Glinde. Neue Ausstellung und Demo: Bürgerinitiative protestiert seit vier Jahren gegen den Modeladen, der die Marke Thor Steinar verkauft.
Vor vier Jahren eröffnete der Tønsberg-Laden an der Möllner Landstraße in Glinde. Seitdem wird dort die bei Rechtsextremen beliebte Modemarke Thor Steinar verkauft. Genauso lange besteht die Bürgerinitiative Glinde gegen rechts. Mit Demonstrationen, täglichen Mahnwachen vor dem Geschäft und vielen weiteren Aktionen setzt sich die Initiative für die Schließung des Ladens ein. Bisher vergeblich. „Unser Hauptziel haben wir nicht erreicht, der Laden ist noch da“, sagt Hans-Jürgen Preuß von der Bürgerinitiative. „Aber wir haben weit über Glinde hinaus auf das Thema aufmerksam gemacht.“
Tønsberg, Larvik, Oseberg und Haugesund – Namen norwegischer Städte, mit denen Hans-Jürgen Preuß nicht nur skandinavische Landschaftsbilder assoziiert. Für ihre Geschäfte wählten die Betreiber der Modemarke Thor Steinar bewusst norwegische Städtenamen, um zu provozieren. Nachdem Hitlers Wehrmacht Norwegen besetzt hatte, befand sich in Tønsberg ein Konzentrationslager, auch als Lager „Berg“ bekannt.
„Es ist ein Skandal und eine Unverschämtheit, den Laden so zu nennen“, sagt Preuß. Außer in Glinde befinden sich in Berlin, Hannover und Schwerin drei weitere Thor-Steinar-Läden mit dem Namen Tønsberg.
Geiger Ian Mardon eröffnet Schau im Bürgerhaus mit Klezmer-Musik
Im Glinder Bürgerhaus erinnert die Ausstellung „Tønsberg und Thor Steinar – vom nationalsozialistischen Konzentrationslager zum rechten Szene-Laden“ vom 11. bis zum 19. September an das norwegische KZ. Ebenso informiert die Ausstellung über deutsche Konzentrationslager, Judenverfolgungen in Norwegen und Deutschland sowie über die umstrittenen Thor-Stei-nar-Läden.
Eröffnet wird die Ausstellung am Donnerstag, 10. September, um 18 Uhr im Kaposvar-Zimmer des Glinder Bürgerhauses. Der Geiger Ian Mardon, der auch an der Musikschule Glinde unterrichtet und das Hamburger Chamber Orchester leitet, spielt Klezmer-Musik. Die Öffnungszeiten entsprechen denen der Glinder Stadtbücherei.
Bjarte Bruland, der Chefkurator des Jüdischen Museums in Oslo, lieferte wissenschaftliche Forschungen über das Lager in Tønsberg. Im Oktober und November 1942 wurden norwegische Juden verhaftet und in das Konzentrationslager Berg gebracht. Noch im selben Jahr wurden 230 Juden aus dem Lager gebracht und mit Zügen und Schiffen in das Konzentrationslager Auschwitz deportiert. Das Chemnitzer Bündnis „Bunter Brühl“ (BBB) erarbeitete aus diesen Informationen eine Ausstellung, die an die Glinder Bürgerinitiative ausgeliehen wurde.
Genauso wie die Glinder Bürgerinitiative macht sich das sächsische BBB gegen Thor Steinar stark. Im März 2012 hatte das Bündnis gegen ein Geschäft im Chemnitzer Stadtteil Brühl protestiert, weil der Name „Brevik“ sehr an den norwegischen Massenmörder Anders Breivik erinnere. Die Betreiber benannten den Laden in Tønsberg um.
Für die Glinder Initiative geht der Protest unvermindert weiter. Preuß: „Totschweigen ist keine Lösung. Damit dulden wir, dass in Glinde ein Laden existiert, den wir nicht haben wollen.“ Die Mahnwachen vor dem Laden werden weiterhin täglich zwischen 16 und 18 Uhr gehalten.
Für Sonnabend, 19. September, planen die Initiative und das Glinder Parteienbündnis eine Demonstration. Treffpunkt ist um 12.30 Uhr am Glinder Markt. Von dort ziehen die Teilnehmer zum Glinder Berg und setzen mit bunten Luftballons ein Zeichen gegen Rechtsextremismus.