Glinde. 14 Zwei-, Drei- und Vier-Zimmerwohnungen entstehen unweit des Marktplatzes. Bürgermeister erwartet Baubescheid bis spätestens März.

Wohnen direkt im Zentrum mit seinen Geschäften, Restaurants und Arztpraxen unweit des Marktplatzes: In Glinde werden mehr Menschen in diesen Genuss kommen. An der Ecke Oher Weg/Avenue St. Sebastien ist im Frühjahr 2017 die Fertigstellung eines neuen Hochhauses geplant. Auf dem Grundstück befindet sich noch ein kleines, dunkelrot gestrichenes Haus, das Anfang des 20. Jahrhunderts gebaut wurde und in dem die frühere Kult-Kneipe Filou beheimatet war. Über die Abrisspläne hatte die Abendblatt-Regionalausgabe Stormarn berichtet. Jetzt steht fest, wie das neue Gebäude aussehen soll.

Bürgermeister erwartet Baubescheid des Kreises spätestens im März

Es hat sechs Geschosse. Die 14 Zwei-, Drei- und Vier-Zimmerwohnungen sind zwischen 50 und 99 Quadratmeter groß und ausschließlich zu vermieten. Alle verfügen über einen großen Balkon, diejenigen im Dachgeschoss über eine Terrasse mit der Ausrichtung nach Süden sowie Westen. Das bedeutet: Wenn die Bewohner draußen sitzen, sind sie von der Hauptstraße aus nicht zu sehen. Im Erdgeschoss ist eine gewerbliche Nutzung vorgesehen mit Platz für vier Geschäfte. Die Fläche kann alternativ auch in zwei Einheiten mit 100 und 88 Quadratmetern unterteilt werden. Dieser Bereich ist großzügig verglast und gut einsehbar.

Das Gebäude hat keinen Keller, wohl aber einen Fahrstuhl. Es entsteht in Massivbauweise mit Verblend, die Außenhaut hat einen sandigen gelb-braunen Farbton. „Was die äußere Erscheinung anbelangt, haben wir eine klassische Lochfassade entwickelt, die – unterbrochen von Balkonen – ein lebendiges Spiel von meist quadratischen Fenstern prägt“, sagt der zuständige Architekt Sven Kosemund. Grundstückseigentümerin ist eine Geschäftsfrau, die in der Nähe von Buchholz (Landkreis Harburg) lebt. Ihr gehören auch mehrere Häuser an der Glinder Dorfstraße. Laut Kosemund soll im Frühjahr Baustart sein. Die Genehmigung des Kreises Stormarn fehlt noch. Glindes Bürgermeister Rainhard Zug: „Ich rechne spätestens in acht Wochen damit.“ Letzte offene Fragen hätten den Brandschutz betroffen. Anfragen und erste Gespräche mit Interessenten habe es bereits gegeben, sagt Kosemund. Die Mietpreise seien im ortsüblichen Bereich. Zahlen konnte er jedoch noch nicht nennen.

„Ich finde den Baustil modern und zeitgemäß. Das Haus passt sich von Struktur und Höhe der Umgebung an“, sagt Rainhard Zug, Glinder Bürgermeister
„Ich finde den Baustil modern und zeitgemäß. Das Haus passt sich von Struktur und Höhe der Umgebung an“, sagt Rainhard Zug, Glinder Bürgermeister © HA | René Soukup

Was ortsüblich in diesem Fall bedeutet, weiß Hartmut Thede. Er ist Leiter der Projektentwicklung beim Wohnungsunternehmen Semmelhaack und lebt selbst in Glinde. Dort hat seine Firma schon mehrere Wohnbauprojekte gestemmt. Thede: „Bei Neubauten, die nicht öffentlich gefördert sind, liegt der Quadratmeterpreis je nach Lage und Ausstattung zwischen 9,50 und 10,50 Euro kalt.“ Bei einem Penthouse könnten es auch elf Euro werden, mehr aber nicht. Die Wohnungen im neuen Hochhaus sind frei finanziert.

Verwaltungschef Zug ist ein Befürworter des Projekts. Er sagt: „Ich finde den Baustil modern und zeitgemäß. Das Haus passt sich von Struktur und Höhe der Umgebung an.“ Einige Gebäude dort haben sogar sieben bis acht Geschosse. Viele Politiker denken anders als der Bürgermeister. Sie lehnen das Vorhaben strikt ab, sind gegen weitere Hochhäuser im Zentrum.

Einer von ihnen ist der SPD-Fraktionsvorsitzende Frank Lauterbach. „Durch den Abriss des alten Gebäudes geht wieder ein kleines Stück Glinde verloren.“ Die Stadt benötige zwar weitere Wohnungen, vor allem aber öffentlich geförderte. „Ich möchte nicht, dass sich die Menschen hier das Wohnen nicht mehr leisten können“, sagt der Sozialdemokrat.

„Durch den Abriss des alten Gebäudes geht wieder ein kleines Stück Glinde verloren,“ sagt Frank Lauterbach, SPD-Fraktionsvorsitzender
„Durch den Abriss des alten Gebäudes geht wieder ein kleines Stück Glinde verloren,“ sagt Frank Lauterbach, SPD-Fraktionsvorsitzender © René Soukup

Der letzte Pächter im früheren Filou war ein Friseur. Sein Mietvertrag lief Ende 2015 aus. Er ist inzwischen in ein Geschäft direkt am Marktplatz gezogen. Die Politiker sind praktisch chancenlos, den Neubau zu verhindern. Denn für das Areal existiert ein Bebauungsplan, der ein solches Gebäude erlaubt. Er wurde schon vor Jahrzehnten abgesegnet. Theoretisch könnte Glinde ihn ändern, läuft dann aber Gefahr, vom Grundstückseigentümer verklagt zu werden. Dieses Risiko wollen die Entscheidungsträger nicht eingehen.

Bergedorfer Firma baut gegenüber sieben Eigentumswohnungen

Auf der gegenüberliegenden Straßenseite sind die Bagger bereits angerollt und haben vor Kurzem die sogenannte gelbe Villa, in der früher ein Tierarzt praktizierte, dem Erdboden gleichgemacht. Dort baut das Bergedorfer Unternehmen TeamBauhaus ein dreigeschossiges Gebäude plus Staffelgeschoss mit sieben 67 bis 86 Quadratmeter großen Eigentumswohnungen, die allesamt reserviert sind, samt Tiefgarage. Geschäftsführer Willi Möller: „Im August oder September ist das Projekt abgeschlossen.“