Bad Oldesloe. Der Fachdienst für öffentliche Sicherheit und Polizei sehen keinen rechten Hintergrund. Bürgermeister spricht von „rechtem Anstrich“.
Die Demonstration am Sonntagnachmittag durch die Oldesloer Innenstadt ist von einem einzelnen Bürger der Kreisstadt organisiert worden; nach Abendblatt-Informationen stammt er aus Osteuropa. Er hatte sie der zuständigen Kreisverwaltung, der Oldesloer Stadtverwaltung und der Polizei korrekt angemeldet. Der Mann ist den Behörden bislang nicht aufgefallen. Wie berichtet, ging es bei der Kundgebung in der Fußgängerzone um sexuelle Gewalt gegen Frauen durch „kriminelle Ausländer“.
„Möglicherweise spielte die versuchte Vergewaltigung in Bad Oldesloe eine Rolle, aber das steht nicht fest“, sagt Holger Meier, Sprecher der Polizeidirektion Ratzeburg. Acht Beamte beobachteten den Zug am Sonntag. Wie berichtet, hatte am Dienstagabend vergangener Woche ein 17-Jähriger in einem Parkhaus an der Königstraße versucht, eine 18-Jährige zu vergewaltigen. Wie die Polizei bekannt gab, ist der mutmaßliche Täter Flüchtling und stammt aus Eritrea. Er sitzt mittlerweile in Untersuchungshaft.
Der Veranstalter hatte offenbar mit weniger Teilnehmern gerechnet
Offiziell war dieser Vorfall jedenfalls nicht der Anlass für die Kundgebung. „Jede Demonstration braucht einen Tenor, also eine Art Motto“, erklärt Astrid Matern, Leiterin des Fachdienstes Öffentliche Sicherheit in der Kreisverwaltung. Dort ist der Umzug am Donnerstag vergangener Woche ordnungs- und fristgemäß angemeldet worden, inklusive „Tenor“, der etwas unverständlich lautete: „Not Sexismus gegen sexuelle Übergriffe“. „Jeder hat das Recht zu demonstrieren“, sagt Matern. Anhaltspunkte für einen rechtsextremen Hintergrund habe sie nicht ausmachen können.“ Auffällig sei lediglich gewesen, dass offenbar spontan deutlich mehr Menschen an der Demonstration teilgenommen haben, als der Veranstalter erwartet hatte: Statt 20 bis 30 angemeldeter kamen 150 Personen. Der Organisator hatte auf Facebook geworben.
Der stellvertretende Bürgermeister spricht von „etwas rechtem Anstrich“
Auch Polizeisprecher Meier sagt: „Das war keine rechte Demo.“ Trotzdem seien etwa 30 Gegendemonstranten aus dem Umfeld der linken Antifa-Bewegung vor Ort gewesen. „Die haben gedacht, das sei eine AfD-Kundgebung“, sagt Meier. Die Polizei habe jedenfalls zu keiner Zeit einen Anlass gesehen, einzugreifen.
Bad Oldesloes stellvertretender Bürgermeister Horst Möller (CDU) sieht das Ganze etwas kritischer als die Behörden. Er, der den Umzug eigenen Worten zufolge „mit einigem Abstand“ beobachtet hat, sagt: „Das hatte schon einen etwas rechten Anstrich. Die Teilnehmer haben sich ein bisschen ereifert.“ Trotzdem meint auch er: „Im Endeffekt ist alles in ruhigen Bahnen verlaufen.“