchte das Rathaus die Neuschönningstedter nicht enttäuschen“, so Herder-Alpen. Dabei halte er eine Bebauung für durchaus vertretbar – trotz der Ansicht vieler Bürger. „Eine kleine Bebauung wäre meiner Meinung nach möglich, wenn eine Ersatzsportfläche in unmittelbarer Nähe geschaffen wird“, sagt er. Forum21-Chef Heinrich Dierking hält das für „keine gute Idee“: „Für eine Ersatzbeschaffung ist kein Geld da. Außerdem ist es kaum möglich, in der heutigen Bausituation einen neuen Bolzplatz zu schaffen.“ Vor allem wegen strenger Emissions-Auflagen.

Ein Szenario, in dem es möglich ist, auf dem Neuschönningsteder Bolzplatz Wohnungen für Flüchtlinge zu bauen, scheint es also nicht zu geben. „Vielleicht, wenn alle Dämme brechen“, sagt Björn Warmer. „Aber erstmal schauen wir uns jetzt Alternativen an.“

FDP-Fraktionschef Bernd Uwe Rasch war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.