Grosshansdorf. Ahrensbureger und Großhansdorfer patrouillieren seit Jahren selbst in ihren Wohngebieten. Sie fordern höheres Strafmaß für Einbrecher.

„Einbrüche werden nicht durch Polizeibeamte verhindert, die auf Streife unterwegs sind, sondern durch Bürgerinnen und Bürger, die ihre Augen und Ohren offen halten.“ Der das sagt, muss es wissen: Joachim Kube ist Vorsitzender der Bürgerinitiative „Mehr Sicherheit für Großhansdorf“. Seit 22 Jahren patrouillieren er und seine Mitstreiter durch die Waldgemeinde, um nach verdächtigen Vorkommnissen oder auffälligen Personen Ausschau zu halten. Auch in Ahrensburg sind Bürger in der gleichen Sache aktiv. Klaus-Peter Trost, der Vorsitzende des Ahrensburger Vereins Bürger für Sicherheit (BfS), sagt zum Abendblatt: „100 unserer 350 Mitglieder ziehen regelmäßig durch die Straßen der Stadt.“

Bargeld, Schmuck und Kleidung am häufigsten gestohlen

Ehrenamtliche Tätigkeiten wie diese sind angesichts der aktuellen Lage hilfreicher denn je. Am Mittwoch erst gab Schleswig-Holsteins Innenminister Stefan Studt (SPD) bekannt gab, dass in 2015 landesweit 8600 Mal in Wohnungen oder Häuser eingebrochen wurde. Im Jahr zuvor hatte die Zahl noch bei 7500 gelegen. Dabei steht Stormarn weiterhin ganz oben auf der Beliebtheitsskala der Verbrecher. Allein in den Monaten Oktober und November wurden wurden laut Polizeidirektion Ratzeburg 277 Taten angezeigt. 122 davon lagen in der Zuständigkeit der Polizeidienststelle in Ahrensburg.

Wann zahlt die Versicherung, wann nicht?

Gegenstände, die gestohlen wurden und bis zu einem Höchstwert auch Bargeld ersetzt die Hausratversicherung. Sie zahlt außerdem auch bei Schäden durch Feuer, Hagel und Rohrbrüchen.

Versicherte sollten teure Gegenstände fotografieren oder die Kaufbelege aufbewahren. Denn der Besitz gestohlener Dinge muss nachgewiesen werden, damit die Versicherung im Falle eines Einbruchs leistet.

Verschaffen sich die Einbrecher durch ein gekipptes Fenster oder eine gekippte Balkontür Zugang zum Haus oder zur Wohnung, kommt die Versicherung nicht für den entstandenen Schaden auf.

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Die Methoden der Kriminellen haben sich laut Joachim Kube innerhalb der vergangenen Jahre stark verändert. „Früher gab es weitaus mehr Beschaffungskriminalität“, sagt er. „Die Einbrecher gingen wahlloser vor. Um Drogen kaufen zu können, genügten ihnen schon 20 oder 30 Euro.“ Heutzutage, so Kube, kundschaften die Täter Häuser genau aus und überprüfen, wo etwas zu holen ist. „Das deutet auf Gruppen hin, die sich ausgiebig auf den Ablauf des Einbruchs vorbereiten, bevor sie zur Tat schreiten.“ Die Einbrecher haben es dabei übrigens nicht immer auf Flachbildfernseher oder Laptops abgesehen. „Am häufigsten werden Bargeld und Schmuck gestohlen“, sagt Birgit Prager, Leiterin der Präsenz- und Ermittlungsgruppe Wohnungseinbruch (PEG-WED) auf Anfrage des Abendblattes. Außerdem, so Prager, lassen Einbrecher auch gern Kleidungsstücke mitgehen. „Wenn die beispielsweise eine schöne Jacke sehen, wird die mitgenommen“, sagt die Polizistin.

Bürger gehen 250 Mal im Monat auf Streife

Um all das zu verhindern, gehen die Mitglieder von „Mehr Sicherheit für Großhansdorf“ 250 Mal im Monat auf Patrouille durch ihre Gemeinde. In 22 Jahren haben sie dabei drei Einbrecher auf frischer Tat ertappen können. Das klingt wenig. Jedoch geht es laut Joachim Kube auch gar nicht um die Jagd auf Verbrecher, sondern darum, alles zu melden, was verdächtig erscheint. „Zum Beispiel Leute, die Häuser fotografieren, sich auffällig oft umgucken.“

Die Haupttätigkeit der Initiative und auch des Ahrensburger Vereins BfS sei Prävention. Diese ist laut Kube immer noch am hilfreichsten. Denn Einbrecher, so der Großhansdorfer, lassen sich nur sehr selten auf frischer Tat ertappen. „Deswegen glaube ich auch nicht, dass zusätzliche Polizeibeamte hilfreich sind“, sagt er. „Wenn wir in 22 Jahren auf Tausenden Streifzügen genau drei Einbrecher erwischen, ist die Chance, dass die Polizei, die weitaus weniger unterwegs ist, Kriminelle ertappt, gleich null.“

Wie auch viele Kommunalpolitiker hält der Bürgerinitiativen-Vorsitzende es daher für erforderlich, das Strafmaß für Einbrecher zu erhöhen. „Schon allein wegen der psychischen Probleme, die bei Opfern dieser Taten auftreten können“, sagt Kube. „Eine Großhansdorferin war wegen eines Einbruchs so fertig, dass sie ihr Haus verkaufen musste.“ Eine andere, so Kube, befindet sich seit langer Zeit wegen Angstzuständen in klinischer Behandlung. Klaus-Peter Trost sieht das ähnlich: „Nicht der Sachschaden ist das Schlimmste an einem Einbruch, sondern das Gefühl, in den eigenen vier Wänden nicht mehr sicher zu sein.“