Glinde. Initiative Glinde gegen rechts hofft, dass das Thor-Steinar-Geschäft im September schließt. Dann läuft der Mietvertrag aus.

Nach mehr als vierjährigem Protest gegen den Tønsberg-Laden, der Mode der bei Neonazis beliebten Marke Thor Steinar verkauft, hofft die Bürgerinitiative Glinde gegen rechts auf ein baldiges Ende. Im September laufe der Mietvertrag aus, verkündeten Initiativensprecher bei ihrem Neujahrsempfang. Dann könnte der rechte Modeladen das letzte Mal seine Jalousien öffnen.

Allerdings sieht Initiativen-Sprecher Hans-Jürgen Preuß noch eine Hürde. Nach seinen Informationen sehe der Mietvertrag eine sogenanntes „Optionsrecht“ vor, das den Mieter befuge, einseitig die Fortsetzung des Mietverhältnisses zu verlangen. Vermieter Jürgen Herbst war am Wochenende für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Eine von ihm angestrengte Räumungsklage war 2012 vor dem Landgericht in Lübeck abgewiesen worden.

Dass die Initiative dennoch selbstbewusst in das vermeintlich letzte Jahr der Mahnwachen geht, hat mehrere Gründe. „Wir nehmen wahr, dass immer weniger Kunden kommen“, sagt Hans-Jürgen Preuß. Außerdem sehe der Laden „immer runtergekommener aus“, obwohl die dahinter stehende Firma über ausreichend Geld verfüge. Das könnten Indizien sein, den Standort Glinde aufzugeben.

Mitglieder der Initiative stehen auch bei eisiger Kälte mit Transparenten vor dem Laden

Beim Neujahrsempfang im Gemeindehaus der katholischen Kirche Zu den Heiligen Engeln waren der Mut und die Hoffnung zu spüren, den ungeliebten Laden aus der Stadt vertreiben zu können. Täglich stehen Mitglieder – auch bei eisiger Kälte oder Dauerregen – mit Transparenten vor dem Geschäft an der Möllner Landstraße.

Rund 30 Unterstützer waren zusammengekommen, kamen ins Gespräch, folgten aufmerksam den Rednern und skandierten gemeinsam den auf die Melodie von „Baby, come back“ von den Equals gedichteten Song „Tønsberg muss weg!“, den das Duo Nomi & Mac gemeinsam mit der Band Einklang anspielte. „Heja – Tønsberg muss weg!“

„Wir haben alle das gleiche Ziel“, sagt Inga Stöckmann, die mit Ehemann Helmut nicht nur als Nomi & Mac auftritt, sondern sich auch in der Initiative engagiert. „Das Besondere ist“, sagt die Reinbekerin, „dass jeder mitmachen kann.“ Man müsse sich weder in einer Partei organisieren noch große Reden schwingen. Allein die Anwesenheit bei der Mahnwache setze ein Zeichen.

Großen Respekt für die Beharrlichkeit der Glinder Initiative zeigte auch Murat Gözay, Grünen-Abgeordneter in der Hamburger Bürgerschaft. Der Politiker mit türkischen Wurzeln folgte einer Einladung der Initiative. „Es ist mir wichtig, Menschen zu motivieren, die sich ehrenamtlich gegen Rechtsextremismus engagieren“, so Gözay. „Das gilt besonders in einer Zeit, in der die Stimmung im Land weiter nach rechts abzurutschen droht.“

Es sei auch wichtig, auf die Ängste und Sorgen der Menschen einzugehen und mit denen, die sich immer weiter radikalisierten, das Gespräch zu suchen. „Aufklärungsarbeit“ nennt Gözay das, der in seiner Rede auch über die Aufnahme Flüchtender aus Krisen- und Kriegsgebieten und die Kosten sprach: „Integration ist eine Investition in die Zukunft, vielleicht nicht heute und morgen, aber übermorgen.“

Arif Tokicin, Vorsitzender der Glinder Moschee, lobte die Gastgeber: „Ich bin stolz, dass es so eine Initiative in Glinde gibt, an deren Durchhaltevermögen man sich ein Beispiel nehmen sollte.“ Islamische Gemeinde und Initiative waren sich im Jahr 2012 näher gekommen, als die Moschee zwölf Lampedusa-Flüchtlinge aus Hamburg aufgenommen hatte. Tokicin verurteilte die sexuellen Übergriffe auf Frauen an Silvester und sprach auch über die jüngsten Terrorangriffe in Istanbul. „Die Täter aus Köln und Hamburg müssen erwischt und abgeschoben werden“, so Tokicin.

Am Ende überreichte die Initiative dann noch neue Fahnen, die den Aktivisten helfen sollen, auch zum vermutlichen Abschluss der Mahnwachen auf sich aufmerksam zu machen. Fest steht zudem: Selbst wenn der Laden im September schließen sollte, wollen die Glinder weitermachen, für mehr Menschlichkeit, gegen das Vergessen und gegen neue Formen von Rassismus und Ausgrenzung.

Von Montag bis Freitag treffen sich die Aktivisten jeweils zwischen 16 und 18 Uhr vor dem Laden in der Möllner Landstraße 37c, am Sonnabend zwischen 13 und 15 Uhr. Weitere Informationen rund um den umstrittenen Modeladen, zur Geschichte der Initiative und zu aktuellen Terminen auf www.notonsberg.de.