Reinbek. Wohnungsbau in Schönningstedt. Bürger wollen dort maximal 80 Hilfesuchende – bevorzugt Familien – und auch Platz für Reinbeker.

Maximal 80 Flüchtlinge, vornehmlich Familien und dazu auch Platz für alteingesessene Reinbeker schaffen – ein solches Wohnungsbaukonzept wünschen sich Bürger für die 7900 Quadratmeter große städtische Fläche hinter dem Kindergarten und der Feuerwache in Schönningstedt. Rund 100 von ihnen waren ins Rathaus zur Diskussionsveranstaltung gekommen, die Stadt hatte geladen. Sie will dort Hilfesuchende unterbringen und einen breiten Konsens mit der Bevölkerung. Und die Chancen, deren Vorschlägen zu folgen, stehen gut. Denn die Meinungen der Politiker stimmen mit denen der Bürger größtenteils überein.

Auf dem Areal sind elf Gebäude mit Platz für 275 Menschen möglich. Das ist den Reinbekern zu viel. Sie präferieren dort eine Obergrenze für Flüchtlinge und parallel bezahlbaren Wohnraum, um die Integration zu erleichtern. Befürchtungen eines Besuchers, der Zuzug von Flüchtlingen gehe mit der Erhöhung des Gewaltpotenzials einher, entkräftete Reinbeks Polizeirevierleiter Eggert Werk, der auch für Glinde, Barsbüttel, Oststeinbek und Wentorf zuständig ist: „Die Asylbewerber sind friedlich. In unserem Revier hat es nur Straftaten wie Ladendiebstähle gegeben. Das machen aber Deutsche genauso.“

Wohnungen für Flüchtlinge können ohne Bebauungsplan entstehen

Anwesende Kommunalpolitiker wie der Grünen-Fraktionschef Günther Herder-Alpen sehen sich bestätigt, die Bürger am Entscheidungsprozess zu beteiligen. Er sagt: „Das Experiment, so mit ihnen umzugehen, ist gelungen. Ich werde meiner Fraktion empfehlen, ihr Ansinnen zu beherzigen.“ Der FDP-Fraktionschef Bernd Uwe Rasch: „Die Veranstaltung war positiv, wir wollen dort nicht mehr als 100 Personen unterbringen.“ Wegen des Zeitablaufs werde man wohl erst Platz für Flüchtlinge schaffen, dann ein Bauleitverfahren einleiten. Hintergrund: Für den Bau von Wohnungen für Flüchtlinge kann die derzeit landwirtschaftlich genutzte Fläche ohne Bebauungsplan angefasst werden, entstehen jedoch auch öffentlich geförderte Einheiten, ist er vonnöten.

„Es ist wichtig, dass um den Kindergarten herum nicht ständig gebaut wird. Die Idee von einer Durchmischung ist aber richtig, da sind sich alle Parteien einig“, sagt Volker Müller, der SPD-Fraktionsvorsitzende. Über maximal 80 Flüchtlinge könne man diskutieren. Der fraktionslose Stadtverordnete Klaus-Peter Puls sagt, seine Vorstellung sei, auf dem Gelände Wohnungen für Flüchtlinge und Reinbeker zeitgleich zu erstellen. Bürgervorsteher Ernst Dieter Lohmann (CDU): „Ich kann mich mit den Wünschen der Bürger anfreunden, wir müssen Sozialwohnungen dazwischen setzen.“ Kritik gab es von Heinrich Dierking (Forum 21): „Ich bin mit dem Verfahren nicht einverstanden. Wir müssen den Bürgern Lösungsvorschläge machen, das ist unsere Aufgabe.“

Auch südlich der Emil-Nolde-Straße Flüchtslingswohnungen geplant

Reinbek hat im vergangenen Jahr 340 Flüchtlinge aufgenommen, am 1. Januar lebten in Stormarns zweitgrößter Kommune 374, 170 von ihnen in provisorischen Einrichtungen wie Containern auf dem städtischen Betriebshof oder einer Gewerbehalle am Senefelder Ring. Für 2016 stellt sich die Stadt auf bis zu weitere 400 Hilfesuchende ein, will aber keine Containerlösungen, sondern Wohnungen erstellen. Bürgermeister Björn Warmer: „Der Bau in Schönningstedt ist über Jahre durch Abschreibungen refinanzierbar. Ich kann mir aber vorstellen, einen Investor mit ins Boot zu holen.“ Laut Torsten Christ, Leiter des Amtes für Bürgerangelegenheiten, soll die Politik spätestens im März eine Entscheidung fällen, um das Projekt noch 2016 abzuschließen.

Auch auf einem Areal südlich der Emil-Nolde-Straße in Neuschönning­stedt sollen Wohnungen für Flüchtlinge gebaut werden. Hierfür ist eine Diskussionsveranstaltung am Montag, 18. Januar, um 19 Uhr in der Begegnungsstätte (Querweg 13) angesetzt.